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Sterne über Sansibar - Vosseler, N: Sterne über Sansibar - Die diamantene Zisterne

Sterne über Sansibar - Vosseler, N: Sterne über Sansibar - Die diamantene Zisterne

Titel: Sterne über Sansibar - Vosseler, N: Sterne über Sansibar - Die diamantene Zisterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole C. Vosseler
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Würde Heinrich denn verstehen können, wie widerwärtig ihr diese Vorstellung war? Er, der in einem Glauben aufgewachsen war, der keine Unterscheidung kannte zwischen reinen Speisen und unreinen? Auch dafür schämte Emily sich: dass sie sich als derart heikel erwies und sich an eine unbedenkliche Kost aus Eiern, Keksen, Obst und Tee hielt – und dass sie Heinrich, dem Mann, den sie liebte, dem sie in sein Land folgte, dem Vater ihres Kindes, all dies nicht anvertrauen mochte.
    »Ich habe keinen Appetit«, entgegnete sie daher nur; ihre Ausrede, wenn sich jemand nach den Gründen für ihre kärgliche und eingeschränkte Kost erkundigte.
    »Dich bedrückt doch etwas.«
    »Ich muss nach dem Kleinen sehen«, entgegnete Emily ausweichend und wandte sich um in dem Versuch, sich dadurch Heinrichs beharrlichen Nachfragen zu entziehen.
    »Dem geht es gut«, erwiderte dieser und hielt sie am Arm zurück. »Bei Teresa und Mrs Evans ist er in den besten Händen.«
    Obwohl selbst kinderlos, besaß Teresa Macías durch zahllose Neffen und Nichten, von denen sie manche eigenhändig großgezogen hatte, einen reichen Erfahrungsschatz, was Kinder betraf. Sie war ganz vernarrt in den kleinen Heinrich, den sie seit seinem ersten quäkenden Atemzug liebte wie ein leibliches Enkelkind. Ebenso wie ihr und ihrem Mann Emily und Heinrich lieb geworden waren wie eigene Kinder und sie sich deshalb entschlossen hatten, das junge Paar auf der Überfahrt nach Frankreich zu begleiten, wo die Macías ein Haus besaßen. Und Mrs Evans, eine englische Bekannte der Macías, sollte Emily die erste Zeit in ihrer neuen Heimat als Zofe, Gesellschafterin und Kindermädchen für klein Heinrich zur Hand gehen.
    »Wirklich«, bekräftigte Heinrich, als er Emilys misstrau - ischen Blick auffing. »Als ich ging, um dich zu suchen, strampelte er gerade pudelnackt auf einem Leintuch herum und quiekte vor Vergnügen.«
    Emilys Mundwinkel kräuselten sich bei dieser Vorstellung. Diese Andeutung eines Lächelns sprang auf Heinrich über, dann wurde er wieder ernst. »Es geht um das Versprechen, das dir Madame Colbert abgenommen hat, nicht wahr?«
    Ihre dunklen Augen wichen den seinen aus, und angespannt kaute sie auf ihrer Unterlippe. Aufgrund der stickigen und unerträglich heißen Luft in den Kabinen war der luftige Salon seit einigen Nächten zum Schlafsaal in Form eines Matratzenlagers umgestaltet worden. Männer, Frauen und Kinder der ersten Klasse schliefen in einem bunten Durcheinander gemeinsam in diesem einen Raum: die Herren in Nachthemden und langen Unterhosen; die Damen inknöchellangen Hemden und in einem Unterrock. In Emily hatte sich alles dagegen gesträubt, sich ebenfalls in solch dünnen Stoffen vor Fremden zu zeigen, wie sie auch ob der Schamlosigkeit des Aufzugs ihrer Mitpassagiere rote Wangen bekam. Keiner schien sich etwas dabei zu denken – nur sie, Emily, wusste nicht, wo hinsehen vor Verlegenheit.
    »Es tut mir leid, wenn du dich von mir verraten fühlst, weil ich Madame Colbert um Rat gebeten habe.«
    Madame Colbert, eine elegante, feingliedrige Französin, die schon lange auf Mauritius lebte und ihrer alten Heimat einen Besuch abstattete, hatte so lange auf Emily eingeredet, ihr versprochen, stets neben ihr zu liegen und sie dadurch ein wenig von den anderen Mitreisenden abzuschirmen, bis Emily schließlich nachgegeben und eingewilligt hatte.
    Sie setzte zur Widerrede an, aber Heinrich fuhr unbeirrt fort: »Ich wusste mir nicht mehr anders zu helfen. Du kannst bei dieser Hitze nicht unten schlafen. Nicht in dieser Luft.« Als Emily in widerstrebender Einsicht nickte, legte sich seine Hand um ihr Kinn, und sein Daumen fuhr über das Grübchen. »Auch wenn ich zugeben muss, dass der Anblick von Mr Jennings’ Stachelbeerbeinen und den mächtigen weißen Waden von Madame Villefranche für mich ebenfalls gewöhnungsbedürftig zu nennen ist.«
    In Emily stieg ein Lachen auf, das hell aus ihrem Mund perlte und all ihren Kummer vertrieb.
    »Ich weiß, das ist alles neu und schwer für dich«, flüsterte er, als er sie an sich zog. »Wenn es etwas gibt, was ich tun kann, um es dir leichter zu machen, sag es mir. Was auch immer es ist – ich werd’s versuchen.«
    Emily schloss die Augen, erwiderte Heinrichs Umarmung, so fest sie konnte.
    Es genügte, dass er da war. Was auch immer ihr neues Leben an Ungewöhnlichem, an Befremdlichem oder garBeängstigendem bereithalten mochte – solange Heinrich bei ihr war, würde sie alles ertragen

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