Sternenfaust - 052 - Welten-Verwüster
der nächsten Schreckensnachricht überfallen.
Kandos Frau Kuris kam ihnen entgegengelaufen, packte Merlik am Arm und flehte: »Bitte tun Sie etwas! Kamiana geht es furchtbar schlecht!«
*
Dana beendete ihren Bericht für Commodore Jackson und seufzte tief. Er hatte sie einige Mühe gekostet. Schließlich war es keine leichte Aufgabe, einerseits sachlich die Ereignisse zu schildern, andererseits aber auch ihre persönliche Meinung zum Ausdruck zu bringen, ohne dabei zu offen zu sein und womöglich in den Verdacht zu geraten, ungebührliche Kritik an ihren Vorgesetzten zu üben. Obwohl sie natürlich genau das tat. Sie hoffte, dass sie diese Gratwanderung einigermaßen gut hinbekommen hatte. Jetzt brauchte sie erst einmal eine Pause.
Sie ging in den Aufenthaltsraum und zog sich einen Kaffee. Zurzeit war der Raum nur spärlich besetzt. Sun-Tarin saß auf seinem angestammten Platz – kein Wunder, da nur ein Stuhl im Aufenthaltsraum seinem vogelartigen Körperbau angepasst war – und ihm gegenüber Stephan van Deyk. An einem anderen Tisch saß Lieutenant Jefferson, der Leitende Ingenieur, in eine Unterhaltung mit Dr. Gardikov und Fähnrich Al-Qamar vertieft.
Dana trat an Sun-Tarins Tisch. »Darf ich mich zu Ihnen setzen, oder führen Sie eine private Unterhaltung, bei der Sie ungestört sein wollen?«
»Durchaus nicht, Captain, und Ihre Gesellschaft ist uns willkommen«, antwortete van Deyk und deutete einladend auf einen Stuhl. »Wir diskutieren gerade über die Situation bei den Mantiden.«
Dana nahm Platz. »Ja, das ist eine unerwartete Entwicklung. Wer hätte gedacht, dass sich ihre Gesellschaft mal so krass in zwei Teile spalten würde.«
»Meiner Meinung nach war das abzusehen«, sagte Sun-Tarin. »Zwar nicht die jetzt eingetretene räumliche Trennung; die ist selbstverständlich auf das Eingreifen der Basiru-Aluun zurückzuführen. Doch war nach meinen Informationen ein immer größer werdender Teil der Mantiden mit den herrschenden Gegebenheiten unzufrieden, was die Privilegierung der Adelskaste und die damit einhergehende Benachteiligung der übrigen Bevölkerung betrifft. Es war nur eine Frage der Zeit, bis sich diese Trennung etablieren würde.«
»Aber niemals auf eine so eindeutige und endgültige Weise«, meinte van Deyk. »Sie sind jetzt ein gespaltenes Volk. Und die Adelsanhänger auf ›Zwillings-Mantis‹ werden, wenn sie eines Tages auf die Nachfahren von Qua’las Anhängern treffen, darauf bestehen, dass sie die echten Mantiden sind, weil sie die alte Regierungsform beibehalten haben.«
»Und dasselbe werden die Mantis-Mantiden behaupten mit der Begründung, dass sie von der hiesigen Mutterwelt stammen«, ergänzte Dana. »Womit ein Konflikt zwischen beiden vorprogrammiert ist. Aber das ist natürlich Zukunftsmusik, die wir nicht mehr zu hören bekommen werden.«
»Es besteht aber auch die Möglichkeit«, wandte Sun-Tarin ein, »dass auch die Bewohner von ›Zwillings-Mantis‹ eines Tages von ihrem alten System Abstand nehmen, das sie heute noch so vehement verteidigen. In letzter Zeit hat es viele Veränderungen unter allen uns bekannten Völkern hier im Alpha-Quadranten gegeben. Es gibt Gerüchte, dass sogar die J’Ebeem ihre Adelsstrukturen abschaffen wollen. Zumindest existiert eine immer stärker werdende politische Strömung, die in diese Sichtung geht.«
»Und woher wissen Sie das?«, fragte Dana verblüfft. »Solche Informationen sind gewiss kein Allgemeingut. Ich habe davon jedenfalls noch nichts gehört.«
Der Kridan zögerte, sah aber schließlich keinen Anlass zu verschweigen, was Dana ohnehin wusste. »Ihnen ist bekannt, dass ich zu meiner Zeit als Tanjaj in der kridanischen Flotte Kontakte zum Bolpor hatte und als Beobachter für den Geheimdienst tätig war. Diese Aktivität ist natürlich längst vorbei, aber ich habe immer noch einen guten Bekannten aus jener Zeit, mit dem ich ab und zu Informationen austausche. Und bevor Sie jetzt etwas Falsches denken«, fügte er hinzu, als er sowohl Danas wie auch van Deyks alarmierten Gesichtsausdruck sah, »diese Tatsache ist der Galaktischen Abwehr bekannt. Ich wurde sogar ermutigt, diesen Kontakt weiterzupflegen, und zwar auch von Satren-Nor.«
Dana und van Deyk schwiegen eine Weile und tranken beinahe simultan – der Captain von ihrem Kaffee, ihr Erster Offizier von seinem Synthodrink.
»Ich nehme an«, sagte Dana schließlich vorsichtig, »dieser Informationsaustausch ist keine einseitige Sache.«
»Natürlich
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