Sternenfaust - 051 - Ins Herz des Feindes
Kshagir aktivierte daraufhin sein Antigrav-Pak und schwebte empor. Eine ganze Salve von Gauss-Geschossen trommelte im nächsten Moment gegen den Brustbereich des Dreiarmigen.
Mindestens eines traf ihn dort, wo ihm das Dronte-Implantat eingesetzt worden war. Das war seine schwache Stelle. Ein paar kleine Hornplatten platzten zwar weg, aber das bedeutete nicht, dass die Außenhaut des Kshagir bereits ernsthaft verletzt war. Doch der Druck, der durch den Aufprall auf das Dronte-Implantat ausgeübt wurde, sorgte dafür, dass es ausgeschaltet wurde.
Überall drangen die Kshagir scheinbar unaufhaltsam vor. Ihre Verluste waren gering.
Lester Ramirez aktivierte sein Außenmikro und versuchte eine Übersteuerung, die einen hochfrequenten, teils im Ultraschallbereich liegenden Ton erzeugte.
Für den empfindlichen Sonar-Sinn der Angreifer war das wie ein gleißender, blendender Lichtschein für ein menschliches Auge. Einige fassten sich an die Köpfe. Ramirez feuerte unentwegt und traf auch mehrfach.
Auch die anderen Marines sorgten dafür, dass ein wahrer Hagel an Gauss-Geschossen auf die Kshagir niederprasselte. Sie übersteuerten nun ihre Außenmikros ebenfalls.
Aber diese Kshagir waren offenbar auf einen Angriff mit Schallwellen besser vorbereitet, als dies bei ihren Kameraden auf Debrais VII gewesen waren, die dem schrillen Gesang der Orsonen erlegen waren. Sie setzten jene Geräte auf, die sie selbst Bastaneem nannten und mit deren Hilfe der Sonarsinn eines Kshagir an ein Ortungsgerät auf Radiowellenbasis gekoppelt wurde. Viele von ihnen trugen sie bereits und waren daher ohnehin unempfindlich gegen Schallangriffe.
So setzte sich der Vormarsch der Kshagir fort. Einer von ihnen landete mit Hilfe seines Antigrav-Paks direkt neben Ramirez.
Dieser streckte ihn mit einem Gauss-Projektil zu Boden. Das Projektil traf den Kshagir im Brustbereich, sodass er im nächsten Moment durch die Wucht des Geschosses wie ein Käfer auf dem Rücken lag. Den Thermostrahler einzusetzen hatte angesichts der Temperaturunempfindlichkeit der Kshagir wenig Sinn. Aber etwas anderes war auf jeden Fall Erfolg versprechend …
Lester stürzte sich auf den Kshagir. Dieser rappelte sich auf, riss seinen Laser herum und feuerte. Der Strahl traf Ramirez am Helm. Sofort färbte sich dessen Visier schwarz, die Hälfte seiner Sensoren fiel aus.
Ramirez warf sich, unterstützt durch die Servos seines Panzeranzugs und des nach wie vor intakten Antigrav-Paks, auf den Gegner und umklammerte ihn. Sie rangen miteinander, wälzten sich bis an den Rand des Quaders, auf dessen Oberseite sie sich beide befanden. Dann schaffte es Lester Ramirez plötzlich, dem Kshagir das Maul aufzureißen. Kieferknochen knallten. Der Kshagir löste sich aus der Umklammerung und wankte davon.
Ramirez stand da, schwankend und halb blind, aber mit ansonsten intaktem Anzug. Letzteres war in solchen Einsätzen wichtiger als alles andere.
Der Kshagir blieb stehen. Er fasste sich mit allen drei Händen dorthin, wo eine Narbe im Hornplattenpanzer zeigte, dass hier bei ihm das Dronte-Implantat eingesetzt worden war. Sein Laser fiel zu Boden. Schwankend stand der Kshagir da.
Durch das gewaltsame Öffnen des Maules hatte Lester Ramirez ihn gezwungen zu atmen. Ein Schwall von Luft war in sein Inneres gelangt. Und offenbar hatte diese Atemzug bereits gereicht, um auch den Virus zu transportieren.
Der Parasit ist erledigt! , dachte Ramirez.
Er feuerte noch ein paar Gauss-Geschosse hinterher, die den Kshagir von dem Quader im Angesicht des Haupteingangs stürzen ließ.
»Rückzug bis zum Haupttor!«, befahl Takashi über Helmfunk. Ihm war klar, dass die Marines gegen diese Übermacht eigentlich keine Chance hatten. Die Überlegenheit war zu groß – vor allem zahlenmäßig – aber das Tor würde sich vielleicht verteidigen lassen.
*
»Ich habe ein Signal gefunden, das möglicherweise mit der Aktivierung der Abwehrmaßnahmen in Zusammenhang steht!«, sagte Bruder William. Er deutete auf die Lichtsäule. »Und damit!«
Die Anzeigen auf der Oberfläche der Säule hatten sich geändert. Für eine Weile waren dort vorwiegend Bilder erschienen, die von Bruder William als Szenen aus dem großen Krieg interpretiert wurden, der vor 2600 Jahren diesen Sektor der Galaxis heimgesucht hatte. Zumindest deckten sich viele Details mit den Dingen, die man bereits aus den Datenspeichern von Kar’Assano, dem Palast des verlorenen Wissens und anderen Hinterlassenschaften der Toten Götter
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