Sternenfaust - 018 - Grüne Hölle
Gefährten sah das anders aus. Aber dazu bestand keinerlei Notwendigkeit, wie sich sehr schnell herausstellte.
»Sie sind auf der Flucht!«, stellte Bruder William überrascht fest.
»Vor uns oder …« Tong kam nicht mehr dazu seinen Satz zu Ende zu sprechen.
»Zurück!«, rief Bruder William! »Ich habe gerade schon verstärkte elektrische Aktivität gemessen.« Er streckte den Arm aus und deutete zu einem der gewaltigen, knorrigen Urwaldriesen.
Der Baumstamm hatte einen Durchmesser von mindestens zehn Metern. Von seiner eigentlichen Rinde war kaum etwas zu sehen. Darüber befand sich ein dichtes Geflecht aus Schlingpflanzen und efeuartigen Parasiten.
Eine dieser Schlingpflanzen löste sich plötzlich vom Stamm und streckte sich blitzschnell nach Vrida Mkemua aus, schlang sich um ihren linken Fuß und brachte die Marineinfanteristin zu Fall. Am Fuß zog dieser lianenartige Tentakel Mkemua zu sich heran.
Die Marine verlor dabei das Gauss-Gewehr. Während sie in ihrem Panzeranzug über den Waldbogen gezogen wurde, riss sie den Nadler heraus. Die Waffe war so eingestellt, dass sie nicht einzelne Betäubungsprojektile abschoss, sondern einen kontinuierlichen, tödlichen Strahl von Partikeln. Diese durchdrangen das Ziel wie unzählige Nadeln, damit musste auch der lianenartige Pflanzenarm durchtrennt werden können.
Mkemua feuerte. Sie schwenkte dabei den Nadler, dessen Partikelstrahl den Fangarm schließlich durchtrennte.
Zwei weitere Pflanzenarme – giftgrün, sehr geschmeidig und mit einem knospenartigen Ende – schnellten herab. Zielsicher wanden sie sich um die Marine. Funken tanzten über Mkemuas Rüstung. Offenbar wurde ihr ein Stromschlag versetzt, der ihr durch die Panzerung jedoch nichts anhaben konnte. Ein ätzender Geruch verbreitete sich.
Da wurde Vrida Mkemua plötzlich in die Höhe gerissen.
»Auf den Baum feuern!«, rief Kaharti.
Die Marines feuerten ihre Gauss-Gewehre ab. Eine rasche Folge von Schüssen fetzte in den Stamm und das Gewirr aus Schlingpflanzen, von denen nicht auf den ersten Blick zu sagen war, ob es sich um verschiedene Organismen in Symbiose oder ein einziges, bizarres Gewächs handelte. Die Gauss-Geschosse schlugen einfach durch das ultraharte Holz.
»Weiter feuern«, befahl Kaharti, und stellte selbst den Beschuss ein.
Er nahm sich Zeit, um genau zu zielen, und feuerte auf die Tentakel, die Mkemua in zwanzig Meter Höhe umschlangen.
Jeder des Teams konnte über Funk ihre Flüche hören – und dann ihre panischen Schreie!
In diesem Moment kappte Kaharti ihre Fesseln, und sie fiel.
Jefferson riss seinen Nadler heraus und richtete den Partikelstrahl auf eine Stelle knapp oberhalb der Wurzel. Doch die winzigen Nadelspitzenprojektile drangen nicht durch das ultraharte Holz.
Er fluchte und schrie den Marines zu: »Feuern sie auf diese Stelle!«
Norman Bento ignorierte ihn, doch Marquanteur kam seiner Aufforderung nach.
Plötzlich erschlafften die Fangarme, die bereits wieder heranschnellten, und eine gespenstische Stille trat ein, sobald die Marines das Feuer einstellten.
»Verdammt!«, knurrte Tong, als er sich neben Mkemua auf die Knie niederließ. Ein scharfer, ätzender Geruch hing in der Luft.
Normalerweise konnte jeder Marine einen Sturz aus zwanzig oder dreißig Metern problemlos überleben – selbst dann, wenn kein Antigrav-Pak aufgeschnallt war. Über die Servo-Kraftverstärkung konnte man sich abfedern. Aber Vrida Mkemua war einfach wie ein Stein zu Boden gefallen.
Einen Moment später befand sich Dr. Gardikov direkt neben dem ersten Offizier der Sternenfaust. Tong wollte gerade die Handschuhe ausziehen, um die Systeme des Panzeranzugs bequemer abfragen zu können, da fiel ihm die Ärztin in den Arm.
»Nein, lassen Sie das!«, rief sie. Sie hielt einen Bioscanner über die Marineinfanteristin. »Sie ist von einer starken Säure bedeckt.«
»Die kann die Panzerung doch nicht durchdrungen haben!«, wandte Tong ein.
»Darum sollten Sie auch Ihre Handschuhe anbehalten«, fauchte Gardikov. Sie seufzte und richtete sich auf. »Keine Lebenszeichen …«
»Wie kann das sein?«, fuhr Bento sie an. »Nichts Natürliches kann …«
»Bento!«, brachte Kaharti den Marine zum Schweigen und wandte sich ruhig an die Ärztin. »Wie?«
»Die Gelenke waren schon immer die Schwachstellen der Panzeranzüge. Überall sonst hat die Rüstung gehalten, als diese Pflanzententakel versucht haben, sie zu zerquetschen. Sie hat mehrere Frakturen, unter anderem einen
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