Sternenfaust - 010 - Im Reich der Kridan
Ihrem diplomatischen Geschick und Ihrem außergewöhnlichen Einfühlungsvermögen in die Mentalität der Kridan«, sagte Dana.
»Danke, Captain«, murmelte William und wirkte dabei fast schüchtern. Von einer Sekunde zur anderen hatte er die Rolle des selbstbewussten Sharaan-Raumkapitäns abgelegt.
»Ich weiß, dass man den Christophorern diese Fähigkeit im Allgemeinen nachsagt – aber in diesem Fall war es besonders heikel, weil die zu Grunde liegende Faktenbasis außerordentlich dünn war«, fuhr Frost fort.
Anschließend wandte sie sich an Stein. »Sagen Sie im Hangar Bescheid. Es soll alles zum Ausschleusen der Landefähre bereitgemacht werden.«
»Aye, aye, Captain«, bestätigte Stein.
Dana erhob sich vom Platz des Kommandanten. Sie berührte kurz die kleine Verdickung, die sich unterhalb des Halsansatzes aus dem Stoff ihrer Uniform abzeichnete und durch ein Projektil verursacht wurde, das sie auf Dambanor II beinahe getötet hatte. Jetzt trug sie es wie einen Talisman an einer Kette. Wir spielen hier Vabanque , ging es ihr durch den Kopf. Aber wahrscheinlich hat die Menschheit mittelfristig gegen das übermächtige Kridan-Imperium nur dann eine Chance, wenn Erosionskräfte im Inneren dieses monolithisch wirkenden Blocks wirksam werden.
»Wo sollten wir landen?«, fragte Dana an den Kommunikationsoffizier gewandt.
»Es tut mir Leid, Captain, aber die Analyse des Funkverkehrs hat bislang keinerlei brauchbare Hinweise auf die Ketzerbewegung ergeben. Ich werde natürlich damit fortfahren und eventuell auch die Filter neu definieren, aber …«
»Lieutenant, wir werden nicht ewig im Orbit von Garinjan warten können«, unterbrach Dana Frost ihn sanft, aber sehr bestimmt. »Wir müssen jetzt irgendwo ansetzen …«
David Stein atmete tief durch.
»Verstehe, Captain.« Seine Finger glitten über das Terminal seiner Konsole. Auf einem der Displays aktivierte er eine Pseudo-Drei-D-Darstellung des Planeten, auf dessen Oberfläche einzelne Regionen in unterschiedlichen Farbtönen gekennzeichnet waren. »Mir ist bei den eingehenden Funkdaten etwas aufgefallen. Unter den Kridan scheint es eine sehr geringe Kriminalitätsrate und dementsprechend auch kaum die Notwendigkeit für Polizeieinsätze zu geben. Jedenfalls fand ich kaum Hinweise darauf.«
Dana hob die Augenbrauen. »Wundert Sie das? Solange die Kridan die Gebote ihres Glaubens achten, hat jeder von ihnen seinen Aufpasser im Kopf, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
»Jedenfalls gibt es eine Abweichung von dieser Beobachtung, die signifikant ist«, fuhr Stein fort. Er zoomte auf dem Display eine bestimmte Region näher heran. Sie befand sich etwa hundert Kilometer nördlich der Küste. »Hier befindet sich die Stadt Sarashtor. Sie umgibt einen zentralen Industriekomplex wie einen Ring und verfügt über einen eigenen Raumhafen. Dem während unserer Anwesenheit gezählten Aufkommen an gelandeten Schiffen nach muss es sich um eine der bedeutendsten Ansiedlungen des Planeten handeln. Die Besonderheit ist, dass hier offenbar eine für planetare Verhältnisse groß angelegte Polizeiaktion abzulaufen scheint. So ganz werden weder ich noch unser Bordrechner aus den eingegangenen Daten schlau, aber fest steht, dass Sicherheitskräfte in erheblicher Zahl aus anderen Regionen des Planeten nach Sarashtor abgeordnet wurden.«
»Dann muss es dafür einen triftigen Grund geben«, murmelte Dana. Und was liegt da näher, als die Verfolgung von Ketzern? , setzte der Captain noch in Gedanken hinzu.
*
Eine Viertelstunde später trafen die Mitglieder des Landeteams im Hangar der L-1 ein. Zu ihnen stieß noch Titus Wredan, der Pilot der Landefähre.
Die L-1 war allerdings zurzeit gar nicht an Bord der STERNENFAUST. Für die Durchführung dieser Spezial-Operation hatte man die SICHERE LANDUNG an Bord genommen, die umgebaute Raumfähre einer fremden Spezies, die nicht gleich als Beiboot eines Kriegsschiffs der Solaren Welten erkennbar war. Auf Grund des begrenzten Raums an Bord hatte dafür eine der Landfähren auf Spacedock 13 zurückbleiben müssen.
Es war Frosts Entscheidung, dass Titus Wredan die Fähre flog. Lieutenant Santos hätte dies ebenfalls gerne übernommen, aber Frost hielt es für wichtiger, dass er an Bord der STERNENFAUST blieb. Notfalls musste der Leichte Kreuzer flüchten, ohne das Landeteam vorher wieder an Bord nehmen zu können. Eine Flucht, die dann wahrscheinlich unter Beschuss der im Orbit befindlichen Kridan-Schiffe erfolgen würde und
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