Sternenfaust - 053 - Die Morax
Japans Kampfflieger für eben diese Taktik berühmt und gefürchtet waren – Kamikaze, dieser Begriff hatte die Jahrhunderte überdauert.
»Captain, ich konnte die Daten der größeren Schiffe verfeinern«, rief Ashley Briggs. »Es handelt sich um Shuttles!«
Und die Shuttle-Piloten dachten nicht im Traum an eine selbstmörderische Aktion. Schnell wurde jedem klar, dass die Technik der Fremden ihre Eigenarten hatte. Die Schiffe beschleunigten unglaublich stark, ihre Bremswerte übertrafen also ebenfalls alles bis dahin Bekannte.
Wenn er so brutal abbremste, wäre das für jeden Jäger des Star Corps das Ende gewesen – abgesehen davon, dass die künstliche Gravitation den Andruck nicht hätte ausgleichen können und der Pilot zerquetscht worden wäre. Dana Frost kam nicht umhin, die Fremden um diese Technik zu beneiden.
Die Hülle der STERNENFAUST II klang wie eine Glocke, als die Schiffe mit großer Restwucht andockten.
Frost war wie erstarrt, als sie erkannte, was die Angreifer vorhatten. »Sie wollen uns entern …«
*
Sergeant Wanda Ndogo wollte das Quartier der J’ebeem-Flüchtlinge gerade verlassen, als vier Schläge das Schiff erschütterten.
Sifana Fanshur war einigermaßen zur Ruhe gekommen, auch wenn die Furcht sie nach wie vor beherrschte. Merlik Talas hingegen schlief noch immer. Wanda hatte nicht den Eindruck, als wenn ihre Anwesenheit hier noch Früchte tragen konnte. Vielleicht war es einfach am besten, wenn die J’ebeem für eine Weile alleine waren.
Doch die Ruhe, die ihnen wohl gut getan hätte, bekamen sie auf der STERNENFAUST nicht. Sofort nach den Schlägen, die Wanda für Geschosstreffer hielt, schrillte der Alarm erneut durch die Gänge. Vielleicht waren Atombomben in der Nähe des Schiffes explodiert. Jeder an Bord wusste, dass die Fremden diese abartigen Waffen verwendeten.
Commander van Deyks Stimme klang aus den Membranen der überall in den Wandungen verteilten Lautsprecher – und sie übertönte selbst die schrille Glocke. »Achtung, wir werden geentert! Alle Crew-Mitglieder unter Waffen. Halten Sie sich von den vier Schiffspunkten fern, die betroffen sind. Dort werden die Marines Stellung beziehen. Stören Sie diese Aktion nicht. Bewahren Sie Ruhe und kühlen Kopf. Van Deyk – Ende.«
Eine schöne Ansprache – nur war das mit der Ruhe und dem kühlen Kopf so eine Sache für sich. Die Massai war hin und her gerissen. Das Bedürfnis, sich an einen relativ sicheren Ort zu begeben, war groß. In der Nähe der kämpfenden Einheit an Bord hätte sie sich sicherer gefühlt als hier.
Doch es reichte ein Blick in Sifanas Augen, und Wanda hatte ihre Entscheidung getroffen. Sie konnte sich irren, doch eine der Erschütterungen war von den Gastkabinen nicht weit entfernt gewesen. Wenn die Angreifer die STERNENFAUST tatsächlich entern konnten, dann war das hier sicher nicht der sicherste aller Orte.
Ndogo blickte kurz auf den Gang hinaus. Hier und da huschte ein Besatzungsmitglied vorbei. Dann sah sie die schwere Panzerung eines Marines ganz in ihrer Nähe. Der Mann erblickte Wanda und gab ihr ein eindeutiges Zeichen – sie sollte unter allen Umständen in der Kabine bleiben. Der Gang war nun kein Ort mehr für das normale Personal. Die Marines unter Sergeant Takashi hatten nun die alleinigen Rechte dort.
»Sie werden uns alle töten. Haben wir es euch denn nicht gesagt? Bei den Göttern! Sie löschen uns einfach so aus … einfach so!« Sifana wollte sich nicht beruhigen. Ein kurzer Blick auf Merlik zeigte der jungen Schwarzafrikanerin, dass der J’ebeem erwachte. Sie konnte absolut nicht einschätzen, wie er reagieren würde, wenn er die Lage erfasste.
Draußen auf dem Gang wurden laute Schritte hörbar. Die Marines bezogen Stellung. Sie wussten so wenig wie jeder andere hier an Bord, was nun geschehen mochte.
Wanda Ndogo sah sich im Raum um. Kisten und Lagerboxen wohin man auch blickte. Außer den zwei breiten Liegen, einem Tisch und vier Stühlen war hier kaum noch etwas zu finden, das an ein wirkliches Gästequartier erinnerte. Vielleicht konnte man daraus ja nun eine Tugend machen.
Zumindest eine Aufgabe, um die nervlich angegriffene J’ebeem zu beruhigen.
»Sifana, fassen Sie mit an. Helfen Sie mir. Wir müssen die Tür so gut wie nur möglich verbarrikadieren.« Ohne auf die Reaktion der J’ebeem zu warten, begann die Massai, eine schwere Kiste zum Eingang zu zerren.
»Was soll das nützen? Sie wissen ja nicht, was die Fremden anrichten können.« Sifana
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