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Sterne über Sansibar - Vosseler, N: Sterne über Sansibar - Die diamantene Zisterne

Sterne über Sansibar - Vosseler, N: Sterne über Sansibar - Die diamantene Zisterne

Titel: Sterne über Sansibar - Vosseler, N: Sterne über Sansibar - Die diamantene Zisterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole C. Vosseler
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erwächst«, erklärte sie, als sie sich neben ihre Schwester an das Fenster stellte. »Aber ich bedaure nicht, was ich getan habe. Das nicht.«
    Um Khadujs Mundwinkel zuckte es. »Bedeutet dir dieser Mann wahrhaftig mehr als deine Familie? Mehr als unsere Traditionen und Glaubensregeln?«
    Auch Salimas Lippen kräuselten sich und verzogen sich unschlüssig, dann sagte sie: »Lasst ihr mir denn eine andere Wahl? Er hat mich nie zu etwas gezwungen, er hat nie etwas gefordert, und er hat mich nie bedroht, er ist mir stets mit Achtung und Zuneigung begegnet. Und ihr? Was tut ihr?«
    Khaduj schlug die Augen nieder. Salima stellte fest, wie wenig sie doch über ihre Schwester wusste, obwohl sie lange Zeit unter einem Dach gewohnt, später einander besucht undso viel miteinander geteilt hatten. Khaduj schien immer vollauf zufrieden gewesen zu sein mit ihrem Los, erst als Erste Frau in Beit il Watoro, dann als Schwester des Sultans. Doch was Khaduj insgeheim dachte, was sie ersehnte, begehrte, wünschte, das war immer im Verborgenen geblieben.
    »Du hättest Sansibar schon vor langer Zeit verlassen sollen«, bemerkte Khaduj sanft, und etwas in ihrem Tonfall ließ Salima aufhorchen. »Da ist etwas in dir, das dich nicht in deinen Grenzen hält, etwas, das dich geradezu in die Fremde drängt.«
    »Hilf mir, Khaduj«, wisperte Salima in den Riss hinein, der sich in der harten Fassade ihrer Schwester gezeigt hatte und der sich langsam ausbreitete. »Ich bitte dich, hilf mir und meinem Kind.«
    Obwohl Khaduj regungslos auf der Stelle stand, vermeinte Salima wahrzunehmen, wie diese innerlich in Bewegung geriet. Als brächen mit jedem Atemzug weitere Sprünge und Spalten in ihrem Panzer auf, der dick und verhornt war wie bei einer Schildkröte und hinter dem sich ihre Menschlichkeit verbarg.
    »Ich beneide dich, Salima«, flüsterte Khaduj. »Um deine Unerschrockenheit. Um deinen Mut, allen die Stirn zu bieten. Und um das Leben, das noch vor dir liegt.«

    Die Freiheit schien für Salima zum Greifen nahe. Eine Freiheit, die sie in dieser Form nie ersehnt hatte und die sie nun doch mit jeder Faser ihres Seins herbeiwünschte. Ein wenig mehr mit jedem Tag, der aus ihrem Leben in der Steinstadt ein Gefängnis machte. Keine Wachen vor der Tür waren dazu notwendig; es genügten die abweisenden, zuweilen gar hasserfüllten Blicke der Menschen, das feindselige Getuschel, das die Luft vibrieren ließ, bedrohlich aufgeladen wie kurz vor einem schweren Gewitter. Es waren Tage, in denen jedes Geräuschsie auffahren ließ, weil es bedeuten mochte, dass die Soldaten des Sultans im Anmarsch waren, um sie abzuholen. Wahnhafte Vorstellungen von gedungenen Mördern, von Gift in Speis und Trank und von ihrer eigenen Hinrichtung beherrschten ihr Dasein, und es kostete sie große Anstrengung, bei klarem Verstand zu bleiben.
    Es war Heinrich, der ihr dabei half, nicht verrückt zu werden in diesem Gespinst aus Angst und Bedrohung, aus quälenden Gedanken und Ahnungen, das sich wie ein Netz enger und immer enger um ihr Haus zusammenzuziehen begann. Heinrich, der kühl und nüchtern blieb, der plante und vorbereitete, innerhalb des geschützten Raumes, den Khaduj durch ihre Anwesenheit im Hause schuf – als Tugendwächterin und Gefängnisaufseherin von Majid hierher entsandt, aus freiem Willen und Mitgefühl zur Verbündeten des jungen Paares geworden. Und nur ganz langsam sickerte in Salimas Bewusstsein hinein, was zu tun sie im Begriff war.
    »Ist das denn wirklich nötig?« Mit dem Nagel des Zeigefingers kratzte sie an ihrem Daumen herum und starrte auf die Papiere, die Heinrich vor ihr ausgebreitet hatte.
    »Nun, wenn du verhindern willst, dass du die shambas oder ihren entsprechenden Gegenwert verlierst«, kam Heinrichs trockene Antwort. »Ich halte es für wahrscheinlich, dass du deine Rechte daran verlierst, sobald du Sansibar verlassen hast.«
    Sobald du Sansibar verlassen hast … , hallte es in ihr wider, und sie ballte die Hände zu Fäusten. Nie, nie will ich für immer von Sansibar fortgehen , hatte sie als Kind einmal beschlossen, und nun war sie dennoch bereit, ihrer Heimat den Rücken zu kehren.
    »Vielleicht kann ich Majid doch noch gnädig stimmen«, murmelte sie, mehr zu sich selbst denn zu Heinrich. Und dabei wusste sie doch, dass es nicht an Majid allein hing. SelbstHamdan, Jamshid und Abd il Wahab hatten nichts mehr von sich hören lassen, seit ihre Untat ruchbar geworden war. Die Stimmung auf der Insel war gegen sie; der Name

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