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Sternen Stroemers Lied - Unter dem Weltenbaum 02

Sternen Stroemers Lied - Unter dem Weltenbaum 02

Titel: Sternen Stroemers Lied - Unter dem Weltenbaum 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglass Sara
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die Flugkrieger mit, die Verletzten auf den Stufen zu stützen. Zu ihrem Glück waren die Stufen ziemlich breit und nicht sehr hoch, so daß zwei Personen bequem nebeneinander gehen konnten und die Verletzten nicht zu schnell ihre Kraft einbüßten. Während ihres Abstiegs hob Sternenströmer an zu sprechen. Er erzählte mit klarer Stimme, daß alles ihn hören konnten, was er über die Bewohner der Unterwelt wußte.
    »Die Charoniten und die Ikarier sind miteinander verwandt. Beide Völker wurden von der Zauberin geboren.«
    »Was denn für eine Zauberin?« wollte Aschure wissen.
    »Die Ur-Zauberin, meine Liebe, die die Macht des Sternentanzes entdeckte. Beide Völker verehren sie als ihre Urahnin. Andere Kulturen sollten es uns darin gleich tun.«
    Aschure verstand überhaupt nichts mehr. Was meinte der Ikarier mit diesen geheimnisvollen Andeutungen? Sie nahm sich fest vor, Goldfeder später danach zu befragen.
    »Die Charoniten haben stets zurückgezogen gelebt«, fuhr der Sternenströmer jedoch schon fort. »Sie richten den Blick lieber nach unten als nach oben. Die Tiefen ziehen sie mehr an als die Höhen. Diese Geschöpfe sagen von sich, daß sie vor langer Zeit ihre Flügel aufgegeben hätten, weil es sie nicht mehr nach dem Gefühl gedürstet habe, Aufwinde unter den Schwingen zu spüren.« Der Zauberer schwieg verblüfft über das, was er gerade gesagt hatte. Wie konnte jemand freiwillig auf die Erregung des Fliegens verzichten wollen? »Ich weiß, daß einige behaupten, die Ikarier seien zu rätselhaft und auch ein wenig anmaßend.« Er warf einen raschen Blick auf seine Frau. Sie behielt ihre unbewegte Miene zwar bei, aber das Funkeln in ihren Augen verriet sie doch. »Aber gegen die Charoniten sind wir verbindlich und liebenswürdig. Vor über dreizehntausend Jahren zogen sie sich in das Erdinnere zurück und erklärten, sie würden lieber die Unterwelt erforschen als die Weiten der Oberwelt. Im Lauf der Zeiten haben sie sich in der Unterwelt angesiedelt und dort ein Kanalsystem geschaffen. Man sagt, ihre Wasserstraßen erstrecken sich nicht nur unter ganz Tencendor, sondern auch unter den Ozeanen.« Sternenströmer zuckte die Achseln. »Wer weiß, vielleicht kann man darüber sogar andere Welten erreichen.«
    Die anderen schwiegen, und ein jeder dachte für sich über die Charoniten und ihr weitverzweigtes Wasserstraßennetz nach. Welche unglaublichen Geheimnisse mußte dieses Volk entdeckt haben?
    »Nur wenige wissen heute von der Existenz dieser Wesen«, setzte der Zauberer seinen Bericht fort. »Gut möglich, daß nicht einmal Gorgrael sie kennt.« Wieder legte er eine Pause ein, diesmal, um seine Gedanken zu sammeln. »Der Sage nach soll sich im Zentrum der Unterwelt eine Höhle mit einer Kuppel aus Kristall befinden, die sich über einen Spiegelsee wölbt. Dieses Gewässer soll die Quelle aller magischen Seen in Tencendor sein. Von diesem See gehen auch die Wasserwege der Charoniten strahlenförmig aus, die sie mit ihren Kähnen befahren, um die Mysterien der Welt zu ergründen. Ich hoffe nun, daß eine Wasserstraße von hier bis unter den Krallenturm führt – und daß die Charoniten sich bereiterklären, uns dorthin zu befördern. Allerdings habe ich keine Ahnung, welchen Preis sie dafür verlangen werden.«
    »Sie verlangen etwas dafür?« fragte Putzfein, einer der verletzten Ikarier.
    »Die Überlieferung lehrt, daß sie niemanden umsonst mitfahren lassen. Vor allem nicht die Ikarier, da sie sie immer etwas von oben herab behandelt haben, weil sie sich für die Unterwelt entschlossen und dafür die grenzenlose Freiheit des Himmels aufgegeben haben.«
    Damit schienen Sternenströmers Erklärungen ihr Ende gefunden zu haben. Danach hörte man nur noch das Scharren der Stiefelabsätze auf den rosafarbenen Stufen. Schließlich hielt der Zauberer zu einer kurzen Rast an. Während alle sich einen Platz suchten, näherte Dornenfeder sich dem Sternenströmer. Die Sage von den verlorenen Vettern der Ikarier faszinierte ihn sehr.
    »Warum haben denn die beiden Völker die Verbindung zueinander verloren, Zauberer? Man sollten doch meinen, ein jedes wisse genug, was es dem anderen beibringen könnte. Schließlich sind wir doch verwandt.«
    »Nun ja, die Beziehungen sind wohl etwas abgekühlt«, antwortete Sternenströmer.
    »Und warum?«
    Der Zauberer wünschte, der Staffelführer wäre nicht so neugierig, denn jetzt sahen ihn auch die anderen Vogelmenschen an. Wenn er ihnen keine Antwort gab, würde

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