Sternenfaust - 006 - Gefangene der Chaarck
eine Rebellengruppe aufzuspüren, wenn sie das nur wollte. Vielleicht bekamen ja auch die Rebellen selbst Angst, wenn sie die STERNENFAUST über ihrer Stadt hängen sahen. Ansonsten würde sie hier ein Exempel statuieren. Dazu war Lieutenant Black wild entschlossen. Zudem verlangte sie, dass der Erste Ingenieur Keschreck auf die STERNENFAUST gebracht wurde.
Diesem »Wunsch« entsprach die Genetische Mutter sofort. Zwei Stunden später wurde Keschreck mit der L-2 zur STERNENFAUST hochgeflogen. Der Interimscaptain hatte vor, den Chaarck hart zu verhören.
Aber als Keschreck zu reden anfing, bekam LI Catherine Black vor Staunen den Mund nicht mehr zu …
*
»Es war 2246. Ich war Fähnrich auf dem Zerstörer PHILLY. Wir kreuzten an der Grenze zum Kridan-Imperium. Obwohl wir nach der Schlacht im Trident-System einen Waffenstillstand geschlossen hatten, kam es doch immer wieder zu kleinen Übergriffen. In der Nähe des Jacaranda-Systems war ein marodierender Kridan-Kahn unterwegs, der schon zwei Handelsschiffe vernichtet hatte. Ich war heiß darauf, den Geierköpfen endlich mal Auge in Auge zu begegnen. Zumindest am Anfang. Aber schnell hatte sich der zweite Fähnrich an Bord, Mara-Lena.Schwartzkopf, die vom Jupitermond Ganymed stammt, in meinem Kopf breit gemacht. Sie war intelligent, witzig, lebenshungrig, und sie sah wahnsinnig gut aus. Sie hatte das gewisse Etwas. Und was noch besser war: Mara-Lena war so verknallt in mich wie ich in sie.«
Dana konnte sein trauriges Lächeln in der Finsternis beinahe hören.
»Natürlich wusste ich, dass es verboten ist, mit Angehörigen derselben Befehlskette eine Liebesbeziehung einzugehen. Aber wir beide waren nur eine begrenzte Zeit gemeinsam auf der PHILLY. Nach Beendigung der Ausbildung wäre der Weg frei für uns. Für uns und unsere Liebe … Ich war mit Mara-Lena und zwei Crewinen in der Messe beim Essen, als uns der Graser-Treffer des Kridan-Schiffes erwischte. Plötzlich war da ein mächtiger, dumpfer Schlag, der uns von den Beinen holte. Sie mussten das Antigrav erwischt haben. Jedenfalls setzte es einen Moment aus, und wir alle wurden für einen Moment durch die Luft gewirbelt. Ich lag plötzlich auf dem Bauch und hatte mir den Kopf angeschlagen. Gleichzeitig war da ein irres Kreischen und Stöhnen, als sich die Schiffszelle wie ein Stück Papier zusammenfaltete. Die Beleuchtung flackerte einen wilden Tanz, während Deckenteile auf uns herunterprasselten. Ein schwerer Stahlträger fiel mir quer über die Schultern und klemmte mich ein. Ich bekam kaum noch Luft, kann mich aus eigener Kraft nicht mehr bewegen. Ob ich leicht oder schwer verletzt bin, ist mir in diesem Moment allerdings egal. Ich konnte nur auf Mara-Lena starren, die gute drei Meter vor mir lag. Sie war bewusstlos. Ein scharfes Trümmerstück hatte ihren Oberschenkel durchschlagen und die Hauptschlagader verletzt. Ströme von Blut flossen aus ihrem Körper, jeder Atemzug pumpte einen neuen Schwall aus ihr heraus und brachte sie dem Tod ein Stückchen näher.«
David Stein atmete tief durch, als die Szene vor seinem Inneren Auge erschien. »Verzweifelt versuchte ich, mich zu bewegen. Es ging nicht, keine Chance. Dabei wäre es so leicht gewesen, sie zu retten. Ich musste nur ihre Leiste abbinden, ich könnte es. So aber musste ich untätig zusehen, wie sie vor meinen Augen starb. Als uns die Rettungsmannschaften fanden, war ich halb wahnsinnig vor Schmerz und Kummer …«
»Das ist ja fürchterlich, Lieutenant. Von dem Vorfall habe ich natürlich in Ihrer Akte gelesen, aber nicht …« Dana vestummte betroffen. »Wie haben Sie sich wieder in den Griff bekommen?«
»Nun, Ma’am, es war schwierig.« Einen Moment lang zögerte der Ortungs- und Kommunikationsoffizier. »Wie Sie wahrscheinlich wissen, komme ich aus einer Militari amilie. Mein Vater Peter ist hoch dekorierter Flotten-Commodore, auch meine beiden Onkel dienen beim Star Corps. Und noch einige andere der Großfamilie Stein, die Frauen mit eingeschlossen. Sie sind Versorgungsoffiziere und Quartiermeister, Raumschiffs-Kommandanten und was weiß ich nicht alles. Die Steins sind eine Karriere-Familie, vollkommen vom militärischen Geist durchweht. Es wird erwartet, dass ein Stein hart gege.n andere und gegen sich selbst ist. Er muss jeder Situation gewachsen sein. Ich dachte immer, das sei kein Problem für mich und ich hätte dieses Stein’sche Gen. Aber Mara-Lenas Tod und meine eigene Hilflosigkeit haben mich eine Zeit lang fertig
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