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Sternendieb - Roman

Titel: Sternendieb - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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einander zu verzeihen, sich zu arrangieren, genau wie Tricarico gesagt hatte. In der Fähre gab es immer nur ein Thema. Wer denn mein Favorit wäre bei der Springerei? Die Kanzan oder die Jitoku? Oder gar die Basilisk?
    > »Noria schwört Stein und Bein, man müsse auf die Valenzolanische Jungbrunnen setzen«, erzählte mir Gießfreut Magnolia, als ich sie zur Schwarzen Skorpion schipperte, zu einem Stelldichein, versteht sich.
    > »Ich kenne mich da nicht aus, Madame«, sagte ich bestimmt zum zwanzigsten Mal auf dieser Nachtschicht. Ich hatte keinerlei Interesse an dem Wettrennen und noch weniger an den Buchmachern. Ich hatte einen heißen Tipp bekommen. Mein Geld blieb aber da, wo es war, und zwar in meiner Tasche.
    > Ich erinnerte mich an die Jungbrunnen . »Ist das nicht das Schiff, um das man so viel Wind gemacht hat, damals auf Selukia? Das mit den Navajo-Schernenkovs auf dem Mitchum-Rumpf?«
    > »Ach du lieber Himmel, das weiß ich nicht«, sagte Madame Magnolia. Sie sah mich von der Seite an. »Leute wie du kennen sich wohl aus damit, wie?«
    > »Ja, Madame, damit schon«, sagte ich. Wir näherten uns rasch einer plumpen Bellerophon voller glänzender, in Schrumpffolie eingeschweißter Bulldozer. Leute wie du, dachte ich voller Stolz.
Gewollt oder ungewollt hatte Madame Gießfreut mir eben ihre Anerkennung gezollt. Ich spielte mit den Seitentriebwerken, lavierte uns mit Karacho durch den Extremitätenwald der Bellerophon und schielte flüchtig nach meiner Madame. Sie hielt sich tapfer fest.
    > Das Einzige, was mich an der Springerei interessierte, war das Sprungfest. Jeder auf der Karawane war auf irgendeiner Party, selbst die Chauffeusen. Jeder, der nicht auf einem der dicken Frachter war und alles daransetzte, seinen Capella-Antrieb doch noch zu überreden, zwei Minuten eher zu zünden als der des Rivalen da drüben.
    > Obwohl es anfangs ätzend war, denn ich musste die Mandrebas herumkutschieren, damit sie sich auf all den richtigen Partys zeigen, bei all den falschen durch Abwesenheit glänzen und hier und da durch ihr unerwartetes Erscheinen Aufsehen erregen konnten. Die ganze Zeit kamen Meldungen rein. »Die Amsterdam bei zwölf zu eins!« »Gebt Hyun-seng Trittgold Bescheid, dass seine Behemoth durch ist!«
    > Zum Glück konnten die Mandebras nicht die ganze Nacht nur herumschwirren, weil wir nämlich um acht auf der Oktoberkrähe sein mussten, pünktlich zum Maskenball. Melissa durfte nicht zu spät kommen zum Maskenball. Jeder, der was auf sich hielt, würde dann die Party, auf der er sich befand, verlassen, nur um später sagen zu können, dass er auch auf dem Maskenball von Sanzar gewesen war. Und wer das gar nicht vorgehabt hatte, würde seine Meinung ändern, sobald er sah, dass die Mandebras hingingen.
    > Wir waren alle kostümiert. Melissa war ein blaugrüner Pfau, zwei Pagen trugen ihr das Pfauenrad. Alexis, der Strachane, stellte etwas dar, was man einen Husar nennt. Er hatte einen roten Rock an mit ganz vielen Verzierungen und einen riesigen Hut und hohe, glänzende Stiefel mit goldenen Sporen. Ein Husar, erzählte
er, das wär so eine Art Soldat gewesen, aber was er da anhatte, sah nicht nach einem Kampfanzug aus. Madame Gießfreut war ebenfalls da, sie trug auch so beinlange Stiefel und außerdem ein schwarzes Korsett und ein breites schwarzes Halsband mit verchromten Spitzen. Ich holte Tricarico ab, er war ein Pierrot. Wir hatten ewig für sein Makeup gebraucht, eine Wange schwarz, die andere weiß, mit einer dicken strassbesetzten Träne auf der schwarzen Seite. Jeder war maskiert, und trotzdem, überall, wo wir hinkamen, wurden die Mandrebas sofort erkannt.
    > Ich ging als Peter Pan verkleidet. Das war der Junge, der nie erwachsen wurde. Er kam in einer Geschichte vor, die uns Paps immer erzählt hat. Ich trug eine Tunika, die aussah, als wär sie aus Laubblättern genäht, und ein winziges Paar bronzene Hörner, die aus meinem Haarschopf standen.
    > Tricarico fand, dass ich als Junge sexy aussähe. Er stand neben mir, hatte den Arm um meine Schultern gelegt, als ich uns durch den Schwarm von kleinen Schiffen steuerte, der sich bereits um die Oktoberkrähe versammelt hatte.
    > Die Krähe war groß. Die dreifache Tonnage der Prächtigen Trogon, obwohl die Trogon viel eleganter war mit ihren juwelenbesetzten Flossen und dem Vorderdeck, das wie eine Jakobsmuschel aussah. Die gesamte Mannschaft trug die Haare zu einem Zopf geflochten. Als ich längsseits beidrehte, kam ich mir unter der

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