Sternenfaust - 018 - Grüne Hölle
unseren Kontaktversuchen verweigern, Captain Frost«, sagte Sundström mit ziemlich galligem Unterton. »Sie wissen genau, dass Green zu einer Sperrzone gehört und das Betreten dieses Planeten nicht erlaubt ist.«
»Ich habe mich mit den diesbezüglichen Vorschriften vertraut gemacht, Captain Sundström.«
»Das freut mich – kann ich doch nun wohl Ihrerseits Vernunft und einen baldigen Rückzug erwarten.«
»Green ist niemals zu einem Sperrgebiet der Solaren Welten erklärt worden. Dies ist nicht einmal auf der Systemebene geschehen. Es gibt kein Sperrgebiet. Zumindest hat der Wissenschaftsrat von Genet nie einen begründeten Antrag auf Errichtung eines Sperrgebietes an den Hohen Rat gestellt. Und das hätte er tun müssen, um tatsächlich ein gültiges Sperrgebiet einzurichten. Es liegt nicht einmal eine Warnung von TR-Tec. vor, der Green ja wohl früher als Standort für Agrarforschung benutzt hat. Und der Grund dafür liegt auch auf der Hand, Captain Sundström.«
»Warum halten wir uns mit diesen Spitzfindigkeiten auf, Captain Frost?«
»Es hätte jemand erklären müssen, was auf Green geschehen ist – und mir scheint, dass dann möglicherweise offenbar geworden wäre, in welch eklatanter Weise gegen die Gentechnik-Gesetze der Solaren Welten verstoßen wurde!«
Sundström lächelte kühl. »Ich hatte nicht gedacht, dass Sie mir hier ernsthaft irgendwelche Paragraphen um die Ohren hauen wollen, Captain. Sie haben eine Landefähre auf die Planetenoberfläche geschickt, und wenn Sie Ihr Außenteam nicht sofort zurückbeordern, werden wir das Feuer eröffnen.«
»Ich bin überzeugt davon, dass Sie das auch diesmal nicht wagen werden«, versetzte Frost.
»Sie überschreiten Ihre Kompetenzen bei weitem, Captain Frost.«
»Guten Tag, Captain Sundström. Frost Ende.«
Die Verbindung wurde unterbrochen und das Gesicht des Kommandanten der DARELIS STAR verschwand vom Bildschirm.
»Volle Kampfbereitschaft!«, ordnete Frost an. »Ruder!«
»Ja, Captain?«, sagte Santos.
»Wenden Sie den Aggressoren die Breitseite zu, sobald sie sich bis auf Schussweite nähern. Auf meinen Befehl übergeben Sie die Kontrolle über das Schiff an Lieutenant Mutawesi.«
»Aye, aye, Captain!«
»Waffen! Machen Sie alles klar zum Gefecht, aber feuern Sie erst auf mein ausdrückliches Kommando.«
»In Ordnung, Captain«, bestätigte Mutawesi und fügte einen Moment später hinzu: »Jetzt geht das Psychospiel also von vorne los.«
Nur glaube ich nicht, dass es ein Spiel bleiben wird , dachte Frost. Die Genetiker werden versuchen, um jeden Preis zu verhindern, dass beim Hohen Rat Einzelheiten über das bekannt werden, was sie auf Green zurückgelassen haben …
In einem Punkt musste Dana Captain Sundström jedoch Recht geben. Sie hatte mit der Entsendung des Außenteams unter Lieutenant Commander Tong tatsächlich ihre Kompetenzen überschritten.
Aber in diesem Fall stand sie dazu.
Es musste sein.
Der Hohe Rat musste erfahren, was auf Green geschehen war …
*
Er sieht aus wie schlafend! , überlegte Bruder William, während er den grünen Mann betrachtete, dessen Oberkörper aus der Riesenknospe herausragte.
»Von humanoiden Bewohnern auf Green hatte ich bisher nie etwas gehört«, sagte Tong.
»In gewisser Weise ist auf Green auch die Pflanzenwelt humanoid«, erinnerte Dr. Gardikov den Ersten Offizier der STERNENFAUST.
»Ich frage mich, ob er von der Knospe halb verschlungen wurde oder aus ihr …« Bruder William brach seinen Satz ab. Er hatte ohnehin mehr zu sich selbst als zu den anderen gesprochen.
»Oder was?«, hakte Tong nach.
»Nun, man könnte fast denken, der grüne Kerl würde aus dieser Knospe herauswachsen – auch wenn das ziemlich absurd klingt.«
»Es klingt nicht absurd!«, erklärte Gardikov, während sie sich über die Pflanze beugte und mit ihrem Bioscanner eifrig Daten sammelte.
Proben zu nehmen war auf Grund der Tatsache, dass keiner von ihnen die Reaktionen der teilweise recht aggressiven Flora einzuschätzen wusste, einfach zu riskant. Aber auch so ließen sich bereits einige Erkenntnisse gewinnen.
»Sowohl in der Pflanze als auch in dem Körper des grünen Mannes sind Fragmente von menschlicher DNA enthalten«, erklärte sie. »Die Knospe und der Mann sind genetisch identisch.«
Wir lassen uns vielleicht noch immer viel zu sehr von der äußeren Form täuschen , dachte Bruder William.
Der Wolf und der inzwischen ausgestorbene australische Beutelwolf waren von ihrer Gestalt her
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