Sternenfaust - 062 - Bis in den Tod (2 of 2)
tiefere Absicht hinter Atraans Vorgehen schien plötzlich glasklar vor ihr zu liegen.
Sie ist so einfach! Er hofft, dass weitere Star Corps Schiffe durch die Blasen mit evakuierten Sklaven angelockt werden. Wenn dann das große Inferno losbricht, ist der Zerstörungseffekt um so größer.
*
»Gauss 1-4 evakuieren!«, befahl Lieutenant Commander Brett Carlos. »Die Sektion muss sicherheitshalber abgeschottet werden. Es steht ein Aufprall bevor und es ist mit schweren Schäden zu rechnen.« Der Taktikoffizier der MARIA STUART wartete ungeduldig die Bestätigungen der betreffenden Waffenoffiziere ab.
Innerhalb von weniger als einer halben Minute war die Sektion evakuiert und abgeschottet.
Carlos machte eine entsprechende Meldung an den Captain.
Captain Gossan nickte zur Bestätigung nur leicht. Was jetzt geschieht ist nicht aufzuhalten! , ging es ihm durch den Kopf.
»Maximaler Schwenk nach Steuerbord!«, meldete Hansson. Der Rudergänger hatte in den letzten Minuten wirklich alles getan, was in seiner Macht stand. Lieutenant Keith McCall, der Leitende Ingenieur, war in einer Interkom-Dauerkonferenz zugeschaltet worden und hatte zusammen mit seinem Team aus erstklassigen Technikern ebenfalls an diesem Problem gearbeitet. Leider nur mit mäßigem Erfolg. Es war selbst bei voller Ausnutzung der durch den Mesonenantrieb gegebenen Manövriermöglichkeiten nicht zu verhindern, dass die MARIA STUART mit einem ihrer Sichelbögen die Außenhülle des Morax-Mutterschiffs touchierte.
Welche Auswirkungen das für beide Schiffe hatte, war noch überhaupt nicht abzuschätzen. Die Außenhülle des Morax-Mutterschiffs bestand aus einer Legierung, die über keine besonders ausgeprägten Panzereigenschaften zu verfügen schien. Zumindest ließ die Auswertung der aus dem bisherigen Gauss-Beschuss gewonnenen Daten diesen Rückschluss zu.
»Noch drei Minuten bis zum Kontakt!«, meldete Kjell Hansson.
»Sir, weitere Systeme fallen durch Überlauf der Datenspeicher aus!«, meldete unterdessen DeKerk.
»Zugriff dieses fremden Datenstrahls auf unseren Rechner ist nicht zu stoppen!«, ergänzte McCall.
»Dann unterbrechen Sie einfach die Energiezufuhr, L.I.!«, entfuhr es Gossan mit hochrotem Kopf. »Schlimmer kann es dadurch auch nicht werden.«
»Energiezufuhr befindet sich nicht mehr in unserem Zugriff!«, meldete McCall.
»Das kann ich leider nur bestätigen«, sagte Hansson.
»Captain!«, rief Lieutenant Knight. »Noch immer keine Antwort von Admiral Levonian und dem Rest unserer Flottille. Das einzige, was ich momentan empfange, ist ein allgemeines Notrufsignal im Normalfunkbereich. Es stammt aus dem Orbit von Kessimu VII und beinhaltet die Kennung einer Landefähre der SIKANDER.«
»Was ist mit der SIKANDER?«
»Offenbar wurde sie von den Morax geentert. Es gibt nur eine Handvoll Überlebende. Und noch etwas: Diese Meldung ist mehrere Stunden alt!«
»Na großartig!«, knurrte Gossan sarkastisch. »Dann können wir voller Optimismus unserem eigenen Untergang entgegenfliegen.«
»Aufprall in wenigen Sekunden!«, rief Hansson.
Gossan ließ sich in seinem Kommandantensessel nieder und hielt sich vorsorglich an den Handläufen fest.
Ein furchtbares, knarrendes Geräusch durchlief das Schiff. Der Bereich, in dem sich die Gauss-Geschütze 1-3 befanden, schrammte in die relativ weiche Außenhaut des Morax-Schiffes hinein. Sofort wurde der Totalausfall der betreffenden Waffenstationen gemeldet. Risse traten auf. Panzerplatten wurden deformiert und drückten sich ins Innere des Schiffes. Die Atemluft entwich aus der betreffenden Sektion, die glücklicherweise bereits abgeschottet war. Die MARIA STUART hakte sich fest und verlieh dem riesigen Morax-Raumer jetzt einen leichten Drall. Langsam begann eine chaotische Eigenrotation des Mutterschiffs.
»Starke Deformationen an der Halbsichelsektion an Backbord!«, meldete DeKerk.
»Captain, wir hängen fest!«, meinte Hansson. »Ohne eine Wiedererlangung der Antriebskontrolle kommen wir hier nicht weg, bevor uns das ganze Schiff vermutlich um die Ohren fliegt!«
Das Licht begann zu flackern.
»Ich sagte ja, dass fortwährend weitere Teilsysteme durch den Überlauf der Datenspeicher in Mitleidenschaft gezogen werden«, kommentierte DeKerk dieses Ereignis. Sie drehte sich herum und wandte sich an den Ersten Offizier. »Mister Carlos, bitte überprüfen Sie doch die im Moment gerade eingehenden Daten …«
»Zwei Sauerstoffblasen!«, murmelte dieser mit zerfurchter Stirn.
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