Sternenfall: Roman (German Edition)
sagte Amber. »Zum Glück erfordert die Kometenjagd weniger Brennstoff, als für das Auslaufen von der Erde nötig war.«
Die Admiral Farragut hatte ursprünglich nur ein einziges Hexagramm von Wasserstofftanks rund um das Energiemodul des Schiffes mit sich geführt. Deren Volumen hatte man für die Expedition zum Kometen Hastings verdreifacht – auf insgesamt 72.000 Kubikmeter. Die beiden zusätzlichen Reihen weißer Kugeln plus das Antimaterieplasma, welches das Schiff vom Sierra-Skies-Kraftwerk übernommen hatte, ermöglichten dem umgebauten Frachter, seine Geschwindigkeit um einhundert Kilometer pro Sekunde zu verändern. Praktisch das ganze Beschleunigungsvermögen war nötig gewesen, um Jupiter innerhalb von sechs Monaten nach dem Start zu erreichen. Um den auf der Hinreise verbrauchten Wasserstoff auch vollständig zu ersetzen, hätte man mehr als einhundert Tankzylinder hochschießen müssen.
Zum Glück erforderte die Verfolgung des Kometen, wenn er das Jupitersystem einmal verlassen hatte, weit weniger Beschleunigung. Der Brennstoff aus zwei Dutzend Zylindern würde für die Durchführung der Mission genügen. Ein Rabatt für unvermeidbare Vergeudung brachte die Zahl der erforderlichen Tanks auf dreißig. Wenn sie den Kometen erst einmal erreicht hatten, würde die Besatzung der Admiral Farragut natürlich zwei Jahre Zeit haben, um die für die Heimreise benötigte rennstoffmenge selbst zu erzeugen.
»Vielleicht wären Sie so nett, den Sinn dessen zu erläutern, was Sie und Dr. Rajapur zusammen tun«, sagte Kaffin. »Mein Verwaltungsrat wird sich dafür interessieren.«
»Natürlich. Ihr Bodenradar wird den Kometen bei seinem Flug durch das System verfolgen. Es wird uns die erste Positionsbestimmung für die Berechnung der neuen Umlaufbahn des Kometen liefern.«
»Haben Sie Mitleid mit mir, Miss Hastings. Ich bin nur ein armer Biochemiker mit einem gewissen Talent für die Verwaltung. Ich weiß sehr wenig über Orbitalmechanik.«
»Eine Umlaufbahn besteht aus sechs klassischen Elementen. Dies sind die große Halbachse der Bahn, die Exzentrizität, die Neigung der Bahnebene gegen die Ekliptik, die Länge des aufsteigenden Knotens der Bahn, der Abstand des Perihels vom aufsteigenden Knoten und die Perihelzeit. Für einen Laien ist es nicht nötig, das alles zu verstehen. Es reicht zu wissen, dass wir drei gute Positionsbestimmungen brauchen oder zwei Positionen und eine Zeit, um die Umlaufbahn vollständig zu bestimmen. Ihre Radarmessungen werden uns Erstere liefern, wenn der Komet das Jupitersystem verlässt.«
»Aber Ihr Schiff kann diese Aufgabe doch bestimmt ebenso gut erfüllen.«
»Nein, Sir. Schauen Sie, ein Raumschiff im Flug weiß selten genau, wo es sich befindet. Ihre Station befindet sich jedoch an einem bekannten Ort eines Mondes, der seit Jahrhunderten beobachtet wird. Zu jedem Zeitpunkt wissen wir mit absoluter Sicherheit, wo sich die Station Callisto befindet. Ihre Radarmessungen werden uns sagen, wo sich der Komet relativ zu Callisto befindet, was uns wiederum in die Lage versetzt, die Position des Kerns zu errechnen.«
»Mein alter Physiklehrer hat mich gelehrt, dass es so etwas wie absolute Genauigkeit nicht gibt, Miss Hastings.«
Amber lachte. »Glauben Sie mir, bei dem Maßstab, in dem wir uns bewegen, kommen wir verdammt nahe heran!«
»Und auf welche Weise wollen Sie sich Ihre zweite ›absolut genaue‹ Positionsbestimmung verschaffen?«
»Wir planen, uns der eschwindigkeit des Kometen anzupassen und ihm einen Monat lang zu folgen.«
»Sie haben eben gesagt, dass Sie Ihre Position nicht genau kennen würden. Wie können Sie dann herausbekommen, wo sich der Komet befindet?«
»Sobald wir Jupiter hinter uns gelassen haben, wird das Farside-Observatorium in regelmäßigen Abständen einen modulierten Laserstrahl in unsere Richtung schicken. Indem wir die Ankunftszeit dieses Strahls festhalten, können wir die Entfernung zwischen der Admiral Farragut und Luna bis auf wenige zehn Meter genau bestimmen. Machen Sie das ein halbes dutzend Mal, und Sie haben eine beinahe ebenso gute Bahnbestimmung wie die, die wir für Callisto haben. Natürlich bestimmen wir sicherheitshalber auch die Positionslinien von Mars, Venus und Jupiter, ebenso wie den Standort Ihres Stationslasers.«
»Das hört sich sehr kompliziert an.«
»Ist es aber in Wirklichkeit nicht. Es ist nur zeitaufwendig und erfordert einen Grad an Genauigkeit, der nicht oft benötigt wird, nicht einmal in der
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