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Sterne über Sansibar - Vosseler, N: Sterne über Sansibar - Die diamantene Zisterne

Sterne über Sansibar - Vosseler, N: Sterne über Sansibar - Die diamantene Zisterne

Titel: Sterne über Sansibar - Vosseler, N: Sterne über Sansibar - Die diamantene Zisterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole C. Vosseler
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was in ihrem Kopf vorging. Schuldig, weil er das Seine dazu beigetragen hatte, dass sie zum Christentum übergetreten war.
    »Hast du – Heimweh ?« Eine Frage, die auf Suaheli begann und auf Deutsch endete.
    Heim-weh. Emily blinzelte verwirrt ob dieses fremden Wortes. »Was bedeutet das?«
    »Sehnsucht nach Sansibar?«, erläuterte er. »Nach allem, was du zurückgelassen hast? Tut dir der Gedanke daran weh?«
    Es war keine ganz treffende Antwort darauf, was ihr fehlte, aber auch keine grundfalsche; eine, mit der sie beide gewiss leben konnten. Sie nickte, und die Tränen lösten sich, rannen über ihre Wangen.
    Heimweh.
    Nach Ich liebe dich der zweite Ausdruck, den Emily auf Deutsch lernte.
39
    Marseille . Auch nach all den Jahren hatte dieser Name nichts von seiner Zauberkraft verloren. Nichts von seinem verlockenden, weichen Geschmack, den Emily als kleines Mädchen dabei im Mund gehabt hatte.
    Wenn auch ihre Ankunft dort wenig Zauberhaftes besaß. Nach der Fahrt mit der Eisenbahn – das erste Mal, dass Emily ein solches Wunderwerk der Technik sah – von Cairo nach Alexandria und der Überquerung des dunkelblauen Mittelmeeres an Bord eines weiteren Dampfers betrat Emily im Hafen französischen Boden. Und obwohl es Sommer war und die Sonne vom Himmel auf den vor Menschen wimmelnden Kai, auf das Gedränge von Booten, Segelschiffen und Dampfern herunterbrannte, fror sie entsetzlich in ihrem Kleid aus dünnem Musselin, auch noch, als Madame Colbert so freundlich war, ihr ein wollenes Umschlagtuch über die Schultern zu legen.
    Im Zollhaus wartete die nächste unangenehme Überraschung auf sie. Während Emily, ihren in eine Decke gewickelten Sohn auf dem Arm, mit Teresa zwischen anderen weiblichen Reisenden wartete, hießen uniformierte Beamte Heinrich und Bonaventura die Koffer öffnen und durchwühlten mit groben Händen die Habseligkeiten, die sie aus Sansibar und aus Aden mitgebracht hatten. An Bonaventura Macías’Gepäck gab es nichts zu beanstanden; er durfte die Schlösser seiner Koffer wieder zuschnappen lassen und sie einem der bereitstehenden Träger übergeben. In einem von Heinrichs Koffern befand sich jedoch etwas, das die Zollbeamten ihre Stimmen erheben, sie aufgeregte Gesten machen ließ. Emily sah, dass Heinrich erst ruhig und bestimmt, dann ebenfalls mit zunehmender Heftigkeit eine Diskussion mit den Uniformierten führte.
    »Kannst du den Kleinen kurz nehmen?«, wandte sie sich an Teresa, die dem Kind sofort eifrig die Hände entgegenstreckte und Mrs Evans’ ebenfalls helfend angebotene Hand mit dem Ellenbogen rüde beiseiteschob. »Ich will nur eben nachsehen, was dort vor sich geht.«
    Sie drängte sich zwischen den anderen Reisenden hindurch, hinüber zu Heinrich. »Gibt es Schwierigkeiten?«
    »Es geht um deinen Schmuck«, gab er gepresst zur Antwort. Emily hörte heraus, wie er sich um einen ruhigen Tonfall ihr gegenüber bemühte, und doch konnte er seine Verärgerung nicht verbergen. Jetzt erst sah sie, dass der Stoffbeutel, in dem sie ihr Geschmeide von Sansibar mitgebracht hatte, aufgezogen im aufgeklappten Koffer zwischen ihrer Wäsche lag und wie einer der Zollbeamten hineingriff, um die Ohrgehänge, die Ketten und Armreifen zu befingern.
    »Sie wollen nicht glauben, dass das alles dein Eigentum sein soll, sie sind überzeugt, dass wir solche Mengen davon mit uns führen, um sie hier in Frankreich mit Gewinn zu verkaufen.«
    Beinahe hätte Emily laut herausgelacht, denn was sie in jener Nacht von der Insel gebracht hatte, war bei Weitem nicht alles gewesen, was sie besaß. Das meiste davon war schon längst in Hamburg angekommen. Doch vor allem war sie besorgt, fühlte sich hilflos, wie ausgesetzt in diesem fremden Land, von dessen Sprache sie keine Silbe verstand. Heinrichjedoch beherrschte das Französische, sehr gut sogar. Die Arme verschränkt, um ihr Frösteln zu unterdrücken, lauschte Emily gebannt, als er sich wieder den Beamten zuwandte und mit energischer Stimme weitersprach. Und sie zuckte zusammen, als sie ihn ihren alten Namen erwähnen hörte: »… Sayyida Salima. Princesse de Zanzibar.«
    Sie wurde rot, als die Widerworte der Uniformierten augenblicklich erstarben und diese sie schweigend und unverhohlen neugierig anstarrten, bevor sie sich ehrerbietig verbeugten. Was einige der Reisenden, die in der Schlange für die Zollabfertigung warteten, auf sie aufmerksam machte, woraufhin sie sie ebenfalls interessiert musterten und zu tuscheln begannen.
    So unangenehm Emily

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