Sternenfaust - 052 - Welten-Verwüster
mit seinem Körper geschützt, weshalb er die schwereren Verletzungen abbekommen hatte, denen er schließlich erlegen war. Sie hatten seinen Körper in einer der entfernteren Höhlen notdürftig bestattet. Doch sie alle waren sich im Klaren, dass es noch mehr Tote geben würde, wenn nicht bald Rettung kam. Falls Rettung kam.
»Rettung wird nicht kommen«, stellte Sifana resigniert fest. »Zumindest nicht rechtzeitig.«
»Das können wir nicht wissen«, widersprach Merlik, obwohl er selbst nicht so recht daran glaubte. »Ihr Onkel und ich wollen uns mal draußen umsehen. Vielleicht sind die Angreifer inzwischen fort und wir finden noch irgendwo Medikamente oder einen überlebenden Arzt.«
»Der wird viel zu viel zu tun haben, als sich auch noch um Kamiana kümmern zu können«, sagte Sifana nüchtern. »Ich schätze Ihre Versuche, mich aufzumuntern, aber machen Sie mir bitte nichts vor. Ich kann die Wahrheit durchaus ertragen.«
»Ja, das ist mir schon aufgefallen. Sie sind bemerkenswert gefasst und überlegt.«
»Dafür dass ich eine Frau bin?«
»Nein, in Anbetracht unserer Situation«, verbesserte Merlik. »Wie Ihnen sicher nicht entgangen ist, können Ihr Bruder und der Mann Ihrer Tante ihre Angst kaum beherrschen. Und sogar Ihr Vater ist nicht annähernd so gefasst wie Sie. Obwohl er sich natürlich größte Mühe gibt, dass das niemand bemerkt. Er ist schließlich der Patriarch.«
Sifana lächelte leicht. Merlik lächelte zurück, stand auf und ging wieder zu den anderen Männern. Wenig später brachen er und Slonan zu einem Erkundungsgang in den Eingangsbereich der Tempel auf.
Sie bewegten sich so vorsichtig wie möglich und blieben alle paar Meter stehen, um zu lauschen und mit einem Handscanner die Bereiche vor sich abzusuchen. Doch nirgends gab es Anzeichen dafür, dass sich außer ihnen noch jemand hier aufhielt. Trotzdem war die Expedition riskant, allein schon deshalb, weil sie sich damit erhöhter Strahlung aussetzten. Merlik hatten sich und Slonan zwar eine höhere Dosis seines Schutzmittels gespritzt, doch das Risiko blieb natürlich.
Sie brauchten zwei Stunden, bis sie den Eingangsbereich erreicht hatten. Je näher sie ihm kamen, desto wärmer wurde es, obwohl es wegen der Erdwärme unter den Höhlen umgekehrt hätte sein müssen. Das war kein gutes Zeichen. Zu ihrem Glück hielt sich auch im Eingangsbereich niemand auf, weder Überlebende Einwohner Otanos noch Feinde. Draußen brach gerade die Dämmerung herein. Doch was die beiden Männer trotz einfallender Dunkelheit erkennen konnten, war schlimm genug, dass sie auf einen intensiveren Anblick bei Tageslicht gern verzichteten.
Otarak existierte nicht mehr. Die Stadt bestand nur noch aus mehr oder weniger großen Trümmern. Einige Häuser am Stadtrand waren weitgehend verschont geblieben, doch überall schwelten Brände, loderten Flammen. In den Bereichen, in denen die Häuser nicht völlig zerstört waren, tauchten in regelmäßigen Abständen Lichter auf.
»Es gibt also außer uns noch Überlebende«, stellte Slonan erleichtert fest. »Ich hatte schon befürchtet, wir wären, zumindest aus Otarak, die einzigen.«
Er wollte die Deckung verlassen, doch Merlik hielt ihn zurück. Er scannte die Umgebung noch einmal gründlich und entdeckte: »Sie sind noch hier! Um die Stadt verteilt stehen ihre Schiffe. Die Lichter dort stammen nicht von Überlebenden, das sind die Feinde.«
»Aber was tun sie denn da?«, fragte Slonan verblüfft, ehe ihm die Antwort selbst dämmerte: »Sie plündern! Sie plündern, was sie noch nicht zerstört haben!«
»Es sieht so aus«, bestätigte Merlik bitter.
»Bei den Verwachsenen Göttern! Was sind das für Wesen, die erst alles in Schutt und Asche legen und danach seelenruhig die Trümmer durchwühlen?«
»Ein Feind, dem wir lieber nicht begegnen wollen«, war Merlik überzeugt. »Lassen Sie uns zurückgehen.«
»Glauben Sie, dass sie auch in den Höhlen nachsehen werden?«, fragte Slonan besorgt.
Merlik überlegte kurz. »Wenn sie tatsächlich in erster Linie oder vielleicht ausschließlich auf Plündern aus sind, halte ich das eher für unwahrscheinlich. Auf den ersten Blick sind die Höhlen eindeutig ein Naturphänomen. Falls sie Scans vornehmen und nicht dadurch unsere Anwesenheit entdecken, haben sie keinen Grund, sich darin umzusehen. Trotzdem empfehle ich, dass wir ab sofort Wachen aufstellen.«
»Unbedingt«, stimmte Slonan zu.
Sie kehrten zu den anderen zurück und wurden bei ihrer Ankunft mit
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