Sternenfaust - 043 - Verschwörung auf Kridania
ziemlich dringend aufs Klo«, witzelte Mutawesi angesichts der abrupten Bewegungen des Shuttles. Das zweite Kridan-Schiff näherte sich mit hohem Tempo.
»Die werden sehr heftig abbremsen müssen, wenn sie ebenfalls hier andocken wollen«, sagte Briggs.
»Korrekt«, erwiderte van Deyk in versöhnlichem Ton. »Sieht so aus, als wollten sie in hohem Tempo vorbeifliegen!« Dann wurde seine Stimme wieder hart. »Jäger fertig machen!«, befahl er. »Wir müssen uns Gewissheit darüber verschaffen, wer hier was will …« Seinen Verdacht ließ er unausgesprochen. Das Ganze sah verteufelt danach aus, als sei das zweite, größere und schnellere Schiff hinter dem Shuttle her.
Doch seine Anordnung kam zu spät. In diesem Moment begann der Verfolger zu feuern …
*
Mit Schaudern erinnerte sich Dana später an die vorangegangenen Stunden. Ungewissheit und Unkenntnis darüber, was sich kurz vor ihnen ereignet hatte, gehörten noch zu den milderen Unannehmlichkeiten. Botschafter Maunga setzte sein ganzes Vertrauen in Sun-Tarin und Laetitia Frysher. Letztere kannte sich wenigstens in groben Zügen in dem labyrinthischen Straßengewirr Kridanias aus. Sun-Tarin aber bewies eine hervorragende Ortskenntnis. Ohne ihn wäre ihr unfreiwilliger Ausflug in den belebtesten, ältesten und am dichtesten besiedelten Teil der kridanischen Hauptstadt längst nicht so glimpflich abgelaufen.
Zum Schutz gegen die sengenden Sonnenstrahlen waren zwischen den Häusern dicht an dicht Tücher und Matten gespannt, die Schatten spendeten. Viele der Gassen aber waren so schmal, dass kaum zwei Personen nebeneinander Platz hatten. Trotzdem trieben Händler ihre voll bepackten Maulklipper unbekümmert auch durch solche Engstellen hindurch. Entgegenkommenden blieb dann nicht anderes übrig, als sich in Hausöffnungen oder abzweigende Quergassen zu quetschen.
Botschafter Maunga war wie Bruder William unbewaffnet. Laetitia und Dana trugen ihre Gala-Uniformen, in deren Taschen sich bereits ein kleines Klappmesser unschön abzeichnen würde, sodass auch die beiden Frauen keinerlei Waffen bei sich hatten. Nur Sun-Tarin verfügte über einen etwa vierzig Zentimeter langen, runden Stab mit kostbaren Verzierungen. Im Grunde handelte es sich dabei nur um eine symbolische Waffe, die er als Tanjaj tragen durfte und an der man seinen militärischen Rang ablesen konnte.
Schon nach wenigen Schritten hatten die Menschen in dem Gewimmel der Gassen völlig die Orientierung verloren. Der kleinste Platz wurde genutzt, um Waren feilzubieten, irgendwelche bizarren Gerätschaften aufzubauen, mit denen sich die Kridan die Krallen schleifen lassen konnten. Andere dienten einfachen, medizinischen Zwecken. Während sie durch die dämmrigen, engen Straßen hasteten, beobachtete Dana einen mechanischen Schnabelputzer, dann eine Vorrichtung, mit der sich Kridan die Ohren ausspülen lassen konnten und schließlich eine mobile Station zur Anpassung von Kontaktlinsen.
Was sie aber am meisten erstaunte und am wenigsten erwartet hätte, war die einfache – andere würden sagen primitive – Art und Weise, in der sich das Alltagsleben abspielte. Es sah so aus, als ob technische Errungenschaften wie Antigravgleiter, Holo-Medien oder andere Kommunikationsmittel vor den Toren dieser Altstadt haltgemacht hätten. Nichts davon prägte hier das Straßenbild, fast kam es ihr so vor, als sei sie in eine mittelalterliche Welt geraten.
Eine Welt, in der sie zweifellos nicht willkommen waren.
Von allen Seiten angestarrt zu werden, war noch das geringste Übel. Die meisten Kridan, die ihrer ansichtig wurden, erkannten die fremdartigen Wesen aber rasch als Vertreter der ehemaligen Erzfeinde, der vielen Familien unsägliches Leid zugefügt hatte. Sie waren noch keine hundert Meter in das Gassengewirr eingedrungen, als die ersten faulen Sempa-Früchte nach ihnen geworfen wurden. Die etwa kokosnuss-großen knallgelben Geschosse zerplatzten beim Aufschlag mit einem satten Klatschen und verspritzten ihren schleimigen Inhalt über die Uniform. Vor allem aber begann der bereits in Gärung befindliche Saft der Früchte an der Luft ekelhaft zu stinken, sodass sie sich im wörtlichen Sinne schon bald nicht mehr riechen konnten. Das schmierige Zeug, mit dem ihre Kleidung besudelt war, erwies sich als äußerst klebrig und ließ sich nicht einfach abwischen.
Als eine der Sempa-Kugeln Bruder William direkt am Kopf traf, meinte Sun-Tarin, den Werfer erkannt zu haben. Mit einem Satz sprang er in die
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