Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sternen Stroemers Lied - Unter dem Weltenbaum 02

Sternen Stroemers Lied - Unter dem Weltenbaum 02

Titel: Sternen Stroemers Lied - Unter dem Weltenbaum 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglass Sara
Vom Netzwerk:
noch nicht an die Sitten der Ikarier gewöhnt. Männer und Frauen badeten hier gern zusammen, aber Aschure fühlte sich anscheinend nicht wohl dabei, ihre Nacktheit allen Blicken auszusetzen. Diese Schüchternheit ließ sie in Sternenströmers Augen noch begehrenswerter erscheinen. Wieder fragte er sich, warum der Charonite sie so zuvorkommend behandelt hatte. Doch wohl nicht nur wegen ihrer Schönheit. Nein, der Fährmann hatte auf ihn eher den Eindruck gemacht, als könne er eine betörende Frau nicht von einem Sack Getreide unterscheiden.
    Der Zauberer wandte endlich seinen Blick ab und schloß die Augen. Wie konnte er an die Freuden der Liebe denken, wenn ihm schon das bloße Strecken der Flügel Schmerzen bereitete? Als Sternenströmer sich wieder der heilenden Wirkung des Quellwassers hingab, kehrten seine Gedanken folgsam zu Rivkah zurück. Er hatte sie schon in dem Moment begehrt, als er sie zum ersten Mal sah. Damals war er noch sehr jung gewesen, hatte erst vor wenigen Jahren seinen Militärdienst beendet, und befand sich mitten in den entscheidenden Phasen seiner Ausbildung zum Zauberer. Seine Mutter Morgenstern hatte ihm alles beigebracht. Er lernte schnell und machte so große Fortschritte, daß er schon zwei Jahre lang die Beltidenriten durchführen durfte. Sternenströmer dachte gern an diese Feiern zurück. Bei einer dieser Zusammenkünfte hatte er mit der Awarin Ameld geschlafen. Die Erinnerung daran ließ den Ikarier nervös werden. Nach diesem Beltidenfest war er nicht nach Norden zurückgeflogen, sondern hatte sich nach Süden gewandt, um etwas Abstand und Zeit für sich selbst zu gewinnen. Als Sternenströmer dort eines Morgens auf einem Aufwind über Sigholt geritten war, hatte er sie gesehen. Rivkah, die gerade oben auf dem Turm ihrem Baby die Brust gab.
    Der Zauberer lächelte beglückt, als ihm dieser Tag wieder ins Gedächtnis kam. Er hatte immer schon spontan gehandelt und sich nie über mögliche Gefahren Gedanken gemacht. An diesem Morgen jedenfalls war Sternenströmer ohne zu zögern auf dem Turm gelandet und hatte die junge Schöne binnen fünfzehn Minuten verführt. Der Säugling, den sie abgelegt hatte, schrie wütend, während die beiden Erwachsenen sich in ihrem eigenen Rhythmus bewegten. Jeden Tag kehrte der junge Zauberer zum Turm zurück. Die Menschenfrau beherrschte so sehr seine Gedanken und Empfindungen, daß ihm gar nicht in den Sinn kam, zum Krallenturm heimzukehren.
    Sternenströmer erinnerte sich auch noch gut an den Tag, an dem Rivkah ihm strahlend verkündete, sie sei schwanger. Als fast fertig ausgebildeter Zauberer spürte er deutlich, daß aus ihrem gemeinsamen Sohn etwas ganz Besonderes werden würde. Doch als seine Geliebte dann mit knapper Not den Verfolgungen ihres betrogenen Gatten entkommen war und Sternenströmer mitteilte, daß ihr Sohn tot zur Welt gekommen sei, war der junge Vogelmensch außer sich vor Schmerz gewesen.
    Sternenströmer hatte Rivkah seine ganze Liebe und Zuneigung geschenkt und sich mit tiefen Schuldgefühlen geplagt, weil sie so viel Schmerz und Verlust hatte erleiden müssen, während er selbst bei der Rückkehr ihres Gemahls Searlas einfach fortgegangen war. Seitdem hatte Sternenströmer keinen Moment bereut, Goldfeder, wie sie sich inzwischen nannte, zu seiner Frau, seiner Nestgefährtin genommen zu haben – auch gegen die heftigen Einwände der anderen Ikarier.
    Er hatte sie immer geliebt. Goldfeder war jung und schön und besaß einen lebhaften Verstand. Aber sie hatte sich im Krallenturm nie wirklich heimisch gefühlt. Goldfeder hatte sich alle Mühe gegeben, und viele Vogelmenschen hatten versucht, es ihr leichter zu machen, aber eine richtige Eingewöhnung hatte nie stattgefunden. Nach der Geburt von Abendlied hatte die Acharitin mit ihren Wanderungen begonnen und war monatelang mit den Awaren herumgezogen. Sternenströmer blieb nichts weiter übrig, als sich um seine Arbeit im Berg der Ikarier zu kümmern. Nur die kleine Tochter erinnerte ihn in diesen Wochen an seine Frau. In all diesen Jahren war er Goldfeder immer treu geblieben … aber in der letzten Zeit … Nun, er war ein Ikarier im besten Mannesalter, und manche Verlockungen erschienen ihm einfach zu groß. Hin und wieder war er ihnen erlegen. Wenn Goldfeder dahinterkommen sollte, stand es ihr frei, ihn zu verlassen … Der Zauberer fühlte sich trotz der heilenden Wirkung des Wassers wieder unbehaglich, als ihm die schmerzliche, aber unübersehbare Wahrheit wieder vor

Weitere Kostenlose Bücher