Sternenfaust - 052 - Welten-Verwüster
konnten dadurch nicht immer kompensiert werden.
Das galt auch für Kamiana. Die zweite Lunge war ebenfalls geschädigt und ihr Körper durch die hohe Strahlendosis, der sie ausgesetzt gewesen war, zusätzlich geschwächt. Sie hätte Spezialmedikamente und eine Operation gebraucht. Doch das Einzige, was er für sie tun konnte, war, ihr ein Schmerzmittel zu geben und eine weitere Dosis seines Medikaments, das die Wirkung der Strahlung linderte.
Kamiana bot ein Bild des Jammers und war offensichtlich mit ihren Kräften am Ende. Ihre Haut schälte sich großflächig vom Körper. Sie hatte Fieber und litt unter ständiger Übelkeit. Inzwischen behielt sie keine Nahrung und nun auch nicht einmal mehr Wasser bei sich. Er wollte sie nach der Behandlung wieder der Fürsorge ihrer Familie überlassen, doch sie hielt ihn zurück.
»Bleiben Sie bitte bei mir, wenn es Ihnen nichts ausmacht«, bat sie.
»Es macht mir nichts aus. Kann ich noch etwas für Sie tun, Kamiana?«
Sie seufzte tief. »Ich … wir werden es nicht überleben, nicht wahr?«
»Noch sind wir nicht tot«, war das Einzige, was ihm darauf zu antworten einfiel. Er konnte es nicht über sich bringen, ihr falsche Hoffnungen zu machen. Ebenso wenig konnte er ihr aber auch die brutale Wahrheit ins Gesicht sagen, dass sie recht hatte, zumindest so weit es sie selbst betraf. »Solange wir leben, besteht immer noch Hoffnung. Sie müssen nur noch ein bisschen durchhalten, Kamiana. In etwa vier Tagen wird Rettung hier sein. Vielleicht sogar schon etwas eher.«
»Vier Tage«, flüsterte sie resigniert. »Vier Ewigkeiten. Vielleicht kommt aber niemand. Schließlich wissen wir nicht mit Sicherheit, dass ein Hilferuf abgeschickt werden konnte.«
»Davon bin ich überzeugt«, sagte Merlik mit mehr Gewissheit, als er tatsächlich fühlte. »Wer immer den Alarm ausgelöst hat, konnte mit Sicherheit noch eine Nachricht senden. Ein einziger Satz würde schon genügen, um die Flotte in Marsch zu setzten. Und ›Otano wird angegriffen!‹ ist so kurz und ausreichend, dass weitere Details nicht mehr nötig sind.«
Kamiana akzeptierte das. »Ich wäre wirklich gern Ihre Frau geworden«, sagte sie übergangslos und tastete nach seiner Hand.
Merlik nahm ihre vorsichtig und drückte sie sanft. »Das werden Sie, Kamiana. Und mir wird es eine Ehre sein, Ihr Mann sein zu dürfen.«
Sie lächelte und wollte noch etwas sagen. Aber das Medikament tat seine Wirkung, und sie schlief übergangslos ein. Merlik wollte sich zurückziehen, doch ihre Mutter drängte ihn, bei Kamiana sitzen zu bleiben.
»Sie soll wenigstens in ihren letzten Stunden noch ein bisschen Freude fühlen.« Sie sah Merlik in die Augen. »Sagen Sie mir die Wahrheit, Rani’in Talas . Sie wird in jedem Fall sterben, nicht wahr?«
»Ich bin kein Arzt und kann nicht sagen, wie ihre Chancen stehen, wenn sie in der nächsten Stunde vernünftig behandelt werden könnte. Da aber mit so einer Behandlung nicht zu rechnen ist, vermute ich, dass sie nicht mehr lange genug aushalten wird. Falls doch, stehen ihre Chancen trotzdem nicht gut.« Er sah Kuris an. »Darauf zu hoffen, dass sie es schafft, wäre nicht sehr realistisch.«
Kuris akzeptierte das, hatte sie doch keine andere Antwort erwartet. Sie ließ ihn mit der schlafenden Kamiana allein.
Auch Merlik holte seine Decke und breitete sie neben Kamiana aus, um ein bisschen zu schlafen, nachdem er vorher Kandos Erlaubnis bezüglich dieses Schlafplatzes eingeholt hatte.
»Betrachten Sie sich als mit Kamiana verlobt, mein Junge«, sagte er. »Sie gehören damit zur Familie. In unserer Situation können wir gewisse Konventionen ruhig einmal außer Acht lassen.«
Es entging Merlik nicht, wie besorgt auch Kando war. Doch konnte er sich des Gefühls nicht erwehren, dass dessen Sorge nicht ausschließlich seiner todgeweihten Tochter galt. Aber er machte sich keine weiteren Gedanken darüber.
*
Merlik erwachte Stunden später von einer deutlichen Erschütterung des Bodens. Auch die anderen waren, so weit sie geschlafen hatten, schlagartig wach.
»Was hat das zu bedeuten?«, fragte Prenin und konnte nicht verhindern, dass seine Stimme zitterte.
Merlik lauschte wie die anderen eine Weile ohne etwas zu sagen. Die Erschütterungen waren nicht identisch mit denen, die von den Bombeneinschlägen verursacht worden waren.
»Ich glaube, das kommt von startenden Triebwerken«, sagte er leise. »Sehr vielen startenden Triebwerken.«
»Demnach … verlassen die Angreifer
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