Sternenfaust - 006 - Gefangene der Chaarck
Captain?«, zeigte sich nun auch Lieutenant Stein interessiert.
»Tebia muss die ganze Zeit oben gelauert haben. Als sie merkte, dass es ernst war, öffnete sie die Kellertür sofort wieder. Ich merkte es nicht mal, so war ich in Panik. Erst als mich Tebia schüttelte und ins Gesicht schlug, kam ich wieder zu mir. Ich werde mein Leben lang nicht ihr entsetztes Gesicht vergessen. Und ich schämte mich Wochen lang zutiefst dafür, dass ich so die Nerven verloren hatte und dass Tebia das mitbekommen hatte. Schon seltsam, wie Menschen manchmal reagieren. Ich bin ja schließlich nicht die Schuldige. Ein Trauma habe ich allerdings nicht zurückbehalten«, schloss Dana ihre Erzählung. »Ich konnte mich danach immer ohne Probleme in finsteren Räumen aufhalten.«
»Haben Sie Ihrer Schwester diese Aktion übel genommen?«, fragte David Stein.
»Nicht eine Sekunde, nachdem ich ihr Gesicht gesehen hatte. Wir sind danach besser miteinander klar gekommen als zuvor.« Dana räusperte sich. »Und wie ist es bei Ihnen, Ortung? Welche Erinnerungen verbinden Sie mit der Dunkelheit?«
David Stein schwieg einen Moment, dann lachte er leise und krächzend. »Ich weiß genau, was Sie beabsichtigen, Ma’am. Ich wusste es von der ersten Sekunde an, wenn ich mir diese Bemerkung erlauben darf. Aber in mir haben Sie einen begeisterten Mitspieler. Nun ja, dass ich vorhin so ausgerastet bin, hat nichts mit der Finsternis zu tun, wie Sie vermuten. Es ist diese verdammte Bewegungslosigkeit, die mich fast wahnsinnig macht. Und wollen Sie wissen, warum das so ist?«
»Wir sind gespannt, Ortung. Schießen Sie los.«
*
Lieutenant Catherine Black hatte sich wieder gefangen. Eilends berief sie eine Konferenz der noch verbliebenen Offiziere ein. Auch Marine-Sergeant Ralff Olafsson durfte ausnahmsweise daran teilnehmen.
»Zuerst mal werden wir die Chaarck einschüchtern, indem wir ihnen zeigen, was wir wirklich haben«, sagte Black und wirkte nun plötzlich aufs Äußerste entschlossen. »Die kennen bisher nur unsere kleine Landefähre. Nun werden wir ihnen die STERNENFAUST präsentieren, indem wir sie zweihundert Meter über ihrer komischen Stadt in den Himmel hängen. Durch das Antigrav ist es höchst unwahrscheinlich, dass jemand verletzt wird. Aber es wird auch so beeindruckend genug sein. Danach werde ich mir die Genetische Mutter vorknöpfen.«
Die Offiziere waren mit der Black’schen Einschüchterungspolitik mehr als einverstanden, schließlich waren sie alle Militärs. Und Bruder William wurde in diesem Fall gar nicht gefragt.
Lieutenant Santos steuerte den Leichten Kreuzer langsam durch die Stratosphäre auf »Sternstein VI« hinunter. Leichte Kreuzer konnten nicht auf einem Planeten aufsetzen. Kein Landefeld würde dem Gewicht standhalten. Auch das Eindringen in die Atmosphäre wurde nicht gerne gesehen. Wenn sich die Panzerung durch die Reibung zu sehr erhitzte und bei der Rückkehr in den Weltraum zu schnell wieder abkühlte, konnten sie porös werden.
Aber dies war ein Notfall, wie Lieutenant Black fand.
Es dauerte über drei Stunden, dann hing die STERNENFAUST groß und mächtig über dem Palast von Chuuck-Chuuck. Sofern die Chaarck ein schlechtes Gewissen hatten, musste ihnen das Schiff, das zudem einen mächtigen Schatten warf, wie ein furchtbares, überdimensionales Fanal der Rache erscheinen.
Lieutenant Black ließ Fähnrich Susan Jamil, die David Stein vertrat, die Genetische Mutter auf deren persönlicher Frequenz anfunken. Das war kein Problem, da sie die STERNENFAUST-Crew längst ermittelt hatte.
Die Genetische Mutter entschuldigte sich tausendmal für diesen unglaublichen Vorfall, der sie »sämtliche Ehre gekostet und alle Chaarck in unendliche Trauer gestürzt« hätte. Black war aber momentan am Austausch diplomatischer Noten, sie nannte es Gefasel, nicht sonderlich interessiert. Zudem traute sie der Herrscherin der Chaarck nicht über den Weg. Und so stellte sie dieser ein knallhartes Ultimatum: Wenn die Führungscrew der STERNENFAUST von jetzt ab nicht innerhalb von drei Tagen wieder aufgetaucht war, und zwar unbeschadet, würde sie Chuuck-Chuuck dem Erdboden gleichmachen.
Die Genetische Mutter versuchte verzweifelt zu erklären, dass die Chaa-Chaa-Naguun ein relativ junges Problem seien, mit dem man noch keinerlei Erfahrung hätte. Man wüsste auch nicht, wo man die Gotteslästerer suchen sollte.
Black interessierte das nicht. Eine absolute Herrscherin musste ihrer Ansicht nach die Machtmittel haben,
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