Sternenfaust - 043 - Verschwörung auf Kridania
alarmieren.
Um jedes Risiko auszuschließen, befahl Seri-Fan, den Störsender nicht am vorgesehenen Platz, sondern etwas weiter entfernt anzubringen. Anschließend sollten sie sich mit dem Tanjaj treffen, um im Schutz der Dunkelheit das zu vollenden, was der Kämpfer begonnen hatte.
Nachdem sie die Routen und Zeiten der Patrouillen ausgekundschaftet hatten, schlichen die Verschwörer an jene Stelle zurück, an der der Tanjaj den Bolpor-Agenten gestellt und verletzt hatte. Aber er war verschwunden. Im Schein einer phosphoreszierenden Lampe fanden sie jedoch seine Blutspuren, sodass sie ihm leicht folgen konnten.
Als sie ihn wenig später auf einer Lichtung im Schein des Mondes sahen, beendete der Tanjaj lautlos seine zuvor unterbrochene Arbeit. Gemeinsam schleppten sie die Leiche aus dem Park und präsentierten sie wenig später Seri-Fan.
»Kel-kek«, murmelte der junge Priester und befahl, ihn mit dem Toten allein zu lassen.
Schon als er dem Bolpor-Agenten das erste Mal begegnet war, hatte ihn dessen Gesicht fasziniert. Niemand hätte es näher beschreiben oder auch nur irgendeine charakteristische, unverwechselbare Eigenschaft benennen können. Kel-keks Antlitz enthielt die Summe aller Kridangesichter. Obwohl die Zeit drängte und viele Entscheidungen zu fällen waren, freute sich Seri-Fan darüber, Kel-keks Aussehen in aller Ruhe studieren zu können. Ausgiebig und in allen Details, wozu er so lange keine Gelegenheit gehabt hatte, wie Kel-kek am Leben war.
Auch jetzt, als er sein ausdrucksloses, nichts sagendes Gesicht im Spiegel betrachtete, konnte Seri-Fan noch immer den Schauer der Genugtuung spüren, der ihn in jener Nacht durchströmt hatte. Nie hätte er gedacht, dass er so schnell in die perfekte Maske des Agenten würde schlüpfen müssen. Aber selbst ein perfekter Plan konnte grandios scheitern.
Unwirsch schüttelte er die bitteren Gedanken aus seinem Kopf, während er das Gesicht Kel-keks in dem kleinen Spiegel betrachtete, der in der Hygienezelle der Kabine hing, die man ihm auf der STERNENFAUST zugewiesen hatte.
Das unvorhersehbare Eingreifen dieses schmutzigen, räudigen Tieres, das nicht von des Predigers Seite wich, erfüllte Seri-Fan mit unbändigem Zorn. Dass dann wenig später der gesamte Staatsakt endgültig zum Skandal ausartete, der Sarg zerbrach und jeder sehen konnte, dass es darin eben nichts zu entdecken gab, jedenfalls keine Leiche des Verkünders, das hatte etwas von jener tragisch-komischen Größe, die sogar Seri-Fan ein bitteres Lächeln entlocken konnte.
Es machte keinen Sinn über Niederlagen länger nachzudenken, er musste nach vorn blicken. Seine knapp geglückte Flucht von Kridania hatte ihn nicht in Sicherheit gebracht. Ausgerechnet auf der STERNENFAUST musste er einem Austauschoffizier der Tanjaj begegnen, der anders als die zur Bewegung Mertalkus übergelaufenen Elitekämpfer seine Loyalität mit dem Prediger und seinen Gastgebern bereits überdeutlich unter Beweis gestellt hatte.
Schließlich wäre ohne Sun-Tarins Eingreifen der ursprüngliche Plan doch noch aufgegangen. Vielleicht sogar noch eindrucksvoller als anfänglich geplant. Ein zu Fall gebrachter, toter Raisa neben der zerschmetterten Leiche eines unreinen Tieres, hätte noch deutlicher gemacht, dass es sich bei ihm nicht um einen gottgefälligen, einen echten Raisa hatte handeln können.
Leider aber hatte eine böse Wendung des Schicksals anders entschieden und ihn – Seri-Fan – zur Flucht gezwungen. Er fühlte sich wohl in der Maske Kel-keks. Viel wohler, als zuvor in der Maske Mertalkus. Kel-kek war sein Meisterwerk geworden. Fast begann er, sich stärker mit seiner neuen Rolle zu identifizieren, als es gut war. Ja, dieser quasi gesichtslose Agent mit seinem Allerweltsnamen war ihm binnen kürzester Zeit ans Herz gewachsen. Aber ebenso unvermutet, wie er in sie hatte schlüpfen müssen, würde er sie wieder loswerden müssen. Kein Weg führte daran vorbei …
Den unangenehmen, bohrenden Fragen Sun-Tarins würde er nicht lange widerstehen können. Irgendwann würde der Austauschoffizier eine Lücke in seiner Geschichte finden. Die Konsequenzen waren nicht zu überblicken. Es gab keine andere Möglichkeit. Er musste handeln, bevor andere die Initiative ergriffen …
*
Die Verhandlungen zwischen dem Vertreter der Solaren Welten, dem Prediger und seinen Ministern zogen sich doch länger als erwartet hin. Währenddessen konnte man fast den Eindruck gewinnen, dass Laetitia Frysher an Bord der
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