Sternenfaust - 008 - Angriffsziel Wega
den Gotteskriegern, den Tanjaj.
Der Richtimpuls verließ das kridanische Kommandoschiff, die großartige MERISOR, und fand sein Ziel in der Antenne eines Funkempfängers irgendwo beim 11. Planeten des Teganay-Systems in den Ausläufern des Staubringes. Daraufhin setzten sich 398 Kugelschiffe in Bewegung, die sich schon seit vielen Tagen hier versteckten, um der verhassten Menschheit die erste wirkliche, vernichtende Niederlage zu bereiten. Die erste von vielen weiteren, die folgen würden.
Ratan-Lai schabte mit seinen feinen Fingern unbewusst über die bequeme Armstütze. Ngor-Dons Plan würde also funktionieren. Er war allerdings nicht Voraussetzung, um das Teganay-System zu erobern. Das schaffte diese riesige Flotte, der nichts und niemand widerstehen konnte, auf jeden Fall. Ngor-Dons Plan erleichterte die Invasion aber um ein Beträchtliches. So konnten sie die feindliche Flotte mit einem Schlag vernichten und hatten danach keinen Widerstand mehr zu befürchten. Zugleich hielt der Plan die eigenen Verluste in Grenzen, die sicher größer gewesen wären, hätte man sich mit den Weltraumforts herumschlagen müssen. Oh ja, Ratan-Lais Geheimdienst hatte das Teganay-System nach allen Regeln kridanischer Spionagekunst aufgeklärt und zahlreiche Details auch über die dort stationierte Star-Corps-Flotte erfahren. Vor allem die in die Schädel von gefangenen Menschensoldaten implantierten Wissenschips hatten den Kridan viele Aufschlüsse gebracht.
»Erster Taktiker, wie lange dauert es noch, bis wir den ersten Schuss abgeben können?«
»Genau zehn Minuten und 18 Sekunden, Mar-Tanjaj.«
»Gut.« Ratan-Lai lehnte sich zurück und versuchte sich zu entspannen. Seine Gedanken schweiften kurz in die nahe Vergangenheit zurück.
Ratan-Lai, Erinnerungen
Wir haben die verhassten Menschen im Balior-System gestellt. Sie nennen es Trident. Was für ein hässlicher Name. Und hässlich werden auch die Gedanken sein, die sie auf immer und ewig mit dem Namen Trident verbinden werden. Die ruhmreiche Flotte der Kridan ist nämlich dabei, den Menschen eine vernichtende Niederlage zu bereiten, denn unsere Übermacht und unsere Kampftaktik sind ihnen erdrückend überlegen, auch wenn sie sich durchaus tapfer und geschickt zu wehren wissen. Das erkennen wir Kridan an.
Ich bin Führer eines zehn Schiffe umfassenden Verbandes. Wir beklagen erst zwei Verluste, während wir bereits fünf Menschenschiffe abgeschossen haben. Insgesamt haben die Menschen elf von 30 Schiffen verloren, während wir acht von 43 Einheiten abschreiben müssen. Zudem ist bereits Verstärkung unterwegs. Noch einmal 50 Schiffe. Die Menschenflotte ist bereits so gut wie aufgerieben. Und danach werden wir auf direktem Weg zu ihrem Zentralplaneten fliegen, den sie Erde nennen, um ihn zu erobern.
Dann kommt eine Nachricht, die uns alle wie ein Schlag trifft und vor Entsetzen niederwirft. Just in diesem Moment, als die alles entscheidende Schlacht tobt, hat unser über alles geliebter Raisa, unser Herrscher und Stellvertreter Gottes auf dieser Welt, seiner kridanischen Existenz entsagt. Jung und kühn war er, doch nun ist er in Gott aufgegangen.
Da der Heilige Krieg aber nur geführt werden darf, wenn ein Raisa im Tempelkomplex der großartigen Hauptstadt Matlanor residiert, sind wir nun gezwungen, den Sieg zu verschenken und uns sofort zurückzuziehen. Mein Kämpferherz, das im glühenden Feuer des Glaubens für Gott lodert, blutet mehr, als es die Menschen dort drüben im Augenblick tun. Wir müssen ihnen den Sieg überlassen, weil uns ein furchtbares, ungerechtes Schicksal dazu zwingt. Der Oberkommandierende Beran-Zonor gibt den Befehl zum sofortigen Rückzug. Gott, warum hast du dein auserwähltes Volk verlassen?
Zwei Jahre sind seither vergangen. Beran-Zonor ist gestorben, ich selbst wurde als sein Nachfolger bestimmt. Als Oberkommandierender der ruhmreichen kridanischen Flotte und als Mar-Tanjaj stehen mir viele Kanäle offen, die ich bisher nicht nutzen konnte. Mein direkter Gegenspieler ist der verschlagene Lajton-Dor, der Oberste der Priesterkaste. Solange kein neuer Raisa auf dem Juwelenthron von Matlanor residiert, ist er der mächtigste Mann des ganzen Reiches, allerdings nur unwesentlich mächtiger, als ich selbst es nun bin.
Lajton-Dor hasst nicht nur die Tanjaj im Allgemeinen, er hasst im Besonderen mich selbst. Warum das so ist, habe ich noch nicht herausgefunden. Ich beginne aber zu verstehen, dass Lajton-Dor sein eigenes Süppchen kocht.
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