Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Sternendieb - Roman

Titel: Sternendieb - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
Vom Netzwerk:
wollen dir weismachen, dass es keinen Drink gibt, der dich nichts kostet, besonders dann nicht, wenn du dringend einen brauchst. Die meisten Altairer würden das behaupten. Die meisten Altairer glauben auch, dass das Universum von gigantischen Hummern erschaffen wurde. Von Göttern, die gigantischen Hummern aus einer anderen Dimension ähneln. Sie verehren sie nicht richtig, verstehst du? Sie haben nur sehr, sehr viel Respekt vor diesen Hummern.
    > HAST DU DAS VON KÄPT’N FRANK?
    > Nicht direkt.
    > AHA.

    > Verschandel jetzt nicht die Geschichte.
    > Was Käpt’n Frank dann sagte, war: »Hesie hesint hefondhr Eeerdhe?« Es klang, als kramte er die Worte unter einem Haufen Kieselsteine raus.
    > »Nein«, antwortete ich.
    > »Hefom Hemooont?«, bohrte er weiter.
    > »Richtig«, sagte ich lahm. Ich wusste, was er als Nächstes sagen würde.
    > »Hejemant hmussja schließlich hefonda kommn«, sagte er. Ich starrte ihn an.
    > »Käpt’n Frank«, schaltete sich der Hirnpfropf ein, »sammelt den Trödel zwischen den Sternen. Stöbert im Strandgut der Staubmeere. Er bietet der Entropie die Stirn. In seiner Walross durchkämmt er jeden Pfuhl und jede Gosse des Weltenraums. Er zieht mit dem Schleppnetz durch die Müll- und Trümmerringe der Planeten. Und was rettet er nicht alles vor dem Verfall und dem Vergessen! Ausgediente Satelliten. Alte Möbel. Langgezogene Tropfen aus mutierten Algen, anzusehen wie schockgefrorener Schleim. Düster glühende Brennstäbe. Glasbruch. Die silbrigen Skelette ausgeschlachteter Kühlschränke.«
    > »Verehrter Käpt’n Frank«, fuhr der kleine Mann fort, »Fräulein Luna gefällt es nicht auf Phobos. Sie will fort von hier. Aber sie weiß nicht, wie.«
    > Käpt’n Frank gab erst eine Kreuzung zwischen Wimmern und Gähnen von sich und dann die drei Wörter: »Hein gottverlassener Hort.«
    > Er hatte wahrhaftig »gottverlassener« gesagt. Er hatte nichts verschluckt und nichts hinzugefügt.
    > Das hat mich damals ziemlich beeindruckt. Ich spendierte ihm dann doch noch einen Drink. Und wir kamen ins Gespräch. Käpt’n Frank saß da auf zwei Barhockern neben mir, stank wie ein heißes,
nasses Schaf, süffelte mit dem Rüssel seinen Gin und ließ alles, was ich sagte, an sich vorüberziehen und in die dunkle Nacht hinausplätschern. Je weniger er reagierte, umso mehr redete ich. Ich glaube, ich habe ihm alles und jedes erzählt: vom Mond, von Angie, von Rechtschaffenheit-II, die Gürtelgeschichte - einfach alles.
    > Im Gegenzug erklärte er mir, was er an meiner Spezies auszusetzen hatte. »Hekeinhe Hselbsthachtunk«, sagte er. »Hekeinhe Hfreiheitshliepe.«
    > Und das sagte ausgerechnet ein Altairer!
    > Er hielt inne und rang nach Luft. Der japsende Mund zog Speichelfäden. Ich begriff, warum Käpt’n Frank so wortkarg war. Er hatte einfach nicht den Atem, um viele Worte zu machen.
    > Ich redete noch eine Zeit lang auf ihn ein. Ich gewöhnte mich an seine stummeligen Klauen, die schwarze Zunge und die tropfenförmigen Zähnchen. Ich gewöhnte mich an seinen strengen, keimigen Geruch. Es war so, wie wenn man in einer Pinte auf Anmut oder Santiago die Nacht mit einem alten Säufer verquasselt. Die Holoblase war zugeschneit. Der Barkeeper hatte seine Stellung aufgegeben und sich mit einer Flasche grünem Sherry in eine unbesetzte Nische zurückgezogen. Die Auswahl an leeren Nischen war groß. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass die Gäste nach und nach ihre Selbstvergiftung eingestellt und das Lokal verlassen hatten.
    > Dann kam die Polizei.
    > Käpt’n Frank kauderwelschte etwas auf Altairisch. Es klang lebhaft und ausgesprochen unfreundlich. Der Hirnpfropf grinste, schlug den Mantelkragen hoch und verließ mit eiligen kleinen Schritten das Lokal. Der beschwipste Barkeeper setzte sich auf, fühlte sich offensichtlich nicht wohl in seiner Haut. Der letzte
noch verbliebene Comp prostete den späten Besuchern zu, weil sie noch verheirateter waren mit den Bits als er, so selbstvergessen und abgetreten, wie Comps nun mal sind.
    > Der Magen verkrampfte sich mir. Die Bullen hatten ein Lesegerät. Sie kontrollierten die Pässe.
    > DU HATTEST DOCH BESTIMMT EINEN PASS, KÄPT’N.
    > O ja, Alice, ich hatte einen Pass, aber der hatte es in sich. Es war der richtige. Ich saß in der Falle.
    > Zuerst kamen sie zu Käpt’n Frank. Er schien Jahre zu brauchen, um seinen zu finden. Ich dachte schon, er sei nichts als ein Penner, und alles, was dieser Hirnpfropf von sich gegeben hatte - dass Käpt’n Frank

Weitere Kostenlose Bücher