Sternenfaust - 010 - Im Reich der Kridan
Klima war gemäßigt und die Gravitation erreichte mit einem Wert von 0,96 g beinahe Erdniveau.
Der Planet war insgesamt stark besiedelt und industrialisiert. Der Bordrechner nahm eine Bevölkerungszahl von mindestens drei Milliarden Kridan an, die sich hauptsächlich in einem etwa zweihundert Kilometer breiten Streifen entlang der Küste des Nordkontinents niedergelassen hatten.
Und genau dieses Gebiet war den bisherigen, noch sehr lückenhaften Erkenntnissen des Geheimdienstes nach das Zentrum der so genannten Ketzer-Bewegung, die sich innerhalb weniger Monate geradezu explosionsartig ausgebreitet und an Einfluss gewonnen haben musste.
Wo genau man nach Kontaktleuten der Ketzer suchen musste, war noch offen. Möglicherweise gab eine eingehende Analyse der planetaren Kommunikation darüber Aufschluss. Lieutenant Stein suchte mit Hilfe entsprechender Datenfilter schon seit Stunden nach Hinweisen. Bisher ohne Erfolg.
»Uns erreicht ein Funkspruch der planetaren Raumkontrolle«, meldete jetzt Stein.
»Stellen Sie durch und antworten Sie in Sharaan-Codierung, Lieutenant«, befahl Frost.
»Aye, Captain«, bestätigte Stein.
»Rufen Sie außerdem Bruder William auf die Brücke«, ergänzte Dana ihren Befehl. »Gut möglich, dass wir seine diplomatische Ader jetzt ganz dringend brauchen.«
Auf dem Hauptschirm in der Zentrale der STERNENFAUST erschien das Bild eines uniformierten Kridan, dessen rechte Kopfhälfte auf grausige Weise entstellt war. Ein Auge fehlte und die gesamte Kopfseite wirkte wie versengt.
Vielleicht ein Veteran des Heiligen Krieges, der jetzt nur noch für den Dienst bei der Raumkontrolle taugt , überlegte Dana.
»Hier spricht Kambosiak, Kommandant und Eigner des Handelsschiffs AHNUNG DER UNENDLICHKEIT«, stellte sich Dana Frost vor. »Das ID-Signal liefert Ihnen Aufschluss über Ladung und Bestimmungsort.«
Das falkengraue Auge des Kridan schien Frost mit seinem eisigen Blick geradezu zu durchbohren. Der Kridan bekam seinerseits keine Videoübertragung von der STERNENFAUST, sondern abgesehen von dem Datenstrom mit dem codierten ID-Signal lediglich die Audioübertragung einer Translator-Kunststimme, die zwar das Kridan-Idiom erstklassig beherrschte, aber keinerlei Rückschluss auf die tatsächliche Identität des Sprechers zuließ.
»Dein Name steht nicht in den offiziellen Listen der imperialen Transporteure«, stellte der einäugige Kridan unmissverständlich fest.
Gerade in diesem Augenblick hatte Bruder William die Brücke betreten. Dana nahm an, dass er die letzte Bemerkung des Kridan noch mitbekommen hatte.
Dana machte Stein ein Zeichen, woraufhin dieser die Funkphase im nächsten Augenblick schloss.
»Haben Sie eine Ahnung, welche Bedeutung diese Listen von so genannten imperialen Transporteuren haben«, erkundigte sich die Kommandantin der STERNENFAUST.
William zuckte die Achseln.
»Meines Wissens liegen dazu keinerlei Erkenntnisse vor«, erklärte der Christophorer. »Wir können nur vermuten, dass es sich wahrscheinlich um ein gildenähnliches System der Verteilung von Transportprivilegien handelt.«
»Übernehmen Sie die Antwort, Bruder William«, bestimmte Dana. »Ich vertraue Ihrem Einfühlungsvermögen.«
»Wie Sie wünschen, Captain«, gab Bruder William sichtlich überrascht zurück.
Dana wandte Dana sich an Stein.
»Schalten Sie die Phase wieder frei, Lieutenant.«
»Sofort, Captain.«
Bruder William sagte: »Der Name dieses Schiffs und seines Eigners ist nicht in den imperialen Listen verzeichnet, weil wir zum ersten Mal Geschäfte innerhalb des Heiligen Imperiums machen.«
Der Christophorer machte eine Pause. Aufmerksam registrierte er jede Regung im Gesicht seines vogelähnlichen Gegenübers.
»Euch Sharaan findet man in vielen Regionen des Alls. Woher kommst du?«
»Aus einem Sektor, in dem unser Glaube keine Toleranz erfährt. Entfernte Verwandte gaben uns den Hinweis, dass innerhalb des Heiligen Imperiums der Kridan der Glaube an Gott geachtet und respektiert wird.«
Der einäugige Kridan ließ ein Krächzen hören und fügte anschließend noch ein durchdringendes Schaben mit dem Schnabel hinzu. Vielleicht ein Ausdruck von Heiterkeit. Auf jeden Fall aber spürte Bruder William sehr deutlich, wie das anfangs von tiefem Misstrauen geprägte Verhältnis zu dem Einäugigen sich durch die letzte Bemerkung des Christophorers grundlegend geändert hatte.
»Ihr seid hier nicht nur in einem Gebiet, in dem der Glaube an Gott und die göttliche Ordnung des
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