Sternendieb - Roman
winkte resignierend ab und nahm den Blick nicht wieder von den Füßen.
»Rede du mit ihr, Mogul«, sagte er barsch. »Vielleicht hört sie auf dich.«
»Das war es, was wir von Plenty gestohlen haben«, meinte der Akrobat bedächtig über die Schulter seiner Schwester hinweg.
»Kein Gold«, sagte seine Schwester.
»Nur den Leichnam unseres Partners«, ergänzte Mogul. Die Augen der beiden waren leer, die Münder traurig, als hätte tiefes Leid die beiden eingeholt. Sie brachten kein Wort mehr heraus. Wie auf Kommando ließen sie sich in Marcos Rücken nieder, wo sie ihre unsäglich langen Beine im Schneidersitz verschränkten.
Tabea lehnte im Türrahmen. Sie heftete ihren Blick auf Sarah. »Du willst mit einem Frasqui gearbeitet haben?«
»Mit Hektor«, sagte Sarah tonlos.
»Wo seid ihr dem Frasqui begegnet?«
Sarah und Mogul sahen einander an. Sie schwiegen.
»Im Gürtel«, warf Marco ein. »Er saß auf einem Felsbrocken. Ein Deserteur, er hatte sich da verkrochen. Er wusste nicht, dass der Krieg längst vorüber war. Er wollte bei uns bleiben. Aber sie haben ihn getötet.«
»Wer hat das getan?« Sie hätte sich nicht gewundert, wenn er jetzt die Zwillinge genannt hätte.
»Ein Eladeldi. In Krisis. Sein erster Abend.« Seine Stimme klang richtig belegt. »Kam direkt aus dem Publikum und verpasste ihm eine Kugel.« Er runzelte die Stirn. Er biss sich auf die Oberlippe und hielt Zorn und Gram zurück. »Wir brachten ihn fort, nach Plenty. Hannah gab uns zwar Deckung, aber wir konnten ihn nicht offiziell einliefern. Sonst«, er blickte traurig zu Tabea auf, »sonst hätte man ihn vielleicht noch retten können.«
»Wie Hannah«, meinte Mogul.
»Es war zu spät«, sagte Sarah.
Marco schneuzte sich lautstark. »Jedenfalls mussten wir ihn denen wieder stehlen. Wie er gesagt hat.« Er deutete mit einem seitlichen Nicken auf Mogul. »Der Chip sollte etwas enthalten, was die Alarmanlagen zum Schweigen bringt, aber das hat wohl nicht funktioniert. Lausiger Schund vom Mars.« Er klang verbittert.
Tabea verschränkte die Arme. Sie fixierte den schwebenden Cherub. »Und wie steht es mit dir?«, fragte sie. »Warst du bei der ganzen Sache dabei?«
Die Untertasse surrte kurz, als Xtaska den Blickkontakt mit Tabea herstellte.
»Ich habe dem nichts hinzuzufügen, Käpt’n«, flüsterte Xtaska.
Tabea blickte wieder auf Sarah. Sie war bitter enttäuscht. Dieser ganze Ausflug war nichts als eine einzige Fuhre Mist. »Warum ist diese Frasquileiche in meinem Frachtraum, Sarah?«
Marco hob die Hand und ließ sie wieder fallen.
»Wir bringen ihn nach Hause, damit man ihn begraben kann«, sagte Sarah mit fester Stimme.
» Du bringst ihn nach Hause, Tabea«, berichtigte Mogul.
Sarah blickte sie an. »Seine Familie lebt auf Titan.«
»Wir sind dir sehr dankbar«, ergänzte ihr Bruder.
»Ach ja, seid ihr das? Und warum, zur Hölle, habt ihr mir dann nichts davon gesagt?«
»Wir hätten dir alles sagen sollen«, sagte Marco. »Das hätten wir auch am liebsten. Aber wir wollten kein Risiko mehr eingehen. Niemand will etwas damit zu tun haben. Vor dir hatten wir bereits eine Firma gechartert. Als sie von Hektor erfuhren, sind sie sofort vom Vertrag zurückgetreten.«
»Es gibt also gar kein Gold«, sagte Tabea mit stumpfer Miene.
»Ich bringe dir einen Kaffee«, sagte Sarah.
» Ich hole den Kaffee«, ergänzte Mogul.
Sie sahen sich hitzig an, als sei ihnen plötzlich wieder eingefallen, dass sie wegen Tabea uneins waren.
»Da kann ich dich beruhigen«, sagte Marco, als Mogul zur Tür schlüpfte und sich wie eine Katze an Tabea vorbeidrückte. »Hektors Verwandte zahlen jeden Preis, um ihren Sohn zurückzubekommen. Jeden.«
»Soviel ich weiß, besitzen die Frasqui nicht das Geringste«, gab Tabea zurück. Sie hatte die Nase gestrichen voll und wollte ins Bett zurück.
»Oh, da ist noch allerhand übrig«, deutete er an. »Die Frasqui haben ihr Geld überall stecken, im ganzen System. Capella hat nicht alles bekommen.« Er reckte sich und tat vorsichtig, um Talo nicht aufzuscheuchen. Er gähnte. »Du bekommst dein Geld, Käpt’n.«
Talo fühlte sich angesprochen und sang: »Wannbim bekomm ich mein Ge-eld, rufen die Glocken. Wannbam bekomm ich mein Ge-eld?«
»Käpt’n!«, rief eine Stimme aus dem Flur. »Besser, du siehst dir das hier mal an.«
Tabea schloss die Augen. Ihr Gesicht war eine einzige Grimasse aus Frustration und Müdigkeit. »Was ist denn, Mogul?«, rief sie über die Schulter.
»Ich weiß
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