Sternenfaust - 033 - Operation Nachtschatten
den Agenten geschehen war. Zwar gab es keinen konkreten Hinweis darauf, dass Valentinas Zimmer abgehört wurde und alle diesbezüglichen Prüfungen hatten nichts ergeben. Doch konnte man das nicht ausschließen. Die Wissenschaftler der Genetics waren vor der Abspaltung die Elite der Solaren Welten gewesen. Ausnahmen bestätigten natürlich die Regel. Doch es war mehr als wahrscheinlich, dass sie über Technologie verfügten, die der der Solaren Welten überlegen war – auch im Bereich der Abhörtechnik.
Aus diesem Grund sprachen Valentina und ihr Stab nur in Codes miteinander, die vollkommen belanglose Gespräche zu sein schienen, für Eingeweihte aber einen ganz anderen Sinn ergaben. Alle Dinge, nach denen sie ihre Assistentin gefragt hatte, standen in Wahrheit für einen Agenten. »Das blaue Kleid« war die Codebezeichnung für Agent Jonas Ramirez und die Frage, ob es schon aus der Reinigung geholt worden war, hieß übersetzt: »Hat sich Ramirez schon gemeldet?«
»Die Schuhe« war Agentin Shaya Devries, der »Termin bei Dr. Kandango« stand für Agent Alois Minkata. Und die Frage nach den verschickten Einladungen hieß übersetzt: »Haben wir schon Kontakt mit den übrigen Agenten erhalten?« Und es beunruhigte Valentina Duchamp zutiefst, dass offenbar alle Agenten von der Bildfläche verschwunden waren.
Der Genetic-Geheimdienst kann sie doch nicht alle enttarnt und unschädlich gemacht haben , überlegte die Agentin.
Aber ihr fiel keine andere plausible Erklärung ein, die das totale Schweigen aller Agents begründen würde. Wenigstens einer unter ihnen hätte die Möglichkeit haben müssen, jemanden aus Valentinas Stab zu kontaktieren – wenn sie nicht die Mission hätten abbrechen und untertauchen müssen.
Doch auch für diesen Fall war vorgesorgt worden. Es gab eine Reihe von vereinbarten vollkommen unauffälligen Kontaktmethoden, mit denen die Agenten Valentina über den Stand der Dinge informiert hätten. Doch auch hier gab es nichts. Es war, als wären alle Agenten spurlos verschwunden.
Letztendlich ließ das nur den einen Schluss zu, dass sie tatsächlich alle enttarnt worden waren. Die Konsequenz dieser Überlegung jagte allerdings selbst der abgebrühten GalAb-Agentin Duchamp einen kalten Schauer über den Rücken. Die Leute der Galaktischen Abwehr waren keine Anfänger oder inkompetente Dummköpfe, die sich so einfach enttarnen ließen. Sie waren mit allen Wassern gewaschene Spezialisten. Wenn es tatsächlich gelungen war, die Agenten alle zu identifizieren, musste der Geheimdienst der Genetics entweder über außergewöhnliche Fähigkeiten verfügen – oder Valentinas Leute waren verraten worden.
In diesem Fall stellte sich allerdings die Frage von wem. Wenn sie davon ausging, dass diese Möglichkeit tatsächlich zutraf, so kam als Verräter nur jemand in Frage, der über alles eingeweiht war. Valentina hielt es für unwahrscheinlich, dass es ein Genetic war. Demnach musste der Maulwurf in den eigenen Reihen stecken.
So etwas passierte nicht zum ersten Mal. Die J’ebeem hatten Agenten in die Solaren Welten eingeschleust, von denen ein paar sogar im Geheimdienst gesessen hatten. Man wusste außerdem von menschlichen Agenten der Kridan und Starr. Mit Sicherheit hatten auch die Genetics ihre Leute an strategisch günstigen Stellen sitzen.
Die Frage war nur, wo genau diese Stellen waren. Valentina hielt es für eher unwahrscheinlich, wenn auch nicht gänzlich ausgeschlossen, dass die Genetics bereits die Galaktische Abwehr infiltriert hatten. Dazu waren die Überprüfungen der Agenten zu intensiv. Außerdem hatten die Genetics seit der Erklärung ihrer Unabhängigkeit zu wenig Zeit dazu gehabt. Dazu kam die Tatsache, dass auch in der GalAb nur wenige Leute wussten, dass die Erbin des DC-Star-Konzerns eine Agentin war. Deshalb war Valentina relativ sicher.
Das ließ nur noch die Möglichkeit übrig, dass der Verräter entweder hier vor Ort arbeitete; in diesem Fall würde man ihn erkennen, wenn er sich als Einziger noch meldete. Oder es war jemand von den unteren Rängen des Hauptquartiers, was Valentina für wahrscheinlicher hielt.
Wie dem auch sei, sie brauchte unbedingt mehr Informationen und hoffte, dass ihre Assistentin sie ihr würde beschaffen können. Denn es wäre höchst unklug, wenn sie selbst in Aktion trat und so ihre Tarnung gefährdete, für die so viel Aufwand betrieben worden war. Zumindest nicht schon jetzt und nicht, um sich einfache Informationen zu beschaffen, die andere
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