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Sternen Stroemers Lied - Unter dem Weltenbaum 02

Sternen Stroemers Lied - Unter dem Weltenbaum 02

Titel: Sternen Stroemers Lied - Unter dem Weltenbaum 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglass Sara
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mit dem Gralssee. Ogden und Veremund, die beiden Unzertrennlichen, mit dem Kesselsee. Jack mit dem Farnbruchsee und der Mutter. Und Zecherach mit dem See des Lebens, dem magischsten von allen, wie es hieß. Jahrtausendelang hatte Sigholt sich an seinem Ufer erhoben. Nun bewachte die Festung nur eine verschneite Senke. Und im Sommer nicht einmal das.
    Jemand hatte das ganze Wasser abgelassen. Vielleicht hatte einer der fürchterlichen Herzöge von Ichtar das angeordnet, irgendwann in den letzten zweitausend Jahren. Und nun war der See tot.
    Mit ihm war die Liebe zum Leben erloschen, fortgeweht wie der Staub, der seitdem das Becken bedeckte. Zecherach. Jack senkte den Kopf und weinte. Nicht um die Prophezeiung, sondern um einen Verlust, der ihn selber betraf. Zu einer anderen Zeit war Zecherach einmal seine Frau gewesen.
    Alle Wächter hatten einst dem verlorenen vierten Volk von Tencendor angehört – den Charoniten. Den Fährleuten, die ihre Boote durch die Wasser der Unterwelt steuerten.

19 D ER E RDBAUMHAIN

    »Er wird durchkommen, Goldfeder, aber für eine Weile kann er wohl nicht mehr fliegen. Seht diese beiden Wunden, sie haben die Flugmuskeln an seiner Brust zerrissen. Bis sie verheilt sind, vergeht einige Zeit.« Barsarbe seufzte. Die Nachwirkungen der furchtbaren Nacht, die hinter ihnen lag, waren ihr deutlich anzusehen. Die Zauberer und Zaubererpriester, die überlebt hatten, kümmerten sich jetzt um die Verwundeten. »Sobald er zum Krallenturm und seinen heißen Quellen zurückgekehrt ist, wird der Heilungsprozeß schneller vonstatten gehen.«
    »Ich danke Euch, Magierin Barsarbe. Ihr habt Euch selbst übertroffen.« Die Awarin versorgte schon seit Stunden Sternenströmers Verletzungen, nähte die Schnitte zusammen und legte Kräuter auf die tieferen Wunden, um sie vor Entzündungen zu schützen und die Heilung voranzubringen.
    Eine kleine Gruppe hatte sich um den Ikarier unter dem Erdbaum versammelt. Rabenhorst, sein Sohn Freierfall, Abendlied und Aschure. Goldfeder saß neben ihrem Mann, und Sorge malte sich deutlich auf ihrem Gesicht. Ein paar Schritte entfernt hielten fünf Ikarier von der Luftarmada Wache, um den Krallenfürsten und seinen Erben zu schützen. Stechdorn hatte Rabenhorst und Freierfall beim Angriff der Skrälinge geradezu gezwungen, sich aus dem Hain in die Nachtluft zu erheben, und Flugsoldaten hatten die beiden vor aller Gefahr abgeschirmt, bis das Schlimmste vorüber gewesen war.
    Abendlied hatte Goldfeder gerettet. Als die Geister Pease gepackt hatten, hatte die Tochter ihre Mutter umschlungen und unter Aufbietung aller Kräfte hinauf in die Baumwipfel getragen. Obwohl Ikarier über eine beträchtliche Stärke verfügten, reichte sie doch nur selten aus, einen Menschen mit in die Lüfte zu erheben.
    Nun saß sie nahe beim Vater und sah zu, wie Barsarbe sich um ihn kümmerte. Abendlied war eine sehr anziehende Frau, die vom Onkel die violetten Augen und vom Vater das goldene Haar mitbekommen hatte. Wie alle Ikarierinnen trug sie ihre Lockenpracht sehr kurz geschnitten. Die Oberseite ihrer Schwingen wies die gleiche Goldfärbung auf wie ihr Haar, während sie sich die Unterseite passend zu ihren Augen bemalt hatte. Wenn Abendlied durch die Luft flog, bekam man ein Wunder in Gold und Violett zu sehen. Aber jetzt hatte sie die Flügel eingezogen und zusammengelegt. Die Muskeln an Rücken und Brust brannten ihr noch von der gestrigen Anstrengung. Goldfeder und sie hatten sich im Wipfel ängstlich aneinander festgehalten und das Massaker unter ihnen verfolgt. Vor Furcht wagten sie nicht einmal zu schreien, als der Skräbold Sternenströmer angegriffen hatte. Und wie hätten sie ihm helfen können?
    Abendlied hatte den Angriff auf die Versammlung und ihren Vater immer noch nicht verwunden, genauso wenig wie die Nachricht, unvermittelt einen älteren Bruder bekommen zu haben. Sie wußte nur, daß ihre Eltern am Anfang ihrer Beziehung ein Kind verloren hatten und der Schmerz darüber bei ihnen immer noch anhielt. Und jetzt erfuhren sie plötzlich, daß dieses Kind noch lebte. Abendlied war als Einzelkind aufgewachsen und mußte sich erst daran gewöhnen, daß irgendwo ein Bruder lebte, der auch noch die besonderen Fähigkeiten Sternenströmers geerbt haben sollte. Schon als Mädchen hatte sie immer gespürt, wie sehr ihr Vater sich wünschte, sie würde einmal seinen Zauberermantel erben. Aber er hatte seine Enttäuschung gut zu verbergen gewußt, als sich herausstellte, daß seine Tochter

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