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Sternen Stroemers Lied - Unter dem Weltenbaum 02

Sternen Stroemers Lied - Unter dem Weltenbaum 02

Titel: Sternen Stroemers Lied - Unter dem Weltenbaum 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglass Sara
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ich mir eben Flügel wachsen lassen, Goldfeder, und bei ihnen anklopfen. Nach Smyrdon kehre ich auf gar keinen Fall zurück!«
    Barsarbe bedachte das Gespräch der beiden mit einem Stirnrunzeln und gebot ihnen zu schweigen. »Wir nähern uns dem Hain«, zischte sie ihnen zu. »Seid nun still und erweist dem Erdbaum die nötige Ehrfurcht.«
    Aschure hatte hier in Awarinheim schon viel Schönes und Bewundernswertes gesehen, aber als sie den Hain erblickte, konnte sie nur noch staunen. Ein gewaltiges Rund, in dem leicht alle Awaren Platz fanden, tat sich vor ihr auf. Auf der einen Seite begrenzte es die halbkreisförmige Klippenwand der Ausläufer der Eisdachalpen und auf der anderen der mächtige Wald. Genau in der Mitte erhob sich ein Kreis aufrechtstehender Steine, von denen jeder zehn Schritte in der Höhe und drei in der Breite maß. Man hatte ähnliche Steine waagrecht darübergelegt, so daß das Gebilde aus mehreren Toren zu bestehen schien, die alle in ein Inneres führten.
    Im Innenraum stand ein riesiger Baum, viel größer noch als alle, die Aschure in Awarinheim gesehen hatte. Er ragte weit über den Steinkreis hinaus und schien mit seinem Wipfel die Sterne zu berühren. Brennende Fackeln in den Nischen des Steinkreises verbreiteten genug Helligkeit, damit man die spitz zulaufenden, ovalen Blätter von olivgrüner Farbe und wächserner Oberfläche des Riesen erkennen konnte. Von den Astenden hingen üppige, trompetenförmige Blüten – golden, smaragdgrün, saphirblau oder rubinrot. Bei Tageslicht würde der Baum sicher in allen Regenbogenfarben leuchten.
    Goldfeder ergriff Aschures Hand fester. »Der Erdbaum ist das größte Heiligtum der Awaren«, flüsterte sie und setzte sich über Barsarbes Schweigegebot hinweg. »Für sie stellt er die Harmonie zwischen Erde und Natur dar.«
    Aschure nickte nur, denn angesichts der Erhabenheit dieses Ortes verschlug es ihr den Atem. Ihr Haß auf den Seneschall und die jahrelange Furcht vor ihrem Vater hatten sie allem Religiösen gegenüber gleichgültig gemacht. Aber die Atmosphäre dieses heiligen Ortes und die Schönheit des Baumes, der sich da aus dem Steinkreis erhob, erfüllten sie mit tiefer Ergriffenheit.
    Die Awaren strömten herbei und ließen sich im Abstand von etwa zwanzig Schritten davor nieder. Die Zaubererpriesterinnen und -priester, deutlich erkennbar an ihren hellen Gewändern mit dem Hirschmuster am Saum, schritten schweigend durch die Steintore in das Innere und traten mit Schüsseln wieder heraus. Diese enthielten eine Flüssigkeit, von der jeder Anwesende ein wenig zu sich nahm. Barsarbe und Ramu begaben sich ebenfalls dorthin. Ramu humpelte immer noch auffallend. Der Menschenfrau fiel ein uralter und silberhaariger Zaubererpriester auf, der sich mit seiner Holzschüssel den Plätzen des Geistbaum-Klans näherte. Aschure konnte einen kurzen Blick auf den Inhalt werfen, eine dicke schwarze Brühe.
    Der Greis blieb vor Grindel stehen und hielt ihm die Schüssel hin. »Labt Euch an diesem süßen Trunk, Bruder. Möge der Nektar des Erdbaums Eure Schritte über die Pfade zum Heiligen Hain lenken, wenn Eure Zeit einmal gekommen sein wird.« Der Klanhäuptling nahm einen Schluck, und der Zaubererpriester bewegte sich weiter zu Pease und Fleat, nannte sie Schwester und reichte ihnen ebenfalls die Schüssel. Auch die Kinder kamen an die Reihe. Er grüßte jedes einzelne und ließ es einen kleinen Schluck nehmen.
    Goldfeder strahlte, als der Mann vor ihr stand. »Seid mir gegrüßt, Zauberergattin«, lächelte er. »Labt Euch an dem süßen Nektar des Erdbaumes. Möge er Euch helfen, Euch des Sternenlieds zu erinnern, wenn Eure Zeit einmal gekommen sein wird.« Goldfeder trank einen großen Schluck, und Aschure verfolgte fasziniert, wie Friede und Freude sich auf dem Gesicht ihrer Freundin ausbreiteten. Goldfeder ließ die Schüssel nur zögernd wieder los. Der Greis schritt weiter und erreichte Aschure. Stirnrunzelnd erklärte er: »Seid gegrüßt, Schwester … Ich fürchte, ich kann Euch keinen Nektar anbieten, solange die Versammlung Euch nicht in die Reihen der Awaren aufgenommen hat.«
    Aschure war betrübt, verstand aber das Verhalten und die Bedenken des Zauberers.
    Auch schien er mit ihr zu fühlen. Erst nach kurzem Zögern wandte er sich der nächsten Awarengruppe zu.
    Goldfeder ergriff wieder Aschures Hand und wollte gerade etwas Tröstliches sagen, als plötzlich eine klare weibliche Stimme aus dem Steinkreis erscholl. Aschure konnte die

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