Sternenfaust - 006 - Gefangene der Chaarck
gemacht. Ich hatte sogar ernsthaft vor, den Dienst beim Star Corps zu quittieren und meine militärische Karriere zu beenden. Ich fühlte mich dem Ganzen nicht mehr gewachsen. Zum ersten Mal hatte ich hautnah erlebt, was es wirklich bedeuten kann, Soldat zu sein.« Er atmete schwer. »Und ich konnte mich niemandem anvertrauen, ich wagte es einfach nicht. Ich hatte Angst, dass mein Vater es dadurch erfahren könnte. Ich musste das mit mir selbst ausmachen.«
»Lassen Sie mich raten, Ortung«, sagte nun Michael Tong. »Sie haben sich schlussendlich zusammengerissen, weil sie Ihrer Familie keine Schande bereiten wollten.«
David Stein lachte leise und irgendwie verloren, was eine Saite in Dana zum Schwingen brachte. »Das zum einen, Sir, da haben Sie völlig Recht. Und zum anderen wollte ich von den Meinen nicht verstoßen werden. Das hätte mir nämlich geblüht. Mein Vater hätte keinerlei Verständnis für meine Nöte gehabt, er duldet keine Schwächlinge um sich herum. Oder solche, die er dafür hält.«
»Aber Sie haben sich wieder gefangen«, sagte Dana in die entstehende Stille hinein. »Soweit ich weiß, haben Sie eine Freundin. Und ich schätze Sie nicht so ein, dass Sie das zulassen würden, wenn Sie nicht verliebt wären.«
»Da haben Sie Recht. Ich liebe meine jetzige Freundin Wynona Ramesha und möchte sie irgendwann heiraten und Kinder mit ihr haben.«
Noch vor einigen Wochen hätte Dana derartige Sätze aus dem Mund von Lieutenant David Stein nur schwer ertragen können, da sie selbst in ihn verliebt gewesen war. Nun machte es ihr nichts mehr aus, diese kurze Gefühlsverirrung war längst vorbei. Sie hatte stattdessen einem eher kumpelhaften Verhältnis Platz gemacht, das momentan dabei war, sich auf rätselhafte Weise zu vertiefen. Er war ihr plötzlich näher als je zuvor.
»Und wie steht es mit Ihnen, Lieutenant Commander Tong?«, wandte sich Dana nun an ihren Ersten Offizier »Dürfen wir auch einen Schwank aus Ihrem Leben erfahren?«
»Wenn’s beliebt«, konterte Michael Tong. »Ich war schon immer für Chancengleichheit. Außerdem freue ich mich, auch mal reden zu können. Langsam wird mir nämlich höllisch kalt von der verfluchten Herumliegerei.«
*
Catherine Black krampfte ihre Fäuste um die Armlehne des Sessels und wagte kaum zu atmen. Die LI konnte nicht glauben, was da aus dem Translator kam. Den beiden anwesenden Marines und Bruder William erging es genauso.
»Ich weiß schon lange, wer Gründer und Anführer der Chaa-Chaa-Naguun ist, die Charadanuck im tiefsten Meer ersäufen soll«, eröffnete Keschreck das Gespräch. »Es handelt sich um keinen Anderen als Arachnuck selbst, den Genetischen Vater.«
Lieutenant Black schnappte nach Luft. »Wenn Sie das so genau wissen, Keschreck, warum sind Sie damit nicht schon längst zur Genetischen Mutter gegangen?« Noch während sie das fragte, gab sie sich selbst die Antwort.
Keschreck bestätigte sie mit seinen Worten. »Wie sollte ich das tun? Wie Sie wissen, hat ausschließlich der Genetische Vater Kontakt mit der Genetischen Mutter. Kein anderer Chaarck wird zu ihr vorgelassen. So kann der Genetische Vater tun und lassen, was er will. Er ist allmächtig, kein anderer Chaarck kann ihm etwas anhaben.«
»Nun gut, Sie haben natürlich Recht, Keschreck. Es war eine unüberlegte Frage. Wissen Sie auch, ob tatsächlich die Chaa-Chaa-Naguun unsere drei Crewmitglieder entführt haben?«
»Ja, Catherine Black, sie waren es. Und nicht nur das. Ich weiß auch, wo sich das Hauptquartier der Naguun befindet. Dort wird Ihre Führung festgehalten. Ich habe mich davon überzeugt.«
»Dann leben sie?«, hakte der Lieutenant nach.
»Ja.«
»Und wie geht es ihnen?«
»Sie sind gefesselt, aber nicht verletzt.«
Black schaute zu Bruder William hinüber. Durch seine Ausbildung war er am besten geeignet, den Chaarck einzuschätzen.
Der Christophorer nickte. »Ich denke, er sagt die Wahrheit.«
»Wo ist dieses Versteck, Keschreck?«, fragte Black.
»Die Chaa-Chaa-Naguun haben sich den besten Platz überhaupt ausgesucht. Er befindet sich direkt unter der Heimat des weisen Allgottes Charadanuck. Das ist ein Bereich, den nur Priester Erster Klasse aufsuchen können. Und auch die trauen sich nicht wirklich dorthin.«
»Hm …«, sinnierte der Interimscaptain. »Dann werden Frost, Tong und Stein also nur von Priestern bewacht. Und nicht von Soldaten?«
»Ja«, erwiderte Keschreck. Er klapperte erregt mit den Kieferzangen. »Ich habe eine
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