Sternenfaust - 015 - Zwischen den Fronten
einer persönlichen Stellungnahme aus , ging es Dana durch den Kopf. Eine Eigenschaft, die sie nicht zum ersten Mal an ihrem Ersten Offizier bemerkte.
Sein regungslos wirkendes, deutlich asiatisch geprägtes Gesicht drehte sich ihr zu. Er bedachte sie mit einem ruhigen, gelassen wirkenden Blick. »Wenn Sie mir ein persönliches Wort gestatten wollen … Die Aussicht, Professor von Schlichten erneut an Bord der STERNENFAUST zu begegnen, erfüllt mich nicht unbedingt mit Freude.«
Dana lächelte verhalten. »In diesem Punkt kann ich Ihre Befürchtungen voll und ganz nachvollziehen, Michael.«
In diesem Augenblick meldete sich Lieutenant Simon E. Jefferson über eine Interkom-Verbindung vom Maschinendeck. Er war der Leitende Ingenieur der STERNENFAUST.
Jefferson war genetisch verändert und besaß deshalb Facettenaugen. Dana Frost war weit davon entfernt, gegen ihn irgendwelche Vorurteile zu hegen, zumal er seinen Aufgaben bisher hervorragend erfüllt hatte. Aber die Facettenaugen erschwerten den normalen zwischenmenschlichen Blickkontakt, wie sie fand. Unheimlich wirkte der Leitende Ingenieur dadurch manchmal auf sie. Eine Emotion, von der ihr Verstand ihr sagte, dass sie vollkommen ungerechtfertigt war. Aber vertreiben ließ sie sich durch diese verstandesmäßige Einsicht auch nicht sofort.
»Was gibt es, LI?«, fragte Dana und hoffte, dass es nicht etwa irgendwelche technischen Probleme waren, die den Chef der Technikercrew an Bord auf den Plan rief.
Jefferson kam gleich zur Sache.
Und was er zu sagen hatte, überstieg Danas schlimmste Befürchtungen.
»Wir haben Fähnrich Ruth Denson auf dem Maschinendeck tot aufgefunden«, berichtete er.
»Ich bin sofort bei Ihnen, LI«, kündigte Frost an. Sie unterbrach die Verbindung und wandte sich an Tong. »Sie haben die Brücke, Michael.«
*
Auf Ebeem, der Zentralwelt des Reiches der J’ebeem …
Einige Ebeem-Tage zuvor
Drelur Laktraan, der Chef des Geheimdienstes Temuran betrat die große Säulenhalle von Soriana, der Residenzstadt des Erb-Triumvirats der drei Erhabenen Häuser. Zwanzig Meter hohe und mit feinsten Intarsien versehene Säulen stützten die Kuppeldecke, an der die dreidimensionale Projektion einer Sternenkarte zu sehen war. Sie zeigte das Reich der J’ebeem in seiner größten Ausdehnung, die es vor etwa 100 Ebeem-Jahren gehabt hatte. Das jetzige J’ebeem-Reich war nichts als ein Schatten seiner einstmaligen Größe. Gerade tausend Welten wurden heute noch von Ebeem aus regiert. In den Zeiten der größten Ausdehnung waren es mehr als zweimal so viele Kolonien gewesen. Die Große Zeit war jedoch nach wie vor im Bewusstsein aller J’ebeem verankert. Immerhin war es schließlich gelungen, das Reich zu konsolidieren und den bis dahin anhaltenden, unaufhaltsam scheinenden Verfall aufzuhalten. Man hatte sogar die Ausdehnung des von J’ebeem beherrschten Raumsektors wieder leicht ausdehnen können.
Bis die Konfrontation mit den technisch hoch entwickelten Starr die J’ebeem vor drei Jahren an den Rand einer handfesten Krise gebracht hatte …
Die im Grenzgebiet des J’ebeem-Reichs siedelnden Sauroiden versuchten schlicht und ergreifend ihr Siedlungsgebiet auszudehnen, was ihnen zwar langsam aber doch stetig im bisherigen Verlauf des Konflikts gelungen war.
Jetzt hatten die Echsen auch noch Verbündete – ein Volk, das sich Menschheit nannte und den J’ebeem zumindest äußerlich sehr ähnlich sah, wenn auch keinerlei genetische Verwandtschaft vorlag.
Wie die meisten J’ebeem empfand Drelur Laktraan in erster Linie Verachtung für diese physisch unvollkommene und wenig robuste Rasse, in der er bestenfalls technisch unterlegene Emporkömmlinge sehen konnte, die sich von den cleveren Sauroiden vor den Karren hatten spannen lassen.
Inzwischen besaß der Geheimdienst Temuran allerdings ein weit verzweigtes Spionage- und Agentennetz im Bereich der Solaren Welten, wie sich das Staatsgebilde der Menschheit nannte. Daher wusste Drelur Laktraan, dass die technische Überlegenheit der J’ebeem sich allenfalls auf die Waffentechnik beschränkte, während die vom Planeten Erde stammenden Humanoiden ansonsten in anderen Bereichen den »Söhnen von Ebeem« weit voraus waren. So besaßen sie offenbar – wie viele andere galaktische Völker auch – eine Technik zur Aufhebung von Gravitationskräften, die die J’ebeem bisher weder selbst hatten entwickeln noch kopieren können.
Das Problem ist, dass unsere Gesellschaft viel zu sehr
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