Sternenfaust - 041 - Das Kristallschiff
beantragt, ganz normalen Landurlaub wie die übrigen Besatzungsmitglieder zu erhalten, doch das war ihm verwehrt worden. Nicht von Dana, sondern von Commodore Jackson. Die Begründung hatte gelautet, dass so kurz nach dem Krieg nicht für die Sicherheit eines Kridan auf der Erde garantiert werden konnte. Das klang vernünftig, doch Frost fragte sich, wie weit Commodore Jacksons Abscheu vor den Vogelartigen sich auf diese Entscheidung ausgewirkt hatte.
Ich sollte mich erkundigen, wie er seinen Urlaub verbracht hat , dachte Dana, doch das musste warten. »Glauben Sie mir, auch ich hätte gerne meine kleine Europatour fortgesetzt. Aber wir befanden uns die ganze Zeit in Bereitschaft, das heißt wenn etwas anliegt, müssen wir sofort reagieren …« Danas Einführung war ausführlicher ausgefallen als normalerweise, aber sie wusste nur zu gut, wie sehr sich jeder aus der Mannschaft der STERNENFAUST, egal ob Offizier oder Crewman, nach einem ausgedehnteren Urlaub gesehnt hatte. Dass sie selbst schon viel früher wieder im Einsatz gewesen war – geschenkt.
»Irgendwelche Vorkommnisse beim Wurmloch Alpha, Ma’am?«, fragte Robert Mutawesi besorgt.
»Nein, Lieutenant Commander, von der Seite ist zumindest im Moment alles ruhig. Fragt sich zwar wie lange, aber der neue Minengürtel steht dank der Hilfe der J’ebeem. Nein, es geht wieder einmal um die Toten Götter, genauer: um die Basiru-Aluun und die von ihnen entwickelte Hochtechnologie, von der sich unsere Vorgesetzten und der Hohe Rat der Solaren Welten viel versprechen. Jeder erwartet, dass die Basiru-Aluun ein wirksames und überlegenes Mittel gegen die Dronte zur Verfügung stellen können.«
»Aber dazu muss man dieses mythische, gottähnliche, galaktische Übervolk erst einmal finden«, knurrte Danas Stellvertreter Lieutenant Commander Stephan van Deyk. »Dem Schiffslog zu Folge sind Sie das letzte mal eher über einen Vertreter dieser Spezies gestolpert – und Kommunikation kam kaum zustande.«
»Vielleicht haben wir bald den Schlüssel dazu in der Hand, I.O.«, erwiderte Dana. »Wir haben nämlich wieder einen wohl bekannten Gegenstand an Bord …« Sie machte eine Pause und blickte in die Runde.
»Das Daten-Ei aus der Unterwasserstadt …«, mutmaßte Simon E. Jefferson vorsichtig.
Dana nickte. Die Schlussfolgerung ihres Leitenden Ingenieurs war nicht schwer, denn bei dem Datenkristall hatte die letzte Spur, der sie gefolgt waren, geendet.
»Dann ist es den Wissenschaftlern bei TRI-FAR gelungen, den Inhalt zu entschlüsseln?«, fragte der Lieutenant weiter. Seinen Facettenaugen war keine Gefühlsregung anzusehen und auch seine sonore Stimme wirkte nicht sonderlich aufgeregt.
Dana drückte eine Taste auf ihrem Bordkom und nur wenige Sekunden später öffnete sich das Schott zum Besprechungsraum. Eine junge, fast kindlich anmutende Frau, etwa 1,60 Meter groß, trat ein. Nur ihre stahlblauen Augen und die schmalen Lippen verrieten etwas von der Entschlossenheit, die sich hinter der Fassade ihres jugendlichen Äußeren verbarg. Halblange, glatte, dunkelbraune Haare umrahmten ihr Gesicht.
»Darf ich vorstellen«, sagte Dana und wies mit der Hand auf einen freien Stuhl, »Professor Dr. Tamara Brin, die uns als Vertreterin von TRI-FAR auf unserer Reise begleiten wird. Wie sie mir vorab selbst sagte, legt sie auf ihre Titel jedoch keinen besonderen Wert. Ich erwähne sie trotzdem, weil sie einen Doktor in Informatik und einen weiteren in Ur- und Frühgeschichte außerterranischer Spezies gemacht hat.«
»Wenn wir schon bei den Titeln sind«, unterbrach die junge Frau, der die aufreibende, akademische Karriere nicht anzusehen war, »ich bin noch kein ordentlicher Professor, sondern nur Privatdozent, weshalb ich meine Arbeitskraft auch außeruniversitären Forschungsprojekten zur Verfügung stelle.«
»Sie haben innerhalb von TRI-FAR an der Entschlüsselung des Datenkristalls mitgearbeitet«, vermutete Simon E. Jefferson.
»Am Rande«, sagte Tamara Brin. »Ich bin vor allem Spezialistin für die Frühgeschichte der Mantiden.«
Dana schilderte den anwesenden Offizieren in wenigen Worten die Ergebnisse der Untersuchungen. Die Vorkommnisse um den Diebstahl des wertvollen Daten-Kristalls sprach sie nicht an.
»Nähere Informationen finden Sie in dem Ihrem Marschbefehl beigefügten Bericht«, sagte sie lediglich.
Es war auch zu grotesk gewesen. Kein besonders ruhmreiches Kapitel für TRI-FAR, weshalb es im Interesse der Beteiligten lag, den Vorfall möglichst
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