Sternenfaust - 053 - Die Morax
wenn überhaupt, dann nur in spärlicher Anzahl. Ravir mochte sich nicht vorstellen, was geschah, wenn tatsächlich Bomben fielen. Es würde vor den Bunkern zu grässlichen Szenen kommen. Jeder wollte doch leben.
Er auch. »Benna, komm zurück. Wir haben gesehen, was wir sehen wollten. Schnell – zögere nicht.« Es dauerte eine ganze Weile, bis die Antwort kam. Die fiel allerdings ganz anders aus, als Nonda es sich vorgestellt hatte.
»Nein, Vater. Ich werde nicht wieder auf Ebot-Mar landen. Wenn die Menschen Recht haben, dann wird unsere Welt schon bald eine atomare Hölle sein. Ich bin nicht verrückt – ich will auch weiterhin leben. Ich wünsche dir alles Gute, Vater, viel Glück.«
Der Funkkontakt brach spontan ab. Da kam nur noch Rauschen aus den Membranen. Ravir starrte auf den Bildschirm, der sich gleichzeitig verdunkelt hatte; in ihm konnte Nonda schwach sein eigenes Gesicht als Spiegelung erkennen. Deutlich genug allerdings, um das Entsetzen darin zu erkennen.
Benna hätte sicher landen können. Er wäre an Bord gegangen, und dann hätten sie die Sicherheit auf einer benachbarten Welt gemeinsam suchen können. Die Jacht konnte große Entfernungen zurücklegen. Sie hatte sich anders entschieden. Gegen ihre Verwandten, gegen alle Freunde … gegen den eigenen Vater.
Außer Ravir waren nur drei weitere J’ebeem im Raum, die peinlich berührt schwiegen. Was ihr Vorgesetzter da soeben erlebt hatte, das hätte keiner von ihnen gerne mitgemacht. Der älteste der Männer war gemeinsam mit Ravir nach Ebot-Mar gekommen. Ihm unterstand der Raumverkehr, der verschwindend geringe Ausmaße hatte. Erze und Pflanzengranulat wurden in regelmäßigen Abständen abgeholt, sicher, aber das war es dann auch schon.
Jetzt saß er vor der Raumüberwachung, auf dessen Screen er Bennas Jacht deutlich erkennen konnte. Das fremde Schiff lag wie ein unbeweglicher Brocken im All, während die Jacht mit hohen Werten beschleunigte und sich entfernte. Der Alte dachte sich im Stillen seinen Teil. Wahrscheinlich hätte er an Bennas Stelle nicht anders reagiert.
Die Bewegung kam so blitzartig, dass er sie beinahe übersehen hätte. Etwas hatte sich von dem Fremdraumer gelöst und schoss auf die Jacht zu. Die beiden Blips näherten sich unglaublich schnell an. Die Jacht vollzog eine Kursänderung – doch viel zu spät.
»Verwalter … ich … bei allen Göttern!« Der alte J’ebeem sprang aus seinem Sitz hoch. Er konnte es nicht fassen, doch der Bildschirm belog ihn nicht. Einer der beiden Blips war verschwunden! Der andere wechselte rapide auf einen Kurs, der ihn zu dem fremden Schiff zurückbrachte.
Hinter dem Mann erklangen Laute, die nicht von einem vernunftbegabten Wesen zu stammen schienen. Sie kamen aus dem Mund von Nonda Ravir, der mir Entsetzen realisierte, dass der verschwundene Blip auf dem Screen den Tod seiner Tochter bedeutete. Eiskalt und ohne Vorwarnung hatten die Fremden das kleine Schiff, das auf Fluchtkurs war, vernichtet.
Minutenlang starrte Ravir auf den Bildschirm, bis er die Hand seines alten Weggefährten auf der Schulter spürte. »Verwalter, kommen Sie. Wir müssen uns auch in Sicherheit bringen. Hier können wir nichts tun. Wir werden einen Bunker finden …«
Ravir schüttelte die Hand ab. »Geh du … Ich bleibe hier. Ich will sehen, wenn sie kommen.«
Der Alte zögerte, doch schließlich machte er sich auf den Weg. Er konnte Ravir sicher nicht von seiner Entscheidung abbringen.
Ebot-Mar war verloren. Es sei denn, ein Wunder geschah.
Und dieses Wunder konnte nur STERNENFAUST heißen …
*
Natürlich hatte man in der Zentrale der STERNENFAUST II alles beobachtet.
Van Deyk war beeindruckt. »Das Ausschleusen des Abfangjägers ging unglaublich schnell. Es war überhaupt nicht zu erkennen, dass sich da ein Hangar geöffnet hat. Wahrscheinlich arbeiten die mit einer ähnlichen Lösung wie wir – der Jäger liegt passgenau an der Außenhülle an.«
»Die Frage ist nur, wie viele dieser Schiffe sie besitzen. Wir sind mit nur einem Jäger nicht eben üppig ausgestattet.« Lieutenant Commander Robert Mutawesi gab während des Sprechens ständig neue Daten in seine Tastatur ein – Daten, die den Rechner zu immer neuen Analysen und Wahrscheinlichkeitsrechnungen animierten. »Über Otano konnten wir unzählige Signaturen feststellen. Es ist nur logisch, das bei einer Rasse, die planetare Raubzüge begeht, die Anzahl um ein Vielfaches höher liegt. Landen kann man mit einem solchen Koloss von
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