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Sternenfaust - 055 - Krieg in der Hohlwelt (1 of 2)

Sternenfaust - 055 - Krieg in der Hohlwelt (1 of 2)

Titel: Sternenfaust - 055 - Krieg in der Hohlwelt (1 of 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luc Bahl
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in wenigen Stunden zurückerwartet. Und da ich nicht gekommen bin und du fehlst, werden der General und mein Vater zwei und zwei zusammenzählen können …«
    Kanturiol schwieg grimmig.
    »Gib auf«, fuhr Odira fort. »Sie sind uns auf den Fersen. Wenn du dich ergibst, werde ich mich bei meinem Vater für dich einsetzen. Du weißt, dass ich dich mag …« Sie schrie auf, da er ihr verletztes Bein mit einem Ruck von sich gestoßen hatte.
    »Schweig!«, schrie er. »Du würdest dafür sorgen, dass ich auch bei meiner Hinrichtung in dein lächelndes Gesicht blicken müsste.« Augenblicklich verdüsterte sich ihre Miene, aber sie sagte nichts mehr. Grob streifte er ihr den Stiefel wieder übers Bein und starrte sie dabei wütend an. Sie hielt seinem Bück mit funkelnden Augen stand und ließ sich von ihrem Schmerz nichts mehr anmerken.
    »Los, steh auf«, befahl er und zerrte an der Leine. »Es ist mir egal, ob du noch laufen kannst. Wenn nicht, lass ich dich hier zurück …« Er bewegte mit einer nachlässigen Geste das Bajonett in ihre Richtung.
    »Es wird schon gehen«, sagte sie leise.
    »Das wollen wir schwer hoffen!«, ertönte es in diesem Moment. Kanturiol wirbelte herum. In zehn Metern Entfernung teilte sich der Blättervorhang und eine Armbrust mit gespannter Sehne und abschussbereitem Bolzen richtete sich direkt auf seine Brust. Jetzt raschelte es von allen Seiten. Langsam drehte sich der Jäger um die eigene Achse. Mindestens ein Dutzend Armbrüste zielten auf sie. Die Schützen trugen einheitliche silbern glänzende Brustharnische und auffällig geschwungene Helme. Abgesehen von einzelnen weißen Flecken glänzten ihre Felle in lichtschluckendem Schwarz.
     
    *
     
    »Danke! Ganz herzlichen Dank, Kanturiol!«, raunzte Odira wütend.
    »Ruhe!«, zischte der Wächter. »Noch einen Ton und ich stopfe euch das Maul!«
    Sie befanden sich in einem gewaltigen Lager. Mindestens tausend Kämpfer hausten hier in mehr als dreihundert Klein-Zelten. Feuer, das hatten sie schon mitbekommen, war verboten. Jedes der Zelte war mit Zweigen und Laub getarnt, so als müssten sie auch vor dem Blick des Himmelsauges verborgen werden. Ständig patrouillierten Wachen in weitem Umkreis um das Lager. Sie waren nicht die einzigen Gefangenen. Auch das hatten sie bereits gesehen.
    Die Krieger gehörten zu den Truppen von Fürst Schaschellon. Kanturiol vermutete, dass es sich auch bei dem Lager, in dem sie sich befanden, nicht um das einzige handelte, aber zweifellos um dasjenige, das am weitesten in die Ländereien des Fürstentums Malachenko vorgeschoben worden war.
    Leider hatte man sie nicht zu den anderen Gefangenen gesperrt, die in einer feuchten Erdmulde hockten, jeder mit Eisenketten an den anderen gefesselt. Obwohl ihre Uniformen verschmutzt und zerrissenen waren, konnte man sie eindeutig erkennen. Die schillernd grüne Farbe war den Truppen des Kazan vorbehalten und hier in dieser Region gab es nur einen Ort, an dem Soldaten des Kazan stationiert waren.
    Sorgfältig beobachtete Kanturiol den Wächter, der abkommandiert worden war, um auf sie aufzupassen. Der Mann war müde, normalerweise hätte er jetzt in seinem Zelt hegen und schlafen sollen. Aber er war nicht müde genug, um einzuschlafen. Sie hatten gehört, als man sie in ihr eigenes Erdloch stieß und aneinanderkettete, dass er in wenigen Stunden abgelöst werden sollte.
    Wenn wir Pech haben, hält er auch noch genauso lange durch , überlegte Kanturiol.
    Vorsichtig robbte er millimeterweise an Odira heran. Immer wieder blieb er liegen, schaute nach oben, ob der Wächter etwas von der Bewegung mitbekommen hatte. Sorgfältig vermied Kanturiol jedes Klirren der Ketten. Er presste sich an Odiras Körper und hielt wieder inne. Er spürte, dass sie hellwach war. Würde sie protestieren, schimpfen? Er fühlte, wie sich ihre Muskeln zusammenzogen, aber sie blieb still.
    »Wir müssen fliehen«, zischte er ihr ins Ohr.
    »Ach ja, und wie stellst du dir das vor?«, höhnte sie zurück, flüsterte aber ebenso leise. Ein rascher Blick nach oben zu dem Wächter am Rand des Erdlochs, der schlaftrunken auf seine Füße starrte. Er hörte sie nicht.
    »Wenn erst einmal der Kommandant der Schaschellon Zeit findet, sich mit uns zu beschäftigen, wird er erkennen, was für einen Fang er da gemacht hat …«, flüsterte er.
    »Ein Wunder«, zischte sie. »Das erste Anzeichen von Verstand, das sich in einem hirnlosen Schädel regt … In der Tat, die Gefahr ist groß, dass jemand von Adel

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