Sternenfaust - 006 - Gefangene der Chaarck
sich. »Ich verstehe, Sergeant. Ihrer Meinung nach hat sich also die Genetische Mutter verdächtig gemacht. Und dieser Keschreck ebenso.«
»Aye, Ma’am. Zumal Keschreck der einzige Chaarck unserer Gruppe war, der überlebt hat. Die Angreifer haben sämtliche Soldaten getötet, die uns begleitet haben. Uns Menschen haben sie dagegen in Ruhe gelassen – und Keschreck.«
»Nun gut. Ich will mit der Genetischen Mutter sprechen. Und wenn ich irgendwelche Anhaltspunkte erhalte, dass hier ein mieses Spiel läuft, dann werde ich ihr ihren verdammten Eier-Hintern wegschießen und diesen ganze verdammte Ameisenstadt bombardieren.«
Und was wird dann aus Frost, Tong und Stein? , hätte Olafsson am liebsten gefragt, unterließ es aber.
Wahrscheinlich brauchte die momentan aufs Äußerste erregte Leitende Ingenieurin nur ein Ventil. So dumm würde sie schon nicht sein. Zumal er sich sicher war, dass die drei Offiziere noch lebten. Umbringen hätte man sie auch an Ort und Stelle können. Nein, das war eine lupenreine Entführungsaktion gewesen. Aber wozu?Wenn man den Mutmaßungen der Genetischen Mutter trauen konnte, wollten die Entführer ihre Gene, wie auch immer das vonstatten gehen sollte. Aber konnte man diesem Eier legenden Fremdwesen wirklich trauen? Waren das vielleicht nur vorgeschobene Motive? Sollte mit der STERNENFAUST-Führung etwas ganz anderes passieren?
Hoffentlich behielt Black die Nerven. Der Sergeant war sich da nicht ganz sicher.
»Vielleicht sollten wir ihre Armbandkommunikatoren anpeilen«, schlug er vor. »Dann wissen wir wenigstens, wo sie sind.«
»Wir haben nur eine Chance, wenn sie eingeschaltet sind, Sergeant«, erklärte die Ingenieurin. »Unsere anfänglichen Testmessungen haben ergeben, dass die Erde, die in Chuuck-Chuuck verbaut ist, ziemlich metallreich ist.«
*
Langsam kam Lieutenant David Stein wieder zu sich.
Um die wahnsinnigen Schmerzen abzulindern, die seinen Schädel zu sprengen drohten, wollte er seine Hände ganz automatisch an die Schläfen legen. Nur konnte er sie keinen Millimeter bewegen. Und sich selbst auch nicht. Nur den Kopf konnte er etwas anheben, was er aber besser unterlassen hätte. Denn nun hatte er das Gefühl, zehntausend Sternengeister gleichzeitig würden seinen Schädel von innen her mit Kometen bewerfen.
Stein stöhnte laut und ließ den Kopf wieder zurücksinken. Er versuchte sich zu entspannen, was leidlich gelang. Die Ausbildung, die er beim Star Corps genossen hatte, half ihm dabei. Langsam wurden die Schmerzen erträglicher.
Er war, auf dem Rücken liegend, vollkommen bewegungslos auf einer harten Liege festgeschnallt. Und zwar in einem Raum, in dem es so finster wie in einem Kuhhintern war, wie sein Vater Peter immer zu sagen pflegte, und in dem es ziemlich intensiv nach diesen verdammten Ameisen roch.
»Hallo, ist da jemand?«, fragte Stein.
Keine Antwort.
Der Ortungs- und Kommunikationsoffizier biss die Zähne zusammen und starrte in die Finsternis. Er dachte an seine Freundin Wynona auf dem Mars. Wie mochte es ihr wohl ergehen? Ob sie gerade in Marsport Süd beim Shoppen war, was sie so gerne tat? Ob sie wohl so oft an ihn dachte wie er an sie?
Weiter kam er nicht. Ein leises Stöhnen unterbrach seinen Gedankenfluss.
»Hallo, wer ist da?«, fragte er erneut.
Fünf Minuten später war klar, dass er sein Schicksal mit dem Captain und dem Ersten Offizier teilte. Frost und Tong lagen ebenso festgeschnallt und konnten wie er keinen Finger rühren.
»Die stolze Führungscrew der STERNENFAUST, von ein paar Riesenameisen aufs Kreuz gelegt«, stöhnte Lieutenant Commander Michael Tong. »Wirklich ganz große Klasse. Hoffentlich taucht das nie in meiner Personalakte auf.«
»Einen Orden haben wir dafür tatsächlich nicht verdient«, erwiderte der Captain. »Auch wenn ich nicht wüsste, wie wir diesen Angriff hätten abwehren sollen. Die anderen waren einfach zu schnell. Ich hoffe nur, dass es keine Toten gegeben hat. Aber das sollte jetzt nicht unsere vordringlichste Sorge sein.«
So lagen sie und warteten und vertrieben sich die Zeit mit Small Talk. Sie hatten jedes Zeitgefühl verloren, aber es mussten bereits viele Stunden sein.
Lieutenant David Stein spürte längst jeden Muskel im Leib, alles tat weh. Aber der immer mächtiger werdende Drang in ihm, sich endlich wieder bewegen zu können, war nicht körperlicher Natur.
Plötzlich war er wieder auf der PHILLY. Er sah Mara-Lenas verzerrtes Gesicht vor sich, hörte ihr schauerliches
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