Sternenfaust - 022 - Im Tempel der Toten Götter
bemerkt und kamen neugierig näher. Obwohl sie nie zuvor Wesen von anderen Welten gesehen hatten, verhielten sie sich zurückhaltend und folgten der Gruppe lediglich in gebührendem Abstand.
Drunor führte sie zum Zentrum, in dem wie in den Nördlichen Siedlungen der Halle der Verkündigungen mit der Kuppel der Verkünder darin befand. Er selbst wohnte in einem Haus, das unmittelbar an die Halle angrenzte und lud die Menschen und Siarins Gruppe zu sich ein.
Das Innere der Häuser war weitaus geräumiger, als es von außen den Anschein hatte. Auch hier befanden sich an den Wänden und Decken die leuchtenden Steine. Gleichzeitig gab es aber noch eine weitere Lichtquelle, die hinter den Wänden beziehungsweise darin angebracht zu sein schien; denn je zwei Wände eines Raums sowie die Decke leuchteten von innen heraus wie mattierte Lampen.
»Das ist das Licht, das die Götter uns hinterlassen haben«, erklärte Drunor auf Frosts diesbezügliche Frage. »Welche Macht dahinter steckt, wissen wir nicht.«
»Sie erwähnten eine Wärmequelle«, erinnerte Frost ihn. »Was hat es damit auf sich?«
»Als wir nach dem ersten Ausfall von Licht und Wärme nach der Ursache suchten, entdeckten wir, dass unter unseren Siedlungen und zwischen jedem Stockwerk aller Häuser Hohlräume existieren, die miteinander verbunden sind.«
»Ein Belüftungssystem?«, vermutete Fähnrich Bashir.
Drunor verneinte das. »Diese Hohlräume schienen keinerlei Zweck zu erfüllen. Bis wir in anderen Höhlen, die sogar noch tiefer liegen als die Leuchtsteinhöhlen, Feuerflüsse fanden, die große Hitze abgeben.«
»Unterirdische Lava«, warf Frost ein. »Und die haben Sie sich zunutze gemacht.«
»So ist es. Wir bauten Kanäle, die wir mit den äußeren Hohlräumen der Siedlungen verbanden. Dadurch fließt die Hitze der Feuerflüsse hindurch und erwärmt unsere Siedlungen genauso wie die Wärmequelle, die uns die Götter hinterließen. Wir haben später Tore installiert, die die Höhlen der Feuerflüsse von den Hohlräumen trennt. Denn wenn die Wärme der Götter funktioniert, wird es zusammen mit der Hitze der Feuerflüsse zu warm. Wir öffnen die Tore nur dann, wenn sie wieder einmal ausfällt. Was in letzter Zeit immer häufiger geschieht«, fügte er besorgt hinzu.
»Das hört sich nach einer perfekten Fußbodenheizung an, wie sie auf der Erde auch schon die alten Römer hatten«, stellte Kumara fest. »Nur mit dem Unterschied, dass im alten Rom die Wärme durch Holzverbrennung erzeugt wurde. Ich frage mich, ob die Toten Götter einkalkuliert haben, dass ihre Generatoren eines Tages ausfallen könnten und sie deshalb Vorsorge getroffen haben, indem sie die Hohlräume für die … äh … Fußbodenheizung von Anfang an eben dafür angelegt haben.«
»Das wäre möglich«, stimmte Frost zu. »Ich glaube aber eher, sie hatten damit noch etwas anderes vor. Schließlich planten sie, hierher zurückzukehren und hier zu leben, wenn die Legenden der Rhukani in diesem Punkt stimmen.«
Drunor holte aus einem anderen Raum einige schüsselartig geformte dunkelbraune Behälter, in denen etliche, etwa zwei Finger dicke rundliche Scheiben lagen. Er reichte sie seinen Gästen.
»Ihr seid sicher hungrig. Esst!«
Fähnrich Kumara untersuchte sofort die Scheiben mit dem Scanner. »Kohlenhydrate, für uns verträglichen Eiweiße, Spurenelemente, Vitamine, Ballaststoffe – alles vorhanden, was der Körper braucht und nichts, was ihm schadet«, stellte er fest. »Ich würde sagen, von seiner Struktur her kommt das hier unseren Pilzen am nächsten, wenn es auch völlig anders aufgebaut ist.«
Frost musste lächeln. »Ich denke, Sie sind Techniker, Fähnrich Kumara. Aber Sie scheinen mir eher ein neugieriger Wissenschaftler zu sein.«
Sandor Kumara grinste breit. »Stimmt, Captain. Ich war mir nicht sicher, welche Laufbahn ich einschlagen sollte: Techniker oder Archäologe. Ich fand schließlich die Technik praktischer, aber Archäologie ist mein Hobby geblieben. Und was die Neugier betrifft, so halte ich es mit dem, was ein Schriftsteller namens Goethe vor ein paar Jahrhunderten eine seiner Figuren sagen ließ, die er Faust nannte: Zwar weiß ich viel, doch möchte ich alles wissen! .«
Er wurde wieder ernst. »Mal abgesehen davon, dass sich unsere Leute in einer unangenehmen Situation befinden – milde ausgedrückt –, finde ich das hier faszinierend und würde gerne einige Zeit bleiben, um alles zu untersuchen.« Er zuckte mit den Schultern und deutete
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