Sternenfaust - 043 - Verschwörung auf Kridania
gewöhnen können. So etwas ließ keinen von ihnen kalt. Erst recht nicht, wenn sich die Vernichtung eines anderen Schiffes in so verhältnismäßig naher Umgebung ereignete.
Es kehrte nur langsam wieder Ruhe ein. Währenddessen wurde klar, dass der Angreifer seine Mission offensichtlich erfüllt hatte, denn er drehte endgültig ab.
»Wir können es ihm immer noch heimzahlen, Sir«, zischte Mutawesi zwischen seinen zusammengepressten Lippen hervor.
»Jäger abkoppeln«, kommandierte van Deyk. »Geschwader-Lieutenant Wredan soll in sicherer Entfernung die Verfolgung aufnehmen. Ich möchte ständig auf dem Laufenden gehalten werden. Feuererlaubnis nur für den Fall, dass er angegriffen wird. Mir ist wichtiger, wir finden heraus, wohin sich diese Mistkerle absetzen, als dass Wredan den Helden spielt.«
Stephan van Deyk seufzte. Seit vielen Stunden war seine Schicht zu Ende, aber an Ablösung war in dieser Situation nicht zu denken. Die Nachricht von Jamil , dachte er und wollte gerade die Entschlüsselungssoftware starten.
»Sir, schnell, das müssen Sie sehen!«
Ashley Briggs war von seinem Platz aufgestanden und stand jetzt dicht vor der Panoramascheibe, durch die vor wenigen Minuten die Vernichtung des kridanischen Shuttles zu sehen gewesen war. Er winkte heftig mit einem Arm. Van Deyk erhob sich ebenfalls. Er sah, dass die unterste Schublade an Briggs Arbeitstisch offenstand und ein darin befindliches Futteral geöffnet worden war. Jetzt sah er, dass sich Briggs tatsächlich einen Feldstecher vor die Augen hielt. Wortlos reichte der Ortungsoffizier van Deyk das Glas. Irritiert blickte er hindurch. In der Schwärze des Weltalls und vor allem angesichts der enormen Entfernungen macht solch ein Gerät wenig Sinn. Aber er erfasste einige noch immer glühende Wracktrümmer des Shuttles. Jetzt sah er es auch.
Eine Gestalt in einem kridanischen Raumanzug schwebte geradewegs auf sie zu.
Mittlerweile auch mit bloßem Auge zu erkennen, kam sie immer näher.
»Ein Überlebender?«, fragte Briggs.
»Es kann sich auch um einen leeren Raumanzug handeln«, sagte Santos. Inzwischen hatten sich weitere Mitglieder der Brückenbesatzung an dem Fenster eingefunden. Immer wieder winkte Briggs wie wild.
»Wenn jemand in dem Anzug steckt, kann er Sie kaum sehen«, kommentierte Mutawesi.
»Sie erlauben, Sir …« Noch ohne die Bestätigung abzuwarten, erlosch die Brückenbeleuchtung, um sofort wieder aufzuflammen. Insgesamt dreimal blinkte Briggs zu dem Raumanzug herüber. Tatsächlich hielt er direkt Kurs auf das Brückenfenster.
»Sollten wir ihn nicht lieber zu einer Schleuse dirigieren …«, warf Fox ein. Aber niemand antwortete ihm, denn der fremdartige, kridanische Raumanzug stieß wenig später gegen die Scheibe.
»Es steckt tatsächlich jemand drin«, sagte van Deyk. »Was hält er da in der Hand?«
»Sieht aus wie ein Stück Papier«, sagte Mutawesi. Die Gestalt hob das Blatt in Sichthöhe und presste es von außen gegen das Panoramafenster. Das anfänglich kaum leserliche Gekrakel entpuppte sich als ungelenkes Solar: ICH BITTE UM POLITISCHES ASYL!
*
»Ich dachte schon, da kommen wir nicht mehr lebend raus«, sagte Botschafter Maunga.
Nach dem abrupten Ende der Trauerfeierlichkeiten und ihrer überstürzten Flucht quer durch die Gassen der Altstadt Kridanias hatte die Delegation wohlbehalten zum Gästehaus im Park des Regierungspalasts zurückgefunden. Noch immer herrschte weitgehende Unklarheit darüber, warum der Staatsakt ein gewalttätiges Ende gefunden hatte. Was war überhaupt an der Spitze des Trauerzugs geschehen?
Die Panik, die unter den Tausenden von Trauergästen ausgebrochen war, als plötzlich Gummigeschosse durch die Luft zischten und Strahlen von Handgrasern aufblitzten, hätte sie fast getrennt. Vor allem aber hatten die angsterfüllten Massen sie von den anderen Delegationen sowie von Satren-Nor und seinen Begleitern abgedrängt. Streng genommen wussten sie noch nicht einmal, ob sich der Prediger zusammen mit Milgor in jenem abgedunkelten Gleitwagen befunden hatte, der dem Sarg im Schritttempo folgte.
Es blieb keine Zeit, diese und andere offene Fragen zu diskutieren, denn Susan Jamil fing Dana sofort nach ihrer Rückkehr ab. Dana versprach, sofort zu ihr zu kommen. Zuerst jedoch musste sie ihre übelriechende, verschmutzte Uniform wechseln. Frisch eingekleidet erfuhr sie, dass es Probleme mit der Bergstrom-Funkanlage gegeben hatte.
»Anfangs dachte ich, mit unserer mobilen Station
Weitere Kostenlose Bücher