Sternendieb - Roman
neunzehn Kästen voll Flachkabelsteckverbindungen, die nur so starren vor alter schwarzer Grafitschmiere. Vielleicht funktionieren sie noch, vielleicht auch nicht. Du schiebst sie zur Seite. Du willst ein paar Behälter mit Glasfaserwatte verrücken und stellst fest, dass sie nichts enthalten, ich meine, abgesehen von der Glasfaserwatte. Also stopfst du die Stecker Männlein um Weiblein in die Glasfaserwatte. Dann hast du Platz für den dämlichen Marcon-7JJ-Quarzschwankungsregler, den du fast zum Nulltarif bei einem kaputten palernischen Quintett abgestaubt hast. Aber nur, wenn du die Arme abnimmst. Du kannst sie später immer noch wieder dranmachen. Sollte sich wirklich jemand für das Ding interessieren.
> Rate mal, wer die Arme von dem Schwankungsregler abmontieren durfte?
> Und wer sie wieder installieren durfte mitten im Niemandsland, in fliegender Hast, auf einer Station, wo unser Drohnenkredit gleich null war, und wer sie aus der Werkstatt einen engen Schacht hinauf und quer durch dreißig Meter Vakuum in den Frachtraum eines Kunden bugsieren durfte, der aussah, als würde er jeden
Moment den Handel vergessen und einen stattdessen auffressen?
> Nicht, dass Käpt’n Frank ein Faulpelz war. Er konnte richtig aufdrehen, wenn er feilschte und taxierte und das Zeug schlechtmachte. Und es ging ihm völlig gegen den Strich, wenn er sich wieder davon trennen sollte. Er hasste das geradezu. Er war ohnehin in schlechter Verfassung. Er war in der Mauser. Überall wuselten die schmutzig weißen Büschel herum, auch im Cockpit, sie verstopften die Lüftungsschächte. Ich kam zuletzt nicht mehr aus dem Reinemachen raus.
> WAS IST AUS KÄPT’N FRANK GEWORDEN?
> Naja, ich hab ihm natürlich nichts von der Prächtigen Trogon erzählt oder von Tricarico, aber ich wette, er ist irgendwie dahintergekommen. Wahrscheinlich, weil ich ständig mit der Trogon foniert hab.
> Der Start der Karawane sei verschoben worden, sagte Tricarico, und er verschob sich wieder. Reines Zeremoniell, sagte er. In der Prächtigen Trogon gab es nur das Wartungspersonal. Die Eigner und Offiziere kümmerten sich um die wichtigeren Angelegenheiten, sie schüttelten Hände. Die Delegationen luden sich gegenseitig zu einer ganzen Serie von glitzernden Empfängen und Banketten ein, damit man wusste, wer wer war, wer teilnahm an der Karawane und wer nicht.
> »Das kapiere ich nicht«, sagte ich. »Ich denke, die Frasqui organisieren alles.«
> »Das tun sie auch«, antwortete Tricarico grinsend. »Das ist ja das Lustige.«
> Denn die Prächtige Trogon war laut Tricarico nur mit von der Partie, weil sie das ihrem Namen schuldig war. Ihre Eigner
und Offiziere erregten Aufsehen bei den Präsentationen und Dinnerpartys. Auch Melissa hasste es, die Dinge zu überstürzen. Ihre Fracht verdarb nicht, und die Nachfrage war gesichert.
> Die Prächtige Trogon transportierte nur Ware, deren Preise so gut wie nichts mit dem Volumen des Artikels zu tun hatten: Drogen, Juwelen, ein paar von den legalen Nürnberger Chips. Nicht alles an Bord war legal. Das meiste davon war so gut kaschiert, dass selbst die raffiniertesten Detektoren nichts merkten, und Bestechungsgelder wurden als Unkosten abgesetzt. Die Mandebras hatten beträchtliche Lohnkosten.
> Käpt’n Frank leider nicht. Mein Vertrag lief erst in einem Monat ab. Also war es mir nur recht, wenn die Karawane bis dahin verschoben wurde. Ich sagte mir, dass es leichter war, den Brötchengeber zu wechseln, wenn meine Zeit um war.
> Oh, ich mochte Tricaricos, Alice, ganz sicher. Aber er drängte mich, und er drängte mich in etwas hinein, wovon ich keine Ahnung hatte, in eine Welt voller Angeber und Luxus, in der er sich offenbar pudelwohl fühlte. In der Walross gab es keinen Funken Luxus, und wenn doch, dann war er längst erloschen. Aber ich wusste, wo ich dran war mit Käpt’n Frank, auch wenn das oft bis zur Nase in irgendeinem Kabelsalat war, wo ich den Bolzenkopf verfluchte, der mich zu Fall gebracht hatte. Käpt’n Frank hasste es, sich von irgendetwas zu trennen, also war klar, dass er mich nicht ziehen lassen würde.
> Ich hatte mich getäuscht.
> Die Nachrichten berichteten von einem Wrack. Auf Io war die Glocke des Erwachens zerschellt. Schigenaga Patay gab auf ihre überschwängliche Art den Verlust bekannt. Ein altairisches Volksfest sei zu erwarten, wenn die Trödler durch die zerfetzte Maschinerie und die verstreute Ladung kröchen und alte Busenfreunde
und Konkurrenten träfen und
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