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Sternen Stroemers Lied - Unter dem Weltenbaum 02

Sternen Stroemers Lied - Unter dem Weltenbaum 02

Titel: Sternen Stroemers Lied - Unter dem Weltenbaum 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglass Sara
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Weise, daß er kaum noch wußte, wer er war, und ganz vergaß, worauf er wartete. In diesem Zustand konnten die Acharitin und Ramu zwei seiner Wunden neu behandeln. Er fluchte leise, als sie zu nähen begannen, schien aber keine Schmerzen zu empfinden. Schließlich versorgten die beiden alle Verletzungen mit den Kräutern und Arzneien, die Barsarbe ihnen mitgegeben hatte.
    »Bitte sehr«, lächelte Aschure ihn danach an. »Jetzt seht Ihr fast wie neu aus.«
    »Vielen Dank«, entgegnete der Zauberer mit schwerer Zunge. Die Wirkung des Betäubungsmittels ließ nach, aber in der gleichen Weise vergingen auch die Schmerzen der Nähnadel.
    »Sternenströmer!« Dornenfeder eilte herbei. »Aus der Ferne kommt jemand.«
    Ramu half dem Zauberer auf, und langsam schritten sie zum Fluß. Weit entfernt in einem der Tunnel, die in die Höhle führten, war ein hüpfendes Licht zu sehen.
    »Der Fährmann«, flüsterte Sternenströmer. »Endlich, nach mehreren tausend Jahren, treffen wir unsere verlorenen Vettern wieder.«
    Aschure sah der Begegnung mit gemischten Gefühlen entgegen. Als sie die frohe Miene des Zauberers bemerkte, hoffte sie, daß die Charoniten sich über die Wiederbegegnung ebenso freuten wie er. Wieder spähte die junge Frau in den Tunnel hinein.
    Ein langer, flacher Kahn schob sich langsam in die Höhle und näherte sich der Gruppe ohne erkennbaren Antrieb. Achtern saß eine Gestalt, die sich die Kapuze tief ins Gesicht gezogen und die Hände im Schoß gefaltet hatte. Als das Boot die Wartenden erreicht hatte, hielt es an.
    »Wer ruft den Fährmann?« rief eine tiefe Stimme aus der rubinroten Kapuze. »Wer hat die Glocke geläutet?«
    Der Zauberer trat vor, verbeugte sich vor dem Kahnlenker und versuchte dabei vergeblich, einen Blick unter die Kapuze zu erhaschen. »Ich, Sternenströmer Sonnenflieger, ikarischer Zauberer, habe Euch gerufen, Fährmann. Mögen die Wächter eines Tages sicher nach Hause gelangen.«
    Die Gestalt blieb völlig stumm und regungslos sitzen, und jetzt kamen dem Vogelmenschen wohl die ersten Bedenken. Er blieb dennoch großmächtig und erhaben vor ihm stehen, auch wenn er nicht recht wußte, wohin mit seinen Händen. Die Flügel hatte er ausgebreitet, aber nicht angehoben – der traditionelle ikarische Gruß. Vielleicht hatten die Charoniten diese Gesten vergessen, dachte Sternenströmer. Ob er noch mehr sagen sollte?
    Da endlich erhob der Fährmann die Stimme: »Die Wächter haben ihr Heim für immer aufgegeben, Sternenströmer. Oder sollte Euch die Prophezeiung unbekannt sein?«
    Bei den Sternen, ich habe doch nur versucht, höflich zu sein! »Die Wächter wandeln über die Erde, nun, da die Zeit der Prophezeiung gekommen ist«, entgegnete er und fragte sich seinerseits, ob die Charoniten überhaupt noch wußten, was in der Weissagung stand. »Wer weiß, welche Wendung sie nehmen wird? Vielleicht kehren die Wächter ja doch nach Hause zurück, sobald sich die Prophezeiung erfüllt hat.«
    »Ihr habt eine flinke Zunge, Zauberer. Vielleicht nicht gerade das geeignete Mittel, um Gorgrael zu fassen.«
    Sternenströmer legte die Stirn in Falten. Die Charoniten schienen bestens unterrichtet zu sein. »Das laßt mal meine Sorge sein, sie hat mir schon in manch brenzliger Situation gute Dienste geleistet.«
    Der Fährmann erhob sich, und jetzt erkannten alle, wie unfaßbar groß er war. Er verbeugte sich vor Goldfeder, die neben ihren Gemahl getreten war. »Seid mir gegrüßt, Rivkah. Ich hoffe nur, daß Eure Menschlichkeit die Überheblichkeit Sternenströmers in Eurem Sohn gemäßigt hat.«
    Sie lächelte und neigte das Haupt zum Gruß. »Seid auch Ihr mir gegrüßt, Fährmann. Zu meiner Schande muß ich gestehen, bis zum heutigen Tag nicht gewußt zu haben, welche Geheimnisse unter meinen Füßen liegen. Ich will mir Mühe geben, mehr zu lernen, damit meine Unwissenheit mich nicht noch einmal beschämt.«
    Dem Charoniten gefielen ihr Lächeln und ihre Bescheidenheit sichtlich. Sein Volk hatte sich immer schon über die Anmaßung der Ikarier geärgert. Jetzt hob er eine bleiche Hand und zog die Kapuze vom Kopf zurück. Sein kahles, totenschädelartiges Haupt kündete von sehr hohem Alter, doch am Schnitt der Augen, den hohen Wangenknochen und der schmalen Nase war trotzdem noch deutlich die Verwandtschaft seines Volkes mit den Vogelmenschen zu erkennen. Das Leuchten in seinen violetten Augen stand jedoch in deutlichem Gegensatz zu seinem greisenhaften Äußeren. Sie blickten so hell und

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