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Sternenfaust - 064 - Relikt Hohlwelt

Sternenfaust - 064 - Relikt Hohlwelt

Titel: Sternenfaust - 064 - Relikt Hohlwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luc Bahl
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William handeln. Links lag eine weitere Gestalt, notdürftig umhüllt von verschmutzten Stofffetzen, denen die Uniform, die sie einmal bildeten, kaum noch anzusehen war. Die seltsam leeren, entrückt wirkenden Facettenaugen gehörten eindeutig zu Simon E. Jefferson.
    Erst jetzt glitt ihr Blick an sich selbst herab und sie erschrak. Ihr eigener Anblick war um keinen Deut besser. Sie schien nur noch fasrige Uniformreste am Leib zu tragen, so als wäre sie in die Krallen eines riesigen, wilden Raubtieres geraten. Seltsamerweise widersprach diesem ersten Eindruck die Tatsache, dass sie überall dort, wo ihre nackte Haut zu sehen war, keine ernsthaften äußeren Verletzungen, noch nicht einmal übermäßig viele Kratzer oder Schürfwunden erkennen konnte.
    Ihr Zustand erinnerte sie an einen Museums-Besuch vor langer Zeit.
    Dort war eine Maschine aus dem zwanzigsten Jahrhundert ausgestellt worden, die damals von der Armee eines kleinen Landes als Kartoffelschäl-Apparat eingesetzt wurde. Das Gerät funktionierte immer noch und das Personal des Museums führte es vor. Die Kartoffeln wurden in eine große, sich rasch drehende Trommel gesteckt, deren Innenfläche wie eine grobe Feile aufgeraut war. Durch die Rotation wurden sie gegen den Rand geschleudert und verloren dort an den scharfen Kanten ihre Schale.
    Danas erster Gedanke war, dass sie und ihre Kameraden in eine derartige Maschine geraten waren. Zum Glück schien sie ein großer Unbekannter rechtzeitig abgestellt zu haben, denn sie erinnerte sich auch daran, dass jene alte Schälmaschine – ließ man sie einfach weiterlaufen – die Kartoffeln solange abschliffen und zerkleinerten bis nichts mehr von ihnen übrig war.
    Ein Laut ertönte, der klang, als huste jemand oder etwas. Bruder William schien wieder zu erwachen. Gleichzeitig pendelte Danas Blick nach oben. Ein heiserer Schrei kämpfte sich aus ihrer Kehle. Für Bruder William musste der Schock noch größer gewesen sein. Denn das erste was er sah, als er die Augen öffnete, war der grotesk verrenkte Körper ihres Shuttle-Piloten, der in vier, fünf Metern Höhe über ihnen in den Ästen eines Baumes hing. Einer der spitzen Äste war direkt in seinen Hals eingedrungen und hatte sich seitlich an der Wange wieder herausgebohrt. Der Rücken lag in Höhe der Lendenwirbel in einem scharfen, rechten Winkel über einem anderen Ast. Die Beine waren unnatürlich verdreht und baumelten in der sanften Brise, die durch das Laub strich, sodass sie wie die toten Gliedmaßen einer Marionette wirkten. Dieser Eindruck wurde noch durch die ebenso widernatürlich verrenkten Arme verstärkt.
    Das Schlimmste aber war, dass Shack noch zu leben schien und offensichtlich bei Bewusstsein war. Der Kehlkopf war anscheinend nicht komplett zerstört, sondern noch in der Lage Laute von sich zu geben. Unartikulierte, furchtbar anzuhörende Laute unsäglichen Leides.
    Dana sah auf den ersten Blick, dass man Dan Shack nur noch in einer Hinsicht helfen konnte: sein Leiden möglichst schnell abzukürzen. Die Haltung, mit der er im Baum hing, zeigte deutlich, dass eine Vielzahl von Knochen gebrochen waren, vor allem die Wirbelsäule, von inneren Verletzungen ganz zu schweigen.
    Und sie sah, dass das, was ihrem Piloten zum Verhängnis geworden war, ihnen umgekehrt das Leben gerettet hatte. Sie waren offensichtlich aus unbekannter Höhe zu Boden gestürzt und nur die breiten, dicht belaubten Kronen der Bäume, zwischen denen sie lagen, hatten den Sturz abgemildert. Rasch überprüfte sie, ob sie sich nichts gebrochen, verrenkt oder verstaucht hatte, aber abgesehen von einem unangenehmen Gefühl der Taubheit in der Seite, mit der sie auf dem Boden gelegen und wohl auch aufgeprallt war, schien alles in Ordnung zu sein. Aus den Augenwinkeln verfolgte sie, dass Bruder William und Simon E. Jefferson sich ebenfalls hochkämpften und weitestgehend unversehrt zu sein schienen.
    »Wir …«, sagte sie heiser, »wir müssen ihm …« Ihr Blick ging nach oben und sie stockte. Jedoch nicht wegen des jammervollen Anblicks ihres so furchtbar verletzten Piloten, sondern weil auf einmal Stimmen zu hören waren. Viele Stimmen, unbekannte Stimmen, die in einer fremden Sprache miteinander redeten und sich rasch näherten.
    »Helfen. Wir müssen ihm helfen«, vervollständigte Bruder William Danas Satz. Sie nickte und wies zugleich auf die aufwändig, um nicht zu sagen pompös gekleideten Katzenwesen, die sie in einem großen Kreis umrundeten. Einzelne spitze Schreie

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