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Sternen Stroemers Lied - Unter dem Weltenbaum 02

Sternen Stroemers Lied - Unter dem Weltenbaum 02

Titel: Sternen Stroemers Lied - Unter dem Weltenbaum 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglass Sara
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seinem obersten Herrn in das Burginnere.
    Faraday sah ihm noch ein Weilchen hinterher und beugte sich dann über Belial, fühlte ihm die Stirn und tastete seinen Oberkörper ab. »Kommt, ich helfe Euch.«

18 D ER S EE DES L EBENS

    Jack stand regungslos in der kühlen Morgenluft. Der Wind zerzauste sein glattes blondes Haar, und er starrte nach Norden, von wo das Lied des Erdbaums zu hören war. Gemeine Menschen hätten es nicht hören können, aber für die Ohren eines Wächters vibrierte diese Musik in der frischen Luft und erfüllte seine Seele mit Ruhe. Der Erdbaum war erwacht, und Gorgrael würde seine Hände für geraume Zeit nicht nach Awarinheim ausstrecken können. Dieser Weg blieb ihm einstweilen versperrt, und er konnte seine Heerscharen nur noch über den Gorkenpaß nach Achar führen.
    Der Hirt hatte seine Schweine in einem geschützten Tal in den südlichen Urqharthügeln zurückgelassen und die vergangene Woche damit zugebracht, nach dem fünften Wächter zu suchen.
    Die Prophezeiung hatte nur fünf von ihnen auserwählt: Jack, den Wanderer und auch denjenigen, der den Großteil der Verantwortung für eine erfolgreiche Durchführung ihrer Aufgabe trug; Ogden und Veremund; Yr – und Zecherach. Seit über zweitausend Jahren hatten die anderen vier nichts mehr von Zecherach gehört oder gespürt. Das bereitete Jack Sorgen. Seit ihrer Erwählung hatten die Wächter meistens Abstand voneinander gehalten, da sie befürchteten, die Prophezeiung auszulösen, wenn sie zu lange zusammenblieben. Aber ihr Geist hatte ständig mit den anderen in Verbindung gestanden, auch wenn ihre Körper viele hundert Meilen voneinander getrennt waren. Nur mit Zecherach war es anders. Sie war verschwunden. Wenn Jack sie nicht aufspüren konnte, damit sie ihre Rolle bei der Erfüllung der Weissagung übernähme, wäre alles verloren. Spätestens als Axis in das Leben der Wächter getreten war, hätte die Fünfte erwachen und sich zeigen sollen.
    Der Hirt wußte, daß Gorgrael gestern nacht mörderisch zugeschlagen hatte. Natürlich in der Jultidennacht. Wie in früheren Jahren hätte Jack heute morgen die Freude der Sonne über ihre Wiederbelebung spüren müssen. Aber sie war nur halbherzig aufgegangen, und so behielt der Winter alles Land nördlich des Nordra weiter in seinem eisigen Griff. Der Wächter befürchtete also nicht ohne Grund, daß die Jultidenriten nicht zum Abschluß gekommen waren. Ihm blieb nur die Hoffnung, daß der vollzogene Teil ausreichte, die Sonne irgendwie bis zum Frühling in Bewegung zu halten.
    Tränen traten in seine Augen, wenn er an das Gemetzel dachte, das er im Erdbaumhain gespürt hatte. Jeder Todesschrei hatte an seiner Seele gezerrt. Und dennoch war es in der Stadt Gorken noch weitaus schlimmer zugegangen. Lebten Axis und Faraday überhaupt noch? Er wußte, daß Yr, Ogden und Veremund nichts Ernstliches zugestoßen war, weil er sie immer noch spürte. Hoffentlich hatte den Axtherrn beim Abwehrkampf nicht der Tod ereilt, wie so viele andere, deren Seelen Jack in der letzten Nacht begegnet war.
    Schier endlos waren sie durch den Strom der Nacht an ihm vorbeigezogen. Ikarier mit zerfetzten oder abgerissenen Flügeln. Awaren, die ihr Schicksal immer noch nicht begreifen konnten. Scharenweise Soldaten aus Gorken. Bar jeden Trostes waren sie am Fluß des Todes entlanggewandert, hin zum Großen Tor des Nachlebens. Als der letzte Soldat aus der Stadt an ihm vorbei war, hatte Jack sich wieder etwas beruhigt. Axis war nicht unter den Toten gewesen. Er durfte also weiter hoffen.
    Jack stand jetzt am Südausläufer des Sperrpasses in den Urqharthügeln. Die Garnison von Sigholt lag auf der anderen Seite, ein gutes halbes Dutzend Meilen entfernt. Von den Kämpfen in Gorken war dort bislang wenig zu spüren gewesen. Aber wenn Gorgrael erst einmal der Durchbruch gelungen war, würde diese Festung auch überrannt werden. Es sei denn, die uralte Magie des Ortes könnte etwas bewirken. Aber dem Hirten ging es in diesem Moment gar nicht so sehr um Sigholt, eine der drei verbliebenen Festen aus der Zeit Tencendors. Sein Blick richtete sich vielmehr auf die große Senke zu Füßen der Garnison und suchte nach ihren uralten Ufern. Eigentlich hätte sich dort ein See ausbreiten müssen. Eines der vier magischen Gewässer Tencendors. Doch davon war heute nichts zu erkennen. Der See war verschwunden. Und mit ihm Zecherach.
    Alle Wächter standen in der einen oder anderen Weise mit diesen Gewässern in Verbindung. Yr

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