Sternenfaust - 008 - Angriffsziel Wega
waren, folgen.
Dana hatte ihre Verblüffung schnell überwunden. »Waffen, die Torpedos mit der elektronischen Abwehr stören. Defensivraketen einsetzen. Und Nachricht über die neue Bewaffnung der Kridan an die Admiralität.«
Lieutenant Mutawesi nickte verbissen und bearbeitete sein Taktikdisplay. »EA funktioniert wegen des Staubes eingeschränkt, Ma’am. Trotzdem, erster Torpedo im Raum hinter uns verschwunden. Verdammt, die Abwehrraketen haben den zweiten verfehlt. Ich nehme die Lasercluster … Treffer!« Eine blendend helle Explosion nahm der Zentralbesatzung für einen Moment die Sicht. Gleich darauf blitzte es wieder grell auf.
»Und noch ein Treffer. Ma’am.«
Zwei Graser-Schüsse schlugen kurz hintereinander in den Plasmaschirm der STERNENFAUST und brannten 43 Prozent der Teilchen weg. »Schirmkapazität bei 21 Prozent«, meldete Stein. »Verdammt, stopft dem Kerl endlich das Maul!«
»Ganz cool, David, ganz cool«, erwiderte Robert Mutawesi ruhig, obwohl auf seiner Stirn der Schweiß glänzte. »Ich hab den Kerl gleich. Jetzt!«
Bisher hatte Mutawesi lediglich die Breitseiten-Geschütze eingesetzt. Das führte dazu, dass Bandit 2 versuchte, ihm entweder vor den Bug oder hinters Heck zu kommen. Jetzt war der Kridan einen Moment lang genau vor dem Bug der STERNENFAUST. Mutawesi hatte ihn sich sozusagen zurechtgelegt und löste nun das in der Spitze untergebrachte Jagdgeschütz aus. Das Vierfach-Gaussgeschütz schoss Bandit 2 auf nur 90.000 Kilometer regelrecht zusammen. Elf Treffer musste der Kridan schlucken.
In der Zentrale der STERNENFAUST brach Jubel aus. Auch Dana atmete tief durch und wischte ihre schweißnassen Hände an der Uniformhose ab. »Gut gemacht, Crew«, lobte sie.
Aber auch sie selbst bekam ein Lob ab. »Goldrichtige Idee, entlang des Staubrings zu fliegen, Captain«, sagte Lieutenant Commander Michael Tong fast fröhlich. »Ich hätte es nicht für möglich gehalten, dass uns der Staub derart extreme Vorteile gegenüber den Kridan bietet. Und die wohl auch nicht. Sonst hätten sie uns mehr als zwei ihrer Schiffe auf den Hals geschickt.«
»Ja, Michael«, ergänzte David Stein. »Im freien Raum hätte uns wahrscheinlich schon eine Kridan-Einheit gekillt. Das waren immerhin 400-Meter-Kähne.«
»Milan-Klasse«, rundete Dana die Analyse ab und nannte damit die Bezeichnung, die die Menschen diesem kridanischen Schiffstyp gegeben hatten. »Nun aber nichts wie hinter der SAYONARA her. Bildverbindung mit Captain Peterman, Ortung.«
»Aye, Captain. Ist mir heute ein besonderes Vergnügen.«
*
Ratan-Lai, Oberbefehlshaber der kridanischen Invasionsflotte, saß breitbeinig in seinem Kommandonest. Fasziniert starrte er auf das zentrale Taktikdisplay. Der 1,80 Meter große Mann – dessen Kopf ein Mensch mit dem eines federlosen irdischen Falken verglichen hätte – stützte die vierfingrigen Krallenhände auf die Beine knapp oberhalb der nach hinten wegknickenden Knie und beugte sich leicht nach vorn. Gleichzeitig fühlte er tiefe Zufriedenheit in sich aufsteigen. Beim langen und glücklichen Leben des neuen Raisa, sie kamen! Ja, sie kamen tatsächlich. Gehofft hatten sie es alle, natürlich. Aber so richtig daran geglaubt hatte nicht einmal der alte Ngor-Don, dem dieser Plan zu verdanken war.
97 Menschen-Einheiten waren im Anflug auf die Kridan-Flotte, beinahe das komplette im Teganay-System stationierte Flottenkontingent. Sie stellten sich tatsächlich im freien Raum. Gut so. Ratan-Lais Zufriedenheit machte ganz langsam einer fiebrigen Erregung Platz. Endlich, endlich war es so weit. Endlich gab es den Krieg, den er elf lange Jahre herbeigesehnt hatte! Nun war sie endgültig vorbei, die Zeit der inneren Fäulnis, der fortschreitenden Dekadenz, die aus guten Tanjaj-Kriegern fette Memmen machte. Nun konnten sie sich wieder im Kampf beweisen.
»Vorbereitete Botschaft per Richtstrahl senden«, befahl Ratan-Lai, der Oberbefehlshaber der gesamten ruhmreichen kridanischen Flotte. Damit war er automatisch Mar-Tanjaj, Kommandant der Gotteskrieger also, die als privilegierte Kriegerkaste höchste Verehrung genossen. Denn sie sorgten als Streiter Gottes dafür, dass den sich explosionsartig vermehrenden Kridan immer neuer Lebensraum zur Verfügung gestellt wurde, den sie, wenn es sein musste, blutig und rücksichtslos eroberten. Das war heiligstes Gebot ihres Gottes, dessen auserwähltes Volk sie waren. Der Heilige Krieg hatte jedem Kridan erste Verpflichtung zu sein, vor allem aber
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