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Sternendieb - Roman

Titel: Sternendieb - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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BEFEHL, KÄPT’N.«
    »Nimm das hier. Sarah! Die Schleife!«
    Sarah drückte den Wiedergabesensor, und Alice begann, die tintige Leere in nervtötender Monotonie mit ihren Koordinaten
zu besprühen. Wer immer diesem elektromagnetischen Gezirpe in die Quere kam und nicht gerade die Ohren verstopft hatte, musste Bescheid wissen, wo er zu suchen hatte.
    Es wurde still im Cockpit der Alice Liddell .
    »Hörst du was?«, fragte Tabea.
    Sarah schüttelte den Kopf. »Er ist abgestürzt«, wiederholte sie lakonisch.
    »Ich gehe jetzt dieses Schott sichern.«
    »Gib acht auf dich, Tabea«, sagte sie. »Tabea? Was kann ich inzwischen tun?«
    »Beobachte die Kontrollen. Sollte jemand auf das Mayday reagieren, schnapp ihn dir. Lass ihn nicht wieder entwischen. Und behalte das Fenster im Auge.«
    Sarah sah sich im Cockpit um, fahndete nach einer Waffe. »Wenn er reinkommt …«
    »Keine Angst«, sagte Tabea. »Er ist ja abgestürzt.«
    Sie stapfte schwerfällig über die Wand in den Gang hinunter. Beide Schiffsschleusen waren intakt. Sie überprüfte die Kontrollen und schaute aus beiden Bullaugen.
    Mehr als nichts gab es da nicht zu sehen. Tief unter ihnen wälzte sich, schön und brackig, wie sie wirkte, die Venus. Ihre riesigen Unwetter und scheußlichen Dschungel erglühten in trügerischer Pracht.
    Hoffentlich trieb sich außer ihnen noch jemand hier herum. Und hoffentlich saßen die nicht auf ihren Ohren. Und hoffentlich handelte es sich dabei um verantwortungsbewusste menschliche Bürger des Systems, die, koste es, was es wolle, einem havarierten Schiff zu Hilfe eilten. Tabea konnte nur hoffen, dass die Betreffenden nicht auf der Stelle traten, um anderen den Vortritt zu lassen.
    Am vorderen Frachtraumschott brannte die rote Kontrollleuchte. Der Frasqui hatte offenbar genau gewusst, wie man die
Tür aufbekam. Zum Glück war das komplette Frachtmodul rechtzeitig herausgesprengt worden. Der Sog hatte ihn mitgerissen, noch bevor er die Kombination hatte vollenden können. Die Alice hatte recht, es blieb ihnen nichts anderes übrig, als die Tür manuell zu öffnen und wieder richtig zu verschließen.
    Tabea legte den Finger auf den Sensor für manuelle Priorität.
    Sie berührte ihn.
    Das rote Licht begann gemächlich zu blinken.
    Sie stapfte die Wand hoch, kauerte sich tief über das Sperrrad, pflanzte den einen Fuß rechts und den anderen links davon hin.
    Packte mit beiden Händen zu und drehte.
    Die Tür schmatzte einen Spalt weit aus der Dichtung.
    Tabea drehte weiter.
    Jede Umdrehung fiel leichter als die vorhergehende. Das Schott war zwar schwere-, aber nicht reibungslos, dafür hatte es viel zu viel durchgemacht.
    Dann öffnete sie die Tür.
    Sie sah hinaus.
    Da war nichts.
    Da war buchstäblich nichts. Zweihundertundfünfzig Kubikmeter Nichts.
    Jenseits der gähnenden Aussparung war das Achterschott zu sehen.
    Nichts weiter.
    Einen Augenblick erwog sie, sich über das hinwegzusetzen, was sie Sarah versprochen hatte, und vorsichtig nach draußen zu gehen, um sich zu vergewissern. Der Kapitän konnte schließlich tun und lassen, was er wollte. Aber was, wenn sie das Ding sah - oder wenn es sie zuerst sah -, was dann?
    Sie kniete sich bloß in die Öffnung und steckte den Kopf hinaus, nur ein klein bisschen.

    Nichts als rohes, zerschrammtes Metall. Die Venus hatte die Alice wundgescheuert.
    Tabea zuckte zurück. Duckte sich ins Schiff, berührte wieder den Sensor für manuelle Priorität, dann den Verriegelungssensor.
    Das Schott surrte ins Schloss.
    Die grüne Kontrollleuchte blinkte auf.
    »Sarah? Noch keine Antwort?«
    »Ich kann jedenfalls nichts hören«, entgegnete Sarah.
    »Alice? Ist unsere Bahn stabil?«
    »STABIL, KÄPT’N.«
    »Jemand in der Nähe?«
    »ICH SUCHE NOCH«, sagte die Alice .
    »Ich geh mir nur mal die Vorräte ansehen«, meinte Tabea, schaltete die Stiefel ab und stieß sich von der Wand in die Mitte des Flurs.
    »Bring mir was mit«, sagte Sarah.
    »Wenn was da ist«, sagte Tabea.
    Und das war wenig genug. Sie war fast fertig mit der Inspektion ihres Speiseschranks, als sie gewahr wurde, wie der Frasqui sie durch das Bullauge beobachtete.
    Sie stieß sich quer durch die Kombüse und spreizte sich in misslicher Rückenlage an die Wand, nach Luft ringend vor lauter Entsetzen.
    In der Dunkelheit draußen verschwanden die Augen des Frasqui in ihren Höhlen und die stabförmigen Zähne zwischen den fleischlosen Lippen. Einen Moment lang hatte Tabea den Eindruck, als hätte der Flugsand ihn

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