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Sternenfaust - 055 - Krieg in der Hohlwelt (1 of 2)

Sternenfaust - 055 - Krieg in der Hohlwelt (1 of 2)

Titel: Sternenfaust - 055 - Krieg in der Hohlwelt (1 of 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luc Bahl
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stieg mit ihrem gesunden Fuß in Kanturiols zusammengefaltete Handflächen, wurde von ihm wie mit einem Katapult nach oben geschleudert. Sie erwischte den Wächter mit beiden Fäusten und riss ihn, noch bevor er einen Laut des Schreckens von sich geben konnte, nach unten in die Grube. Ein gezielter Hieb gegen die Schläfe setzte den Schwarzpelz endgültig außer Gefecht.
    Hastig durchsuchten sie seine Kleider. Sie fanden den Schlüssel, mit dem sie das Schloss öffnen konnten, das die Ketten mit dem tief in den Boden gehauenen Pflock verband. Noch war der Wächter bewusstlos, aber sie mussten sich beeilen. Jeden Augenblick konnte die Ruhephase im Lager vorbei sein und selbst, wenn sie noch andauern sollte, konnte jeden Moment jemand an dem Erdloch vorbeikommen, besonders wenn er sah, dass der Wächter nicht mehr an seinem Platz am Rand der Grube saß.
    Es war mühselig, dem Wächter Harnisch, Helm und die für die schaschellonischen Truppen typischen gestreiften Hosen auszuziehen. Da sie wie erwartet für Kanturiol zu klein waren, zog Odira sie an. Sie streiften dem Wächter ihre edle Jagdkleidung über.
    »Schade um meine edle Kluft! Sein Zeug stinkt«, beschwerte sie sich flüsternd und rümpfte die kleine, feuchte Nase. Wortlos rieb Kanturiol ihr Gesichtsfell mit der feuchten, dunklen Erde ein, eine Prozedur, die sie umgekehrt auch bei ihm vornahm. Der Wächter war mit einem Krummdolch, einer am Gürtel zu tragenden kleinen Armbrust für kurze bis mittlere Distanz und einem Behälter für die Bolzen bewaffnet gewesen. Kanturiol nahm die Waffen an sich.
    »Was bekomme ich?«, zischte Odira zornig.
    Er zuckte mit den Schultern. »Das sehen wir von Fall zu Fall … und sobald wir hier raus sind …«, erwiderte er lakonisch.
    »Dann nimm wenigstens auch den Helm«, flüsterte sie und drückte ihm die unbequeme Kopfbedeckung mit einem wütenden Ruck in die Hand. »Dann hält man dich bei einem oberflächlichen, schlaftrunkenen Blick wenigstens für einen Schaschellon-Krieger.«
    Das darf aber nur ein sehr oberflächlicher Blick sein , dachte Kanturiol, sagte aber nichts. Der Wächter wurde angekettet und sicherheitshalber geknebelt. Dann beförderte er Odira wie zuvor über den Grubenrand. Jetzt kommt’s drauf an … , überlegte er, aber da ließ sie schon das dicke Tau hinab, und auch er kletterte aus dem Loch.
    Gebückt hasteten sie zwischen den niedrigen Zelten hindurch und erreichten den kaum mannshohen Wall, den Fürst Schaschellons Soldaten ausgehoben hatten, um ihr Lager notdürftig zu sichern.
    Kaum linsten sie vorsichtig über den Rand, teilte sich ihnen direkt gegenüber, kaum zehn Meter von ihnen entfernt, das Gebüsch und rund ein Dutzend Schaschellon-Krieger marschierten geradewegs auf sie zu. Sie zuckten zurück und verharrten hinter dem Wall, als sie den Befehl des Patrouillenführers hörten.
    »Rechts um.«
    Kanturiol fürchtete, dass selbst sein hastig gehender Atem sie verraten würde. Es war, als würde der Trupp in Armeslänge an ihnen vorbeimarschieren. Ihre Schritte wurden leiser.
    Eine Falle! Ist das eine Falle?
    Wie ein feuriges Rad rotierte dieser Gedanke durch seinen Kopf. Vorsichtig schob er sich über den Rand des Walls und sah die beiden letzten Krieger der Patrouille um die Ecke des Lagerwalls biegen.
    »Schnell!«, sagte er heiser. Sie hechteten in dem Moment auf die andere Seite, als der Patrouillenführer an der Spitze seines Trupps das grob gezimmerte Holztor zur Seite schob und das Lager betrat.
    Sie rannten immer noch gebückt durchs Unterholz, als die Geräusche des Dschungels längst die Befehle und Laute des erwachenden Lagers übertönten.
    »Wir sind noch nicht in Sicherheit«, sagte Kanturiol keuchend, als sie schließlich erschöpft haltmachten. Nach seinem Gefühl mussten sie längst die neutrale Zone rings um den Tempel der heiligen Affen erreicht haben. Nach der Truppenkonzentration rings um das Heiligtum zu urteilen, sagte das jedoch wenig.
    »Fürst Schaschellon wird das Netz seiner Patrouillen rings um den Tempelbezirk immer enger ziehen«, sagte Odira, die sich erschöpft hatte zu Boden fallen lassen. »Und das bedeutet, dass es hier in Kürze keinen einzigen Ort mehr geben wird, an dem wir sicher wären …«
    »Du hast Recht«, gab Kanturiol zu. »Möglicherweise haben die Kazan-Wächter längst gemerkt, dass sie immer weniger werden.«
    »Bei einem Schwund von ein paar Wächtern werden sie noch keinen Verdacht schöpfen«, entgegnete Odira. »Der Dienst bei den

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