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Sternendieb - Roman

Titel: Sternendieb - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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Alice!«
    Die äußere Schleusentür schloss sich, und die innere glitt auf. Sarah kam heraus. Sie wirkte benommen, geistesabwesend.
    Die Schleuse schloss sich wieder, und Sarah ließ sich in Tabeas Arme fallen.
    »Wo fliegen wir denn hin?«, fragte sie unter Schluchzen.
    »In den Himmel.« Tabea hielt sie fest. »Wir können nichts weiter tun, als da oben sitzen und ganz laut schreien. Und darauf hoffen, dass uns jemand hört, bevor wir wieder zurückfallen.«
    »Schreien?«, fragte Sarah.
    Tabea führte sie ins Cockpit zurück und zeigte auf ein Display. »Das sind unsere momentanen Koordinaten.« Während sie Sarah ins Netz half, lehnte sie sich über die Armaturen und tippte eine Sequenz ein. »Jetzt gehst du an dieses Gerät und machst daraus eine Endlosschleife«, erklärte sie ihr. »Falls jemand in der Nähe ist, ein Safarischiff, ein Geländeformer, egal wer, vielleicht kommen sie dann und bergen uns. Wenn nicht, wird schon irgendwer den Notruf auffangen, und danach müssen sie sich kümmern.«

    »Müssen sie sich kümmern«, wiederholte Sarah und tippte ungeübt die Sensoren an, derweil Tabea sich aufrecht in ihr Netz setzte.
    Auf dem Monitor durchlief der regungslose Frasqui seine Bildschleife: frontal, seitlich, blind, frontal, seitlich, blind.
    »Also dann«, meinte Tabea. »Mal sehen, was passiert, wenn ich das hier mache.« Und sie berührte einen anderen Sensor.
    Das Cockpit wurde in rotes Licht getaucht. Ein hoher Summton setzte ein.
    Sarah beendete die Schleife und gab Daten ein. Während Tabea mit den Schmelzschutzkontrollen rang, warf sie einen raschen Blick auf den Schirm, wo das Bild des Frasqui durch Interferenzen bis zur Unkenntlichkeit zerfetzt wurde. Alles arbeitete träge, alles ächzte. Durch den Boden drang ein langsames, unregelmäßiges Hämmern herauf.
    Sarah blickte sie ängstlich an. »Ist das Marco?«, wollte sie wissen.
    »Nein, das hat schon seine Richtigkeit …«
    Das Schiff bebte heftig, schaukelte und wippte. Achtern rutschten und schnalzten die Schlingpflanzentaue. Die Alice sackte mit dem Heck ab, ihre Haupttriebwerke bliesen kochende Schlammwogen in den Wald. Unter den Pilotennetzen setzte sich eine kleine Phalanx aus losem Geschnipsel in Bewegung.
    »Tabea!«, drang eine dünne Stimme aus dem Lärmpegel der Maschinen und Interferenzen. »Komm zurück! Das kannst du nicht tun, das kannst du mir nicht antun, das …«
    Sie blickten einander an.
    »Das ist Marco«, sagte Tabea. »Nimm dich zusammen, Marco, es dauert nicht lange!«, rief sie. Es war höchst unwahrscheinlich, dass er sie hören konnte bei dem Krach, den das Schiff machte, und bei dem infernalischen Chor einer aufgestörten venusischen Fauna.
    Irgendetwas fing an, durchdringend zu bohren über dem Brausen. Das Schiff stieg, dann fiel es zurück, kollabierte schmorend und sengend in den Tauen. Es schwankte, schlitterte und schwamm auf der nassen, öligen Luft. Die hässlichen Baumwipfel peitschten und zerbarsten. Was der Frasqui über die Bordsprechanlage sagte, war kaum zu hören, geschweige denn zu verstehen.
    Während der uralte Kampf mit der Schwerkraft immer heftiger tobte, spürte Tabea die Umarmung ihres Netzfeldes immer enger werden. Es wehrte jede externe Krafteinwirkung ab. Sollte die Venus das Schiff in Stücke reißen, dachte Tabea, dann würde das jetzt gleich passieren.
    Ein heftiger Windstoß fuhr ins Cockpit und erfasste alles, was nicht niet- und nagelfest war. Alte und neue Fugen knirschten und quietschten, und auf der Konsole hüpften und tanzten die Kontrolllichter. Aus dem protestierenden Greinen wurde ein tollwütiges Kreischen. Die Alice war eigens für diese Art Auseinandersetzung entwickelt, gebaut und umgebaut worden, man hatte sie zerlegt, verbessert und wieder an die Front geschickt. Sie würde auch diesmal wieder Sieger bleiben, und wenn es das letzte Mal sein sollte.
    Sarah sah Tabea an, und Tabea hörte sich schreien und jubeln, bei jedem Zentimeter, den die Alice der Venus abrang.
    »Los, Alice, komm!« Jetzt war auch Sarah mit von der Partie. »Komm, Alice! Zeig, was du kannst!«
    Das Schiff schlingerte jählings, krängte über Backbord nach achtern, stampfte und gierte Übelkeit erregend, als wollte es sich in die Luft schrauben. Die Triebwerke brüllten und tosten und heulten.
    Tabea war über der Tastatur, rang mit der Trimmung, zog das würgende Backbordtriebwerk mit roher und rücksichtsloser Gewalt von seiner hölzernen Auflage. Schlingpflanzentaue rutschten
in die

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