Sternenfaust - 041 - Das Kristallschiff
entrissen.
Zeitgleich mit dem Gellen der Alarmanlage und dem damit verbundenen Einschalten der Beleuchtung, hatte sich die Halterung der Scheibe gelöst. Mit einem kräftigen Satz stieß sich Dana in geduckter Haltung von ihr ab. Zum Glück besaß die Scheibe in der Ruheposition genügend Beharrungsvermögen, um nicht auf dem Plasmafeld davonzuschießen wie eine Tontaube.
Dana rammte ihren Kopf mit voller Wucht in den Bauch des Angreifers, der nach dieser Gegenwehr röchelnd in sich zusammenklappte. Keuchend darum bemüht, noch genug Luft zu bekommen.
Verärgerte Stimmen ertönten. Durch die Notabschaltung der Anlage saßen offensichtlich noch eine Reihe weiterer Passagiere an den verschiedenen Stationen der »Creepy-Monster-Show« fest.
Schritte näherten sich. Inzwischen hatte Dana den Fremdenführer auf den Bauch gedreht. Sie bog seine Arme auf den Rücken. Da sie keinerlei Fesseln dabei hatte, zerriss sie kurzerhand die Ärmel seines Hemds und verknotete sie miteinander.
Einen Fuß in seinem Nacken zischte sie ihm zu: »Nur eine Bewegung und ich steig dir mit meinem ganzen Gewicht ins Genick. Mal sehen, ob deine Wirbelsäule das aushält.«
Der Mann blieb regungslos liegen.
Ein Angestellter des Fahrgeschäfts sprang in den gerade mal einen Meter tiefen Graben, in dem während der Fahrt der Absturz in die Gruft simuliert wurde. Die beweglichen Seitenwände waren wieder im Boden verschwunden, die tonnenschwer erscheinende Steinplatte, die in Wirklichkeit aus bemalten Kunststoff bestand, war während der Notabschaltung nach oben geklappt.
»Ist das der Mann, der während der Fahrt seine Scheibe verlassen hat?«, fragte der Angestellte. Er schleppte einen Werkzeugkoffer mit sich. Offensichtlich handelte es sich nicht um den ersten Zwischenfall. Dana nickte nur, denn gleichzeitig sprach sie in ihren Kommunikator hervorgezogen und informierte Commodore Kim Ray Jackson über den Zugriff. Dann funkte sie dem Gleiterpiloten, der sich immer noch in »Strand-Pauli« aufhielt. Sie befahl ihm, mit dem Gleiter herzukommen.
»Das ist doch Malcom«, sagte der Angestellte, nachdem er sich den am Boden Liegenden näher angeschaut hatte. »Er kennt sich mit der Anlage aus. Aber warum schließt er die Sicherung auf seiner Scheibe kurz, um während der Fahrt abzusteigen? Das ist doch gefährlich? Der reine Wahnsinn …«
»Kam es deshalb zur Notabschaltung der ganzen Anlage?«, fragte Dana.
»Nein, die wurde von uns ausgelöst, als eine Scheibe ohne Passagier am Ausgang ankam.«
»Ich bin nicht für die Notabschaltung verantwortlich, Rudi«, krächzte der Fremdenführer. Dana verstärkte mit ihrem Fuß nur leicht den Druck in seinem Nacken, um ihn zum Schweigen zu bringen. Irritiert flitzten die Augen des als Rudi angesprochenen Angestellten zwischen dem Fremdenführer und Dana hin und her.
»Netter Versuch«, knurrte Dana zu dem am Boden liegenden. »Sparen Sie sich Ihre Kräfte, um dem Sicherheitsdienst des Star Corps Rede und Antwort zu stehen.« Dann lächelte sie Rudi mit allem Charme an, der ihr zur Verfügung stand. »Tut mir Leid um Ihren Freund Malcolm, aber ich fürchte, er ist auf die schiefe Bahn geraten …«
»Was hat er denn jetzt schon wieder angestellt?«, fragte Rudi. Dana kam es so vor, als habe sie diesen Satz heute schon einmal gehört. »Im Übrigen ist er nicht mein Freund. Als Fremdenführer und mit seinem Wissen fühlte er sich immer als was Besseres. Auf unsereins hat er immer nur herabgeblickt«, fügte Rudi noch hastig hinzu.
Dana registrierte, dass der Angestellte bereits in der Vergangenheitsform von Malcom sprach. Auch wenn sich Malcom nach Rudis Aussage als etwas Besseres und dank seiner Intelligenz überlegen fühlte, der Angestellte begriff sofort, dass es diesmal nicht nur eine kleine Gaunerei sein konnte, die Malcolm vorgeworfen wurde.
»Tun Sie mir einen Gefallen«, sagte Dana und wies auf die Werkzeugkiste, »Sie haben doch sicher irgendetwas dabei, mit dem man Malcom etwas besser verschnüren kann, als es mir auf die Schnelle gelungen ist …« Der Mann öffnete den Kasten und sah hinein.
»Was halten Sie von diesem Kabelbinder, Ma’am?«
»Ausgezeichnet, Rudi. Her damit …«
*
Drei Tage später an Bord der STERNENFAUST II
»Tut mir Leid, dass Ihr Urlaub so schnell wieder vorbei ist«, sagte Dana zu der im Konferenzraum versammelten Führungs-Crew.
Ihr Blick blieb einem Moment an Sun-Tarin hängen, dem kridanischen Austauschoffizier an Bord. Er hatte
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