Sternenfaust - 049 - Der Virus
waren. Dies war definitiv die größte aller Bedrohungen – der ultimative Feind, der ohne Gnade zuschlug, ohne nach dem Wer oder Was seines künftigen Wirtes zu fragen.
Nun, nachdem der Zeiger der imaginären Uhr bereits die berühmte Fünf-vor-zwölf-Stellung hinter sich gelassen hatte, schien die Rettung doch möglich geworden zu sein. Möglich, aber noch lange nicht gesichert!
Der von den Genetics vorgestellte Virus, der ausschließlich die Dronte attackierte, für jedes andere Lebewesen jedoch harmlos blieb. Das Bündnis von Tarka ließ Hoffnung aufkeimen, denn endlich hatten sich bei dieser Konferenz Menschen, Genetics, Kridan, Starr und J’Ebeem zu einer Allianz zusammengefunden, die aus höchster Not heraus geboren wurde. Not … und verzweifelter Todesangst.
Jetzt galt es, diesen Virus auf allen Welten des Bundes zu verteilen – doch dies ließ natürlich erneut die mahnenden Zeigefinger … oder auch Krallen … in die Höhe schnellen.
Nicht ohne vorherige Tests!
Das war natürlich so falsch nicht. Fatal für die STERNENFAUST war dabei nur, dass sie wieder einmal zur Spitze des Eisberges zählte. Wie hätte es auch anders sein sollen? Das schnellste Schiff des Star Corps – tatsächlich sogar das schnellste bekannte Schiff überhaupt – gehörte zu den ausgesuchten Raumern, die die Seuche zu den von den Dronte okkupierten Welten bringen sollten. Gleichzeitig gab es einen zweiten Befehl. Man musste ganz einfach exakte Daten über die Feindesstärke, seine taktischen Erwägungen und den genauen Standort der Dronte-Flotte haben.
Van Deyk bemerkte den Blick, den ihm Lieutenant Commander Robert Mutawesi wie beiläufig zuwarf. Er kannte Dana Frost länger als van Deyk, doch er schien zu ahnen, dass auch der Erste Offizier die Fahrigkeit bemerkt hatte, die ihr Captain heute an den Tag legte.
Van Deyk stieß sich von der Konsole ab, an der er gelehnt hatte. Mutawesi schien mit den Daten beschäftigt zu sein, die auf dem Display vor ihm eingingen. Er blickte nicht auf, als sich der Erste Offizier zu ihm gesellte. Van Deyk sah den Taktikoffizier an.
»Ich bin ganz sicher kein Ersatz für Bruder William, aber vielleicht sollte ich einmal mit ihr reden. Was meinen Sie?« Bruder William war Christophorer, hatte an Bord die Funktion eines Beraters – und nicht selten die des Zuhörers.
Mutawesis Augenbrauen kamen rasch in die Höhe – ein deutliches Zeichen dafür, dass er Zweifel an dieser Idee hegte. »Wenn Captain Frost einen Gesprächspartner sucht, dann wird sie ihn sich selbst aussuchen. So weit kennen wir sie doch, oder? Ich halte Ihre Idee für nicht besonders gut.«
Natürlich hatte er recht, wie van Deyk sich eingestehen musste. Ganz sicher fiel es nicht in sein Ressort, sich seiner Vorgesetzten aufzudrängen.
»Ja, sicher. Aber irgendetwas an dieser Mission scheint ihr großes Unbehagen zu verursachen. Zudem sollte man nicht immer und ständig alles in sich hineinfressen. Auch als Captain nicht. Ich …« Weiter kam er nicht, denn die Frau, um die er sich Sorgen machte, meldete sich exakt in dieser Sekunde über die Interkom-Verbindung.
»Frost hier. I.O., kommen Sie bitte in meine Kabine. Mutawesi – Sie haben die Brücke. Ende.«
Die beiden Männer sahen einander kurz in die Augen.
Mutawesi grinste leicht. »Vielleicht werden Sie ja doch als Beichtvater gebraucht? Viel Vergnügen.«
Er konzentrierte sich wieder auf seine Aufgaben, als van Deyk die Brücke verlassen hatte. Robert Mutawesi war ehrlich zu sich selbst – er neidete dem Erste Offizier diese Aufgabe nicht. Nein, Seelenklempnerei war ganz sicher nicht Mutawesis Professur.
*
Dana Frost war nicht im Reinen mit dieser Mission der STERNENFAUST – und nicht im Reinen mit sich selbst, was das größere Problem für sie darstellte.
Die Dronte. Endlich gab es die Möglichkeit, um den gnadenlosen Vormarsch dieser Parasiten zu stoppen. Der Virus, den die STERNENFAUST an Bord mit sich führte, griff ausschließlich die Dronte an – jedes andere Lebewesen blieb von seiner Wirkungsweise unberührt.
Dana blickte auf den Grund der Tasse, die sich zwischen ihren Fingern hin und her drehte. Der Kaffeerest, der darin verblieben war, konnte kaum noch als lauwarm bezeichnet werden. Ungenießbar … wobei die meisten Crewmitglieder, die in den zweifelhaften Genuss dieser schwarzen Brühe gekommen waren, strikt behaupteten, das Zeug ließe sich auch heiß nicht ertragen.
Kaum jemand wird deine Bedenken, deine Zweifel verstehen, sie
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