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Sternendieb - Roman

Titel: Sternendieb - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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Neuigkeiten aus der Heimat austauschten.
    > »Hwir fahrn heute«, entschied Käpt’n Frank. »Hohne haltzumachn.«
    > Ich hatte ihn noch nie so entschlossen erlebt. Gewöhnlich konnte ich ihn hinhalten, erfand irgendein Gerücht von einem Ausverkauf auf der Ucopia-Plattform und lotste ihn dann woanders hin, bevor wir da ankamen. Ich hatte gelernt, dass es immer leichter war, in den Abfallorbits herumzufischen, als den Ideen zu folgen, die er in seinem großen Schädel ausbrütete. Nicht, weil mir das Spaß machte, es war nur einfacher.
    > »He, Käpt’n, warum bleiben wir nicht einfach bis heute Abend? Wenn ich mich nicht irre, sind ein paar gute Stücke vorbeigekommen. Bis zum Kaffee haben die uns wieder eingeholt. Und morgen früh fliegen wir nach Io.«
    > »Hwir fahrn heute«, sagte er und hastete quer durchs Cockpit zum Kartenschirm. Ich hechtete ihm aus dem Weg, er war jetzt ein Bär, der vor Kraft und Habgier strotzte.
    > Ich half ihm, die Route festzulegen. Ich würde von Io aus die Prächtige Trogon verfolgen können, wenn sie in den Jupiterraum kam. Und wenn sie ihn wieder verließ, falls Käpt’n Frank sich nicht von dem trennen konnte, was von der Glocke des Erwachens übrig war. Sie würden alle da sein und in dem zerborstenen Kadaver des abgestürzten Schiffes herumpicken wie Aasgeier im Gerippe eines verendeten Pottwals. Ich malte mir aus, wie sie die Überreste mit ihren heißen, feuchten Rüsseln beschnüffelten und wie sie, das Fell mit Frostschutzmittel und Asche verkleistert, belfernd und krächzend um die Stücke schacherten. Die übrigen Menschen, immer eine verschlossene und argwöhnische Bande, würden rund um den Belüfter hocken, sich mit düsteren Geschichten anmachen und damit prahlen, was sie gefunden und wie sie es verhökert hatten.
    > Ich sagte: »Käpt’n Frank, ich muss Euch was sagen.«

    > Er linste durch seine schmutzigen Strähnen. Inzwischen verstand ich mich ein bisschen auf seine Mimik, aber diese war mir neu.
    > »Hedu hewillst nicht«, sagte er.
    > »Nein«, bstätigte ich.
    > »Hedu hewillst haufhören. Heganz. Hjetzt.«
    > »Ja. Ich habe ein Angebot. Dieser Mann - er ist an mich herangetreten. Es ging nicht von mir aus«, beteuerte ich.
    > Diese Unterscheidung schien ihm nichts zu bedeuten.
    > »Ihr werdet schnell Ersatz finden«, sagte ich. »In Schiaparelli. Am Alcazar. Am Indigo-Kanal. Aber das wisst Ihr besser als ich.«
    > Ich glaube, er hielt das Letzte für eine Art allgemeines Zugeständnis.
    > Er hielt den Lichtgriffel für den Kartenschirm im Rüssel. »Io« grunzte er und zeigte auf Io. »Hewir fliegen.«
    > »Nein«, sagte ich. »Ich nicht.«
    > HAT ER NICHT GEGROLLT?
    > Sicher hat er gegrollt. Tatsächlich musste ich auf den ganzen Zaster verzichten, den er mir noch schuldete. Ich verließ die Walross so abgebrannt, wie ich sie betreten hatte. Ich hatte mir fünf Monate lang den Arsch für nichts aufgerissen. Ich stieg in meine Null-G-Schuhe, stopfte mir ein paar ausgesuchte Kleinigkeiten in den Kleidersack und schnappte mir eine Fähre nach Selukia.
    > Es war schon ulkig: In der Fähre wurde ich ans Passagier-Fon gerufen, und wer war auf dem Bildschirm? Er.
    > TRICARICO PALYNIDES.
    > Nein, Alice - Käpt’n Frank. Er hat für eine Transitverbindung geblecht, nur um mir eine belangslose Frage zu stellen. Ob ich in
der letzten Zeit irgendwo das große Laserskalpell gesehen hätte, und dann hat er bloß noch gebrummelt und mich angesehen. Mich bloß angesehen, eine ganze Zeit lang.
    > Ich sagte ihm Lebewohl. Ich sagte ihm, dass er mir fehlen würde. Er hat mich nur angeguckt. Ich fing an, mich zu ärgern, und dann war er fort. Nichts weiter.
    > Weißt du, da hab ich erst kapiert, dass er mich verstanden hat. Dass er es für mich getan hatte.
    > HABEICH NICHT GESAGT, ER WAR EIN NETTER MANN?
    > Naja. Ein bisschen von dem Lohn wäre auch ganz nett gewesen.
    > Man muss eben immer drauflegen, wenn man sich verändert.

36
    »Was hat das auf meinem Schiff zu suchen?«
    Sie war leichenblass und total verstört. So weit es sie betraf, war es jetzt mitten in der Nacht, und zwar nach einem furchtbar schrecklichen Tag. Ein tiefgekühlter Sarg mit einem toten Alien darin war wohl das Allerletzte, was man ihr unterjubeln durfte.
    Gesichter, bleich, braun und schwarz glänzend, starrten ihr durch die verqualmte Luft entgegen. Aromatischer Rauch vernebelte die Passagierkabine. Sie hatten sich alle hier hineingepfercht. Tabea hatte sie aufgeschreckt, als sie ohne anzuklopfen

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