Sternenfaust - 022 - Im Tempel der Toten Götter
nimmt. Das dürfte sehr interessant sein. Allerdings ist es ihm bisher nicht einmal gelungen, das Ding zu öffnen …«
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Die STERNENFAUST blieb im Orbit um Rhuka und scannte unablässig die Höhlensysteme und die Ruinen der Station. Noch immer gelang es ihnen nicht, die Rhukani mit den Scannern zu erfassen, obwohl David Stein, kaum dass er aus dem Schiffslazarett entlassen worden war, alles versuchte, sie dahingehend zu kalibrieren.
Die Techniker untersuchten während dessen die Proben, die sie von der Außenhaut des Tempels genommen hatten. Und Simon E. Jefferson verzweifelte beinahe daran, dass es ihm nicht gelang, den Roboter zu öffnen oder auf andere Weise an sein Inneres zu gelangen. Ebenso wie die Außenhaut der Station widersetzte er sich allen Versuchen, sein Inneres zu scannen.
Nebenbei behielt die STERNENFAUST ein wachsames »Auge« nach außen gerichtet. Für irgendjemanden war das Peilsignal gedacht gewesen, und Captain Frost wollte von diesem nicht überrascht werden. Doch niemand traf ein …
Wie vereinbart kehrte Frost acht lokale Tage später mit der L-2 nach Rhuka zurück, wo sie von Siarin, Drunor, Filkren und Kurshak empfangen wurde.
»Eure Wissenschaftler sind uns jederzeit willkommen«, teilte die Erste Stimme ihr die Entscheidung des Rates mit. »Wir versprechen uns davon einen fruchtbaren Austausch von Ideen. Eure angebotene Hilfe möchten wir im Moment noch nicht in Anspruch nehmen. Wie ich vermutet habe, stimmte das gesamte Volk dafür, dass wir nicht eine Abhängigkeit gegen eine andere eintauschen sollten. Schließlich müssten wir auch ganz allein zurechtkommen, wenn ihr nicht zufällig zu derselben Zeit gekommen wärt, als die Station der falschen Götter ihre Arbeit einstellte.«
»Das ist eine vernünftige Entscheidung«, stimmte Frost zu.
»Die Priesterschaft hat das Konzept von den unsichtbaren Göttern aufgenommen«, berichtete Filkren stolz. »Sie arbeiten ein System aus, mit dem sich die Seelen unseres Volkes wohl fühlen werden. Es läuft darauf hinaus, dass die Götter uns durch unser Wissen um ihre Existenz Sicherheit geben. Aber sie mischen sich nicht in unser Leben ein und lassen uns unsere eigenen Wege gehen. Wir sind schon voller Erwartung zu sehen, welche Erfahrungen wir mit den neuen Göttern machen werden.«
Und das aus dem Mund eines Rhukani, der noch vor wenigen Tagen das Beschreiten neuer Wege für Blasphemie gehalten hatte. Frost fand, dass die Rhukani in ihrer Anpassungsfähigkeit ein wirklich erstaunliches Volk waren. Menschen – und etliche andere Völker – hätten in derselben Situation eine lange Phase der Orientierungslosigkeit und des Chaos, vielleicht sogar Bürgerkrieg erlebt, ehe sie funktionierende Alternativen entwickelt hätten.
»Drunor und ich gehören einem neu gegründeten Komitee an, das für die neuen Entwicklungen verantwortlich sein wird«, erzählte Siarin. »Wir, das heißt die Nördlichen und die Südlichen Siedler, müssen eng zusammenarbeiten, wenn unser Volk eine Zukunft haben soll. Eine Zukunft, die nicht nur für uns lebenswert ist, sondern auch für unsere Nachkommen.«
»Unser Angebot, Ihnen zu helfen, bleibt in jedem Fall bestehen«, versicherte Frost. »Falls Sie es zu einem späteren Zeitpunkt annehmen möchten, werden wir sie Ihnen jede Hilfe gerne gewähren.«
»Diese Wissen gibt uns eine beruhigende Sicherheit«, sagte Drunor. »Und wir danken euch nochmals für dieses Angebot. Doch wir haben aus dem Zusammenbruch des Tempels der falschen Götter gelernt, dass es immer besser ist, wenn wir uns nur auf uns selbst verlassen. Sobald wir uns in die Abhängigkeit von anderen Wesen begeben, schwächen wir uns dadurch selbst.«
»Das stimmt«, bestätigte Kurshak. »Wenn die Südlichen Siedler nicht schon vor einer Generation begonnen hätten, Alternativen zu den Wohltaten der falschen Götter zu entwickeln, würde unser Volk viele Großzyklen lang leiden und einige von uns wahrscheinlich sogar dadurch sterben.«
Frost lächelte. »Ich sehe, ich muss mir um Ihr Volk keine Sorgen machen.«
»Natürlich nicht«, bestätigte Siarin. »Warum solltest du das auch tun, Dana Frost?«
»Weil unser Kommen der Auslöser war, dass Ihr gesamtes spirituelles Weltbild zerstört wurde.«
Die Rhukani ließen diesen Einwand nicht gelten. »Was ihr zerstört habt, war eine Illusion«, hielt Siarin dem entgegen. »Solange unser Volk existiert – zumindest solange wir uns erinnern können – haben wir immer danach gestrebt,
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