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Sternen Stroemers Lied - Unter dem Weltenbaum 02

Sternen Stroemers Lied - Unter dem Weltenbaum 02

Titel: Sternen Stroemers Lied - Unter dem Weltenbaum 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglass Sara
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fließt. Sie benutzen Treppen, die von ihren Höhlen bis zur Oberwelt führen, wenn sie das Bedürfnis haben, ihre Welt zu verlassen. Nach diesen Stufen wollen wir nun suchen.«
    Dornenfeder entdeckte auf der Erhebung mit den Booten mehrere Fackeln. Er entzündete sie mit dem mitgeführten Zunder und verteilte sie an seine Soldaten. Die Gruppe drang in die Dunkelheit vor. Fünfzig Schritte weit erstreckte sich der Boden glatt und erstaunlich staubfrei – dann endete er abrupt vor einer Steinwand. Aschure sah Ramu, der neben ihr stand, besorgt an. Aber der Aware lächelte nur. »Nicht ohne Grund nennt man Sternenströmer einen der stärksten Zauberer, den die Ikarier seit vielen Generationen hervorgebracht haben. Schaut zu.«
    Axis’ Vater bedeutete seinen Begleitern, sich etwas entfernt hinter ihn zu stellen. Dann trat er vor die Wand und hielt eine Fackel hoch. Langsam ging der Zauberer in die Hocke und strich mit gespannter Aufmerksamkeit über den Stein. Er breitete seine Schwingen aus und bog sie nach vorn, um mit den Flügelspitzen die Wand zu berühren. Ein Rascheln wie von feinster Seide war zu hören.
    Auf einmal hielt Sternenströmer inne, klopfte einen Stein etwas nachdrücklicher ab und drehte sich dann mit einem Lächeln zu der Gruppe um. Im Schein der Fackel wirkte seine Miene wie die eines Lausbuben, der gerade jemandem auf die Schliche gekommen war.
    »Ich glaube, ich habe es gefunden. Die Charoniten verbergen ihre Mechanismen wohl, aber nicht gut genug, um einen ikarischen Zauberer zu täuschen.«
    Leise summend trat er von der Wand zurück und tippte im Takt dazu auf den Stein. »Ja, ja, ja« flüsterte er plötzlich aufgeregt, »hier ist es!« Sein Singsang wurde lauter und eindringlicher, und es waren nun auch einzelne Worte zu verstehen. Eine sonderbare, aber betörende Melodie, die langsam die ganze Höhle ausfüllte.
    Unvermittelt hörte Sternenströmer damit auf, ballte eine Hand zur Faust und schlug damit hart gegen den Stein.
    »Ecrez dontai Charon!« rief er, und die ganze Wand brach unter seiner Faust zusammen. Der Zauberer sprang rasch zurück und versuchte sich mit seinen Schwingen gegen den auf ihn niedergehenden Steinregen zu schützen.
    Goldfeder und Dornenfeder eilten ihm zu Hilfe. Der Zauberer war von Kopf bis Fuß in Staub gehüllt. Nur noch seine glänzenden Augen und kleine leuchtende Blutstropfen waren zu erkennen. Steinsplitter hatten seine Haut leicht geritzt. Aber Sternenströmer wollte sich nicht helfen lassen. Er schüttelte die beiden ab, grinste immer noch übers ganze Gesicht, deutete auf das, was die Wand bislang verborgen hatte, und rief: »Seht!«
    Die Reisenden erblickten Wandbilder aus schimmerndem weißen Marmor. Außerordentlich kunstvoll waren dort Frauen und Kinder in langen Gewändern dargestellt, die tanzten. Die Figuren wirkten so lebendig, daß Aschure beinahe glaubte, sie sich bewegen zu sehen. Unterbrochen waren die einzelnen Szenen von Säulen, die bis zur Decke emporwuchsen. In der Mitte der Wand war ein spitz zulaufender Marmorbogen eingelassen, der eine geschlossene Bronzetür umrahmte.
    Sternenströmer schüttelte sich, bis seine Flügel und sein Leib vom Staub befreit waren. Die Zauberei schien ihn zur Verwunderung aller nicht erschöpft, sondern im Gegenteil belebt zu haben. Er nahm Goldfeders Hand und lächelte sie an: »Ich erinnere mich, Euch einmal Wunder versprochen zu haben. Schließt Euch mir nun an, und werdet die Erste Eures Volkes, die durch ein Tor zur Unterwelt schreitet.«
    Der Ikarier stellte sich vor die Bronzetür und stieß sie mit einer leichten Bewegung seiner Hand auf. Sie öffnete sich ohne Widerstand, und die beiden traten ein. Dornenfeder scheuchte seine Krieger hinterher, und Aschure und Ramu halfen den Verletzten, ihnen zu folgen.

21 D IE C HARONITEN

    Jenseits der Tür fanden die Reisenden sich in einem großen und runden Brunnen mit einer herrlich gearbeiteten Treppe aus durchscheinendem rosafarbenem Marmor wieder. Die Stufen führten so tief in den Brunnen hinab, daß die letzten nicht mehr zu sehen waren. Ein hüfthohes Geländer führte sicher nach unten. Aschure war stehengeblieben und sah sich noch immer in dem Vorraum um, während Sternenströmer und seine Frau sich bereits auf den Weg in die Unterwelt aufmachen wollten. Der Zauberer bemerkte, daß die Acharitin sich nicht von den Wandgemälden losreißen konnte. »Kommt, Aschure, vor uns liegt noch ein langer Weg.«
    Langsam kam die Gruppe voran. Jetzt halfen auch

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