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Sternenfaust - 055 - Krieg in der Hohlwelt (1 of 2)

Sternenfaust - 055 - Krieg in der Hohlwelt (1 of 2)

Titel: Sternenfaust - 055 - Krieg in der Hohlwelt (1 of 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luc Bahl
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bringen … Valentina staunte nicht schlecht. Er muss sehr früh am Morgen gekommen sein und war rücksichtsvoll genug, mich nicht zu wecken … Vor allem verblüffte Valentina jedoch, dass es sich bei dem Brief um eine simple Einladung handelte. Zu einem zwanglosen, informellen Gespräch unter Freunden. Eine Einladung, das machte das Briefpapier und die Form der Zustellung deutlich, die man nicht ablehnen konnte.
    »Erster Vertragsbruch«, knurrte Valentina.
    Sie hatte sich von Rudenko ausbedungen in der Vorbereitungsphase des Wahlkampfes, also in jener Zeit, in der noch keine Veranstaltungen stattfanden, regelmäßig ein paar Tage freinehmen zu dürfen, um gut ausgeruht die heiße Phase des Wahlkampfes durchstehen zu können. Als eine der treibenden politischen Kräfte hinter Rudenkos Kandidatur stand Pro Humanity und ihre Vorsitzende Sarah Windsor. Die Einladung war also alles andere als privat und diente mit Sicherheit nicht dem Dreiklang aus Zerstreuung, Entspannung und Vergnügen.
    Sie sah auf die Uhr.
    Aus dem verlängerten Wochenende in ihrer schlichten Residenz in der Abgeschiedenheit des Haut Atlas, die über zwei Zimmerchen plus Bad verfügte, würde sie in eine mindestens fünfzig Zimmer umfassende Residenz auf der anderen Seite des Erdballs umziehen müssen. Sarah Windsor erwartete sie um Punkt fünf zum Tee.
    Valentinas Stratogleiter parkte in einem Hangar in der Nähe Marrakeschs. Für die knapp hundert Kilometer bis zu ihrem Feriendomizil benutzte sie einen offenen Antigrav-Rider, der bis maximal fünfzehn Meter vom Boden abheben konnte und die zulässige Höchstgeschwindigkeit von 250 km/h für solche Fahrzeuge auch erreichte. Wie alle Antigrav-Rider, auf denen man rittlings saß wie auf einem Pferd oder einem antiken Motorrad, wurde auch Valentinas Rider immer langsamer je weiter sie sich vom Boden entfernte. Und je tiefer sie dahinglitt, desto mehr Hindernisse standen im Weg und bremsten das Tempo. Mit viel Gegenverkehr war in dieser Region zum Glück nicht zu rechnen, aber wie sie es auch anstellte, sie würde mindestens eine Stunde benötigen, um zu ihrem Stratogleiter zu kommen. Umziehen und schminken konnte sie sich notfalls während des Fluges über den Atlantik.
    Es war knapp, aber zu schaffen.
     
    *
     
    Als Valentinas Gleiter aus der Stratosphäre auf die wie eine Perlenkette im Golf von Mexiko aufgereihten Art-Keys hinabkippte, war aus der burschikosen Frau, die sich auch problemlos unter Beduinen und Berber mischen konnte, wieder die elegante Madame Duchamp geworden, deren glamouröse Ausstrahlung jeden Mann und jede Frau über ihr wahres Wesen hinwegtäuschte.
    Die Art-Keys waren in der Endphase der irdischen Nationalstaaten entstanden, als schwere Unruhen die gesamten Vereinigten Staaten erschütterten. Sie waren als Reaktion auf das Bedürfnis der Superreichen und Mächtigen nach nahe gelegenen und dennoch leicht abzuschottenden Refugien gebaut worden. Die künstliche Inselkette erstreckte sich in einem sanft geschwungenen, halbkreisförmigen Bogen südwestlich von Key-West und ragte weit in den Golf von Mexiko.
    Später entstanden weitere Art-Keys, die dann geografisch nichts mehr mit dem südlichsten Teil Floridas zu tun hatten, zwischen den Bahamas, den westindischen Inseln und den Antillen. Meist handelte es sich dabei um schwimmende Inseln. Nur selten war das Meer flach genug, um so weit aufgeschüttet zu werden, dass eine echte Insel entstand.
    Die Ausdehnung und die ausgeklügelte Form der flexiblen Verankerung am Meeresgrund verlieh den schwimmenden Inseln eine gute Stabilität, die sie vor den meisten Tropenstürmen schützte. Trotzdem hatte noch niemand die große Art-Key-Katastrophe von 2103 vergessen, als der Hurrican Wilbur ein halbes Dutzend dieser Inseln nicht nur zerstörte, sondern wie fliegende Riesentorpedos vor sich über das Meer trieb bis sie bei Sarasola gegen die Küste getrieben wurden und dort nicht nur die Hafenanlage, sondern auch zwei Drittel des Ortes dem Boden gleichmachten. Die Trümmer der Unglücksinseln verteilten sich über die ganze Küste, weit über St. Petersburg (Florida) hinaus und noch Jahre später fischte man in der Nähe von New Orleans Überreste der zerstörten Art-Keys aus dem Wasser.
    Als Valentina zur Landung ansetzte und vom automatischen Leitsystem Windsor-Islands in einen zum Wasser offenen Hangar gelotst wurde, war der Himmel jedoch strahlend blau, das Wasser spiegelglatt und keinerlei verdächtige Wolkenballung auf dem

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