Sternenfaust - 052 - Welten-Verwüster
anderes, wenn ein Fremder dieselbe Kunst lobt, die ein Vater allein schon aus Liebe zu seinen Töchtern wundervoll findet.«
»Das mag wohl sein. Aber Kamianas musikalisches Talent gefällt mir wirklich. Und ich muss gestehen, dass ich auch von ihrem Wesen beeindruckt bin. Sie ist so gut erzogen, bescheiden und freundlich. Sicher ist ihr Verlobter überglücklich, eine Frau wie sie zu bekommen.«
»Kamiana ist nicht verlobt«, versicherte Kando und hatte nun seinerseits Mühe, sich seine Zufriedenheit nicht anmerken zu lassen.
Er hatte in seinen kühnsten Träumen nicht zu hoffen gewagt, dass dieser geniale Biochemiker aus dem Haus Haskano Interesse an seiner Tochter entwickeln könnte. Ursprünglich hatte er ihn nur für die Verbesserung der landwirtschaftlichen Erträge einladen wollen und gehofft, ihn für Otano zu gewinnen. Wenn der junge Talas jetzt aber auch noch Gefallen an Kamiana fand, eröffnete das für das Haus Lovinar ganz neue Perspektiven. Jetzt musste er es nur noch geschickt genug anfangen, dieses Interesse wach zu halten. Mit etwas Glück konnte das Haus Lovinar die Verlobung von Kamiana mit Merlik Talas feiern, bevor der junge Wissenschaftler wieder abreiste.
»Warum ziehen Sie nicht schon heute zu uns, und wir besprechen in Ruhe alles weitere?«, bot er Merlik an.
»Ich möchte keinesfalls Ihren Haushalt durch meine Anwesenheit durcheinanderbringen«, wehrte Merlik ab.
»Sie bringen nichts durcheinander. Im Gegenteil, Sie erweisen uns damit eine große Ehre.«
»Wenn Sie das so sehen, bin ich gern einverstanden«, stimmte Merlik scheinbar zögernd zu und jubelte innerlich.
Sie kehrten zur Residenz der Fanshurs zurück, wo ihm sofort ein Zimmer hergerichtet wurde. Kando Fanshur wurde nicht müde zu betonen, dass ein ganzes Appartement für ihn bereit sein würde, wenn er für seine Forschungen nach Otano zurückkehrte.
Endlich hatte Merlik auch die Gelegenheit, mit Kamiana ein paar Worte allein zu sprechen, ein Umstand, der von der Familie arrangiert wurde, indem sie sich diskret zurückzogen, als die beiden jungen Leute einander »zufällig« auf einem Balkon begegneten.
»Darf ich hoffen, heute noch einmal in den Genuss Ihrer Musik und der Ihrer Schwester zu kommen, Kamiana?«, fragte Merlik höflich.
»Gefällt sie Ihnen wirklich?«, fragte Kamiana.
»Oh ja. Mein Cousin Siron spielt auch die Kinon, aber längst nicht so gut wie Sie. Was möglicherweise daran liegt, dass seine Pflichten ihm nur selten Zeit genug zum Üben lassen.«
»Ja, man muss schon viel üben, um gut zu werden.« Sie sah ihn an und lachte plötzlich verlegen. »Wir reden belangloses Zeug, nur um überhaupt zu reden. Ist Ihnen das klar?«
»Ja, durchaus«, antwortete Merlik ein wenig verblüfft. »Aber so sind nun einmal die Gepflogenheiten unseres Standes. Wir können froh sein, dass man uns überhaupt miteinander allein sprechen lässt, ohne die Anwesenheit von mindestens einem Ihrer Verwandten.«
Kamiana wurde abrupt ernst. »Ich denke, Sie wissen, was dahintersteckt. Sie sind durch Ihre Erfindung wichtig für meinen Vater.«
»Und deshalb möchte er mich gern an sein Haus gebunden sehen«, ergänzte Merlik. »Und zwar permanent und so eng wie möglich.«
»Dann ist Ihnen ja klar, welchem Zweck diese arrangierte Gelegenheit dient.«
Merlik glaubte einen leicht bitteren Unterton in ihrer Stimme zu hören und beschloss spontan, offen zu ihr zu sein. »Würde es Sie überraschen, wenn ich Ihnen sage, dass ich mir die größte Mühe geben musste zu erreichen, von Ihrem Vater eingeladen zu werden? Doch, das ist die Wahrheit«, fügte er nachdrücklich hinzu, als er ihren ungläubigen Blick sah. »Sie erinnern sich doch, dass wir vor einigen Monaten auf dem Empfang des Wissenschaftsrats ein bisschen miteinander plaudern konnten.«
»Natürlich erinnere ich mich. Ich fand unser Gespräch sehr angenehm.«
»Ich auch. Das, was ich dabei von Ihnen erfahren habe, hat mich beeindruckt. Ich gestehe, dass Sie mir seitdem nicht mehr aus dem Kopf gegangen sind.«
»Aber wir haben doch auch da nur über Belanglosigkeiten gesprochen.«
Merlik lächelte. »Nun, man kann belanglos über Belanglosigkeiten sprechen – wenn Sie verstehen, was ich meine – oder auf eine intelligente Art und Weise. Sie haben eindeutig intelligent über unsere ›Belanglosigkeiten‹ gesprochen.«
Kamiana musste lachen, und das machte sie Merlik noch sympathischer.
»Ich wollte Sie unbedingt wiedersehen, Kamiana«, gestand er. »Aber dafür
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